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164 - Der vielarmige Tod

164 - Der vielarmige Tod

Titel: 164 - Der vielarmige Tod
Autoren: Ronald M. Hahn
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ihr…«
    »Was machen wir jetzt?« Der Russe schaute sich unbehaglich um. Ihr Unternehmen war ein Schlag ins Wasser gewesen. Sie hatten zwei Kettenhunde der Kaàliten getötet.
    Irgendwann würden sie abgelöst werden. Wenn man dann ihre Leichen fand, wusste der Hausherr, dass jemand in sein Heiligtum eingedrungen war.
    Das war nicht gut! Selbst wenn sie vorher entkamen, würde man ab jetzt wachsamer sein und die Posten verstärken. Wenn sie also eine Chance haben wollten, Aruula zu retten, mussten sie verhindern, dass sie überhaupt ins Heiligtum geschafft wurde. Sie mussten die Kaàliten abfangen, die hierher unterwegs waren!
    Karan bückte sich und hob seine tote Base auf.
    »Was hast du vor?«, fragte Pofski nervös.
    »Ich nehme sie mit und begrabe sie im Wald«, erwiderte Karan traurig. »Du glaubst doch nicht, dass ich sie dem grässlichen Monstrum im Becken überlasse?«
    »Natürlich nicht.« In Pofskis Kopf drehte sich alles.
    Außerdem war es jetzt ohnehin egal. Ihre Feinde würden ohnehin in Kürze wissen, dass sie hier gewesen waren.
    ***
    Auch als die arme Kavita begraben war und der Regen aufhörte, fanden Karan Khan und Kapitän Pofski keine Ruhe.
    Sie ließen so viel Heißluft aus dem Ballon, dass er die Wipfel der Urwaldbäume nicht überragte, und gingen dann an ihrem Lagerplatz am Flussufer ruhelos auf und ab. Sie konnten nichts anderes tun als die Ohren zu spitzen und darauf zu warten, dass sie das Schiff hörten, das Aruula an diesen Ort bringen würde.
    Doch es kam und kam nicht. Irgendwann vor Sonnenaufgang nahm Kapitän Pofski, um sich abzulenken, mit seiner Angel am Yamuna Platz und zog binnen weniger Minuten zwei prächtige dreiäugige Fische aus dem Wasser. Er briet sie er über einer kleinen Flamme. Der Duft lockte Karan Khan an, und sie setzten sich ins Gras und schlugen sich den Bauch voll.
    Im Zustand der Sattheit sah die öde Welt gleich besser aus.
    Nach einer kurzen Katzenwäsche waren sie wieder voller Tatendrang.
    »Wir haben noch den Schlüsselbund«, sagte Karan und hielt ihn Pofski unter die Nase. »Ich habe nachgedacht… Auch wenn unsere Feinde die Leichen der Wachleute inzwischen gefunden haben, möchte ich wetten, dass sie nicht auf die Idee kommen, wir könnten uns noch einmal in ihr Heiligtum schleichen.«
    Pofski schaute verdutzt. »Das musst du mir erklären.«
    »Ganz einfach«, führte Karan aus.
    »Kavita ist verschwunden, und sie wissen nichts von ihrem Tod. Müssen sie dann nicht davon ausgehen, dass wir in dem Tempel eingedrungen sind, um sie zu befreien? Und müssen sie nicht auch den Schluss ziehen, dass wir, nachdem unsere Aktion scheinbar erfolgreich war, wieder auf dem schnellsten Weg von hier verschwinden?«
    »In der Tat.« Kapitän Pofski. »Ich jedenfalls würde an deren Stelle so denken. Vermutlich haben sie ein Kommando ausgeschickt, das nun nach Spuren der geheimnisvollen Befreier sucht.«
    »Ja.« Karan nickte. »Aber der Regen hat längst jede Spur verwaschen!«
    Sie nahmen erneut ihre Waffen und schlichen von hinten an den weißen Tempel heran. Der Leichnam des schlappohrigen Kettenhundes war nicht mehr da, aber vor dem Seitenportal, durch das sie am Abend zuvor eingedrungen waren, standen nun drei seiner Art. Ihre Mienen waren so grimmig, als hätte man ihnen für den Fall einer Unachtsamkeit mit dem Tode gedroht.
    Karan fluchte leise. »Da kommen wir nicht rein.«
    An dem erbeuteten Schlüsselbund hingen ein Dutzend Schlüssel, und so huschten sie neben dem Taj Mahal durch den Dschungel und hielten nach anderen Türen und Toren Ausschau.
    Sie zählten an jeder Seite eins. Der größte Eingang befand sich an der Vorderseite. Dort gingen sechs Posten auf und ab.
    »Es ist aussichtslos«, sagte Kapitän Pofski, als sie in der Astgabel eines Baumes hockten und den Marmorpalast aus der Ferne beobachteten. »Wir sind aufgeschmissen.«
    »Kavita musste sterben, weil wir zu spät kamen«, sagte Karan. Er schaute zum Zwiebelturm hinauf und runzelte die Stirn, als sei ihm gerade eine Idee gekommen. »Das wird uns nicht noch mal passieren. Auch wenn ich deine Gefährtin Aruula nicht kenne: Ich werde treu zu dir stehen, bis wir sie gerettet haben – denn auch ein Khan lässt keinen Genossen im Stich.«
    Pofski fand Karans Treue rührend. Als sie vom Baum herabsteigen wollten, sahen sie aus südlicher Richtung eine von vier Yakks gezogene Kutsche heranrumpeln.
    Sie hielt vor dem Hauptportal an. Der Kutscher sprang ab und öffnete den Verschlag. Drei
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