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164 - Der vielarmige Tod

164 - Der vielarmige Tod

Titel: 164 - Der vielarmige Tod
Autoren: Ronald M. Hahn
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Kira aus der Gewalt der Entführer befreien. Sie hatte genug erlauscht, um zu ahnen, was die Frau am Ende der Reise erwartete.
    Aruula wartete eine halbe Stunde. Dann schlich sie in die Richtung, aus der sie gekommen war.
    Es war nicht schwierig. Das Licht des Feuers leitete sie. Und niemand würde sie jetzt noch in der Nähe vermuten.
    Am Lagerplatz hörte sie murmelnde Stimmen. Die Kaàliten waren aufgebracht. Aber ein Opfer hatten sie ja noch… Kira Kapoor.
    Aruula wartete ab, bis sie das Feuer löschten. Der Gehilfe des Kutschers nahm auf dem Bock Platz und ließ die Peitsche knallen. Die zottigen Biester setzten sich schnaufend in Bewegung.
    Aruula nahm Schritt auf und folgte dem Gefährt. Dann sah sie die große Kiste am Heck der Kutsche, die offenbar ein Gepäckfach war. Es fiel ihr nicht schwer, die Klappe zu öffnen.
    Im Licht des Mondes sah sie, dass die Kiste leer.
    Was hatte Maddrax doch immer gesagt?
    Besser schlecht gefahren als gut gelaufen.
    ***
    Als Kapitän Pofski in der Hoffnung, dass der Alptraum zu Ende war, die Augen öffnen wollte, stellte er fest, dass das linke zugeschwollen war.
    Er lag bäuchlings auf steinigem Boden, mit der Nase in einer klatschnassen Pfütze. Die Umgebung roch fischig, was ihn sehr wunderte, da er fast so weit vom nächsten Meer entfernt war wie von der silbernen Scheibe des Mondes.
    Sein gesundes Auge funktionierte allerdings, wenn er es nicht allzu heftig bewegte. In diesem Moment erspähte es die Schönheit, von der Karan geglaubt hatte, sie sei Aruula.
    Nun ja, wenn das blauschwarze Haar Kiras Haupt umwehte und man ihr Gesicht aus der Ferne sah, konnte man sie tatsächlich mit der Frau von den Dreizehn Inseln verwechseln.
    Zudem, und dies war bei der Verwechslung entscheidend gewesen, wies sie jene Körperbemalung auf, die für Aruula so charakteristisch war.
    Was aus der Barbarin geworden war und wo sie steckte, waren Fragen, die Kapitän Pofski in diesem Augenblick fast ebenso interessierten wie die, was die Kaàliten mit ihnen vorhatten.
    »Zum Glück bleibt uns das Schicksal erspart, das sie für Kira vorgesehen hatten«, hörte er Karan murmeln. Dann verfiel der Induu in seine Muttersprache und brabbelte vor sich hin.
    Kira, die als Angehörige der Oberschicht auch die Sprache der Wandernden Völker beherrschte, erläutete ihm, dass er sich bei seiner Familie und seinen Verwandten verabschiedete. Karan schien tausend Verwandte zu haben, denn er fand kein Ende.
    So hatte Pofski genügend Zeit, seinen etwas einseitig ausgerichteten Blick umherschweifen zu lassen. Laut dem, was er sah und hörte, zog er den Schluss, dass sie sich im Inneren des Zwiebelturms befanden – in den Raum mit dem Becken, in das Karan sich gestürzt hatte, um die vermeintliche Aruula zu retten.
    Er hob den Kopf. Zu seiner Verblüffung konnte er dies tun, ohne dass er abbrach. Nun merkte Pofski, dass man ihm die Hände mit einem Strick auf den Rücken gefesselt hatte. Karan und Kira lagen ebenso verpackt neben ihm. Der Boden war nass. Rechts und links der Eingangstür brannten Fackeln.
    Wurden sie bewacht? Pofski drehte sich auf die Seite, konnte aber niemanden erspähen. Er schaute an die Decke. Das Loch im Turm zeigte ihm, dass draußen der Morgen graute. Er fühlte sich wie durch eine Mangel gedreht und wagte sich nicht vorzustellen, wie groß die Beule an seinem Kopf war. Zum Glück hatte die lederne Pilotenkappe das Schlimmste verhindert.
    Hinter ihnen plätscherte irgendwas.
    Kira schnappte entsetzt nach Luft.
    Karan Khan hörte auf, sich von seiner Familie zu verabschieden, und fragte: »Was war das?«
    »Keine Ahnung.« Kapitän Pofski biss die Zähne zusammen und versuchte sich aufzurichten.
    Da er ein schmaler und zäher kleiner Kerl mit strammen Muskeln war und nie Raubbau an seinem Körper getrieben hatte, gelang es ihm problemlos. Zehn Sekunden später saß er auf seinem Hinterteil und versuchte das Zwielicht im Inneren des Raumes – und vor allen Dingen über dem Becken – zu durchdringen.
    Es war ihm unvorstellbar, dass das Ding mit den Fangarmen Karans Handgranate überlebt haben könnte. Außerdem hatte er ja mit eigenen Augen Tonnen von Fleischfetzen durch den Raum fliegen sehen.
    Wo waren diese Fetzen eigentlich? Hätten sie nicht überall hier herumliegen und an den Wänden kleben müssen?
    Ah, nein. Bestimmt hatte die durch die Explosion entstandene Flutwelle sie ins Becken zurückgespült, wo sie dann…
    Schwammen sie etwa auf dem Wasser? Kapitän Pofski reckte den
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