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1629 - Die blaue Schlange

Titel: 1629 - Die blaue Schlange
Autoren: Unbekannt
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lächelnd den Kopf. „Mir scheint, du hast den Verstand verloren", sagte sie.
    Alnora griff nach ihren Armen und blickte sie beschwörend an. Sie machte ganz und gar nicht den Eindruck, als sei sie nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Sie machte deutlich, daß sie ihre Worte ernst meinte. „Wir treiben uns seit einigen Stunden im Solsystem herum", erklärte sie. „Schon viel länger, als ich eigentlich beabsichtigt habe. Jetzt wird es höchste Zeit, zum Ziel zu kommen."
    „Wanderer!"
    „Richtig!"
    „Willst du dich zur Närrin machen?" fragte Henna Zarphis. „Hast du nicht gesehen, wie viele Glücksritter sich da draußen herumtreiben? Ist dir entgangen, daß sie alle hoffen, die Spiegelgeborenen zu sein? Willst du dich in ihre Reihen einordnen und dich ebenso lächerlich machen wie sie?"
    „Nein", rief Alnora. „Begreifst du denn nicht? Wir sind zu Höherem berufen. ES hat dafür gesorgt, daß von sieben Schwestern nur zwei übriggeblieben sind. Wir beide! Ich weiß, daß wir auserwählt sind. Ich fühle es. Nichts kann mich davon abbringen. Wir sind die Spiegelgeborenen."
    Sie war derart fanatisch, daß sie keinem gegenteiligen Argument zugänglich war.
    Alnora ließ die Arme ihrer Schwester los und eilte zu einem Monitor. Als sie ihn eingeschaltet hatte, konnte sie die vielen Raumschiffe sehen, die sich um Wanderer herum versammelt hatten.
    Alnora war entschlossen, sie alle zu verdrängen, und sie war fest davon überzeugt, daß ES sie nach Wanderer rufen würde.
    Und sollte wider Erwarten doch noch jemand da sein, dem ES den Vorzug vor ihnen geben wollte, dann war sie entschlossen, diese Konkurrenten zu töten, um den Weg für sich und ihre Schwester frei zu machen.
    Alnora hatte sich in den vergangenen Tagen mehr und mehr in die Vorstellung hineingesteigert, daß sie eine der beiden Auserwählten war. Und hätte Ernst Ellert in seinem Aufruf nicht von den „beiden Spiegelgeborenen" gesprochen, hätte sie ganz sicher keine Rücksicht auf ihre Schwester Henna genommen. Doch nun fürchtete sie, daß ES sie nur akzeptieren würde, wenn sie mit ihrer Schwester erschien, und sie wagte es nicht, Henna auszuschalten.
    Henna Zarphis reagierte ganz und gar nicht so, wie Alnora es erwartet hatte, doch das wurde dieser in ihrer Euphorie gar nicht recht bewußt.
    Henna versuchte nicht, ihrer Schwester die in ihren Augen absurden Vorstellungen auszureden. Sie wußte, daß sie auf taube Ohren stoßen würde.
    Für sich selbst distanzierte sie sich von den Ideen ihrer Schwester, und sie wollte nichts mit der Blauen Schlange zu tun haben. Sie hatte ihre eigenen Vorstellungen über die Aktionen der Blauen Legion, und sie glaubte Alnora nicht, daß die Berichte über diese Organisation falsch waren. Gar zu viel war durchgesickert, und sie hatte manchen Hinweis erhalten, über den in der Öffentlichkeit Schweigen bewahrt wurde.
    Zudem war sie lange genug mit der Politik beschäftigt um zu wissen, daß die Blaue Schlange als Leiterin der Legion nicht auf Dauer eine weiße Weste behalten konnte.
    Auch sie wollte für das Wohl ihres Volkes kämpfen, doch sie war nicht dazu bereit, dabei die Grenzen der Legalität zu mißachten.
    Sie versuchte gar nicht erst, ihrer Schwester zu erläutern, daß die von ihr so fanatisch angestrebte Unsterblichkeit für sie von nicht so hoher Bedeutung war. Sie wollte lange leben, und sie hätte die Unsterblichkeit dankbar entgegengenommen, doch sie war klug genug, um zu wissen, daß man eine solche Auszeichnung nicht mit allen Mitteln und zu jedem Preis erringen konnte.
    Das Heulen der Alarmsirenen riß sie aus ihren Überlegungen.
    Sie bemerkte, daß Alnora pausenlos geredet, und daß sie ihr nicht zugehört hatte. Zugleich vernahm sie die Stimme von Gendal Jumphar. Sie kam aus Lautsprechern. „Die Terraner lassen sich nicht mehr an der Nase herumführen", rief er. „Sie kesseln uns ein. Dieses Mal können wir ihnen nicht entkommen."
    „Wanderer ist unser Ziel", schrie Alnora. „Wir können es unmöglich erreichen", erwiderte er. „Dazu ist es zu spät. Wir hätten es früher versuchen müssen."
    „Das ist nicht wahr!" stöhnte Alnora. „ES wird nicht zulassen, daß die verfluchten Terraner uns abdrängen."
    Sie eilte aus der Kabine, und Henna folgte ihr. In der Hauptleitzentrale konnte sie sehen, daß Gendal Jumphar die Lage richtig beschrieben hatte. Die MAGENTA hatte keine Möglichkeit mehr, den Terranern zu entkommen. Das Katzund-Maus-Spiel war zu Ende, und sie hatten es verloren. „Wir
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