Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1639 - Signale aus NGC 6503

Titel: 1639 - Signale aus NGC 6503
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
war leer - bis auf ein paar reglose Gestalten, Überreste derer, die unter den Hieben der Neuropeitschen zusammengebrochen und von ihren Artgenossen zu Tode getrampelt worden waren. Wie immer konnte man ihre Körperform nicht genau erkennen. Sie wirkten insektenhaft, aber die Konturen verschwammen hinter waberndem Dunst, der die todesstarren Körper einhüllte.
    Der Abtrieb der Kriegersklaven war also beendet. Boris sah sich um. Hoch über ihm wölbte sich die Kuppeldecke mit ihren grellen Lichtern. Er sah die Empore, auf der er gestanden und von der aus er das Gewühl im Kessel beobachtet hatte. Damals hatte er sich den Ausgang ansehen wollen, durch den die Sklaven davongetrieben wurden. Das konnte er jetzt nachholen. Es war so ruhig im Mentaläther, daß er mit einer Begegnung mit dem Maleom heute wahrscheinlich nicht zu rechnen brauchte. Es gab nichts mehr zu beobachten; deswegen hatte Sinta ihre Wahnsinnsmaschine desaktiviert.
    Er durchquerte die Halle. Um die Leichen machte er sorgfältig einen Bogen, obwohl sie materiell gar nicht vorhanden waren. Er hätte durch sie hindurchgehen können, ohne daß etwas zu spüren gewesen wäre. Aber er wollte die Ruhe der Toten nicht stören, und diese Ruhe war, so glaubte er fest, unabhängig davon, ob die reglosen Körper Substanz besaßen oder nur Fata Morganas waren.
    Er hielt auf den breiten, rechteckigen Durchlaß zu, an den er sich gut erinnerte. Dahinter führte ein hell erleuchteter, mehr als zehn Meter breiter Korridor in die Höhe. Boris schritt hinauf. Je weiter er vordrang, desto deutlicher wurde der düsterrote Fleck am oberen Ende des Ganges. Die Farbe war ihm vertraut. Er hatte sie auf Kaahar und in seinem Traum gesehen, auch in den Aufzeichnungen, die Ronald Tekener auf Accaro III angefertigt hatte. Düsterrot war der Himmel über den Welten der fremden Sphäre, in die die Spiegelungen Einblick gewährten.
    Unter der Mündung des Ganges blieb er stehen. Sein Blick ging hinaus in eine exotische Landschaft mit grotesken Gesteinsformationen und niederem, korallenähnlichem Pflanzenwuchs. In der Ferne schwebte unmittelbar über dem Untergrund ein riesiges Gebilde von unregelmäßiger Form. Es mußte sich um ein Raumschiff handeln, um eines von ähnlichem Typ wie jenes, das er, Xii-Gien-Qek und Roi Danton auf Kaahar gesehen hatten. Boris meinte, ein dumpfes Brummen zu hören, das von dem schwebenden Giganten ausging. Aber er wußte, daß die Einbildung ihn narrte. In der Welt des düsterroten Himmels und der schweren, trägen Wolken gab es keine Geräusche, auf die menschliche Ohren hätten ansprechen können. Das Brummen entstand unmittelbar in seinem Bewußtsein.
    Das Gelände war eben. Aus dem niedrigen, aber ungemein dichten Pflanzenteppich erhoben sich hier und da, wahllos über die weite Fläche verteilt, Gesteinsmassen, die von den Kräften der Verwitterung zu höchst absonderlichen Gestalten geformt worden waren. Manche sahen aus wie riesige Termitenbauten, andere wiederum wie Flaschen: schlanke, dicke, bauchige und kegelförmige. Es gab Bergfriede mit Zinnen und Schießscharten und Kirchtürme, die aus filigranem Mauerwerk ausgeführt zu sein schienen. Aus einem mächtigen Felsenstück, das ursprünglich die Größe eines mittleren Mietshauses gehabt haben mochte, hatte die Erosion alles weiche Gestein herausgelöst. Übriggeblieben waren drei granitene Strukturen, die wie die Finger einer zum Schwur erhobenen Hand in die Höhe ragten.
    Boris Siankow betrachtete die fremdartige Landschaft mit Staunen. Während sein Blick eine mehrere Kilometer entfernte Felsmasse fixierte, die die geometrisch exakte Form einer Pyramide besaß, nahm er Bewegung wahr. Zuerst wußte er nicht, was er davon zu halten hatte. Das riesige Raumschiff und die Weite der Ebene schufen eine Perspektive, in der sich Größenmaßstäbe nicht so einfach definieren ließen. Zuerst glaubte er, eine Herde von Tieren zu sehen, die sich dort durch den niedrigen Korallenbusch bewegten. Dann sah er Blitze aufzucken, und plötzlich begriff er. Was er sah, war die Nachhut der Kriegersklaven, die in Richtung des großen Raumschiffs getrieben wurden!
    Jetzt erblickte er auch eine Serie kleiner, schwarzer Objekte, die vom Boden zum Raumschiff hinaufstiegen oder von diesem herabsanken und auf der Ebene landeten. Er erschrak zuerst. Es gab kaum einen Zweifel, daß dies die Fähren waren, die die Sklaven an Bord des Raumgiganten brachten. Wenn sie aber von hier aus so winzig aussahen, dann mußte das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher