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1628 - Kristall aus dem Nichts

Titel: 1628 - Kristall aus dem Nichts
Autoren: Unbekannt
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sich verschobenes und durcheinandergeschobenes Konglomerat aus Kanten und Wänden. Der Vergleich mit einem Igel, dessen Stacheln nach allen Richtungen abstanden und der gleichzeitig in einer Nebelwand hing, hinkte zwar ein wenig, aber Atlan fand keinen passenderen.
    Langsam trieb er in das Innere der Projektion hinein, folgte mit Hilfe der Antigravsteuerung den optisch vorhandenen Wänden und Gängen, suchte sich einen Weg durch das Labyrinth aus Farben und hielt nach jenen Bereichen Ausschau, in denen er seine spiegelhaften Erlebnisse gehabt hatte.
    Die Strukturen schienen auf seine Gegenwart zu reagieren.
    Sie wichen teilweise vor ihm zurück, verloren ihre Farbe und wurden zu weißen Schemen, die hastig zurückwichen und sich auflösten. Der Arkonide verharrte auf der Stelle, ließ die Bewegungen auf sich einwirken und erkannte nach einer Weile, daß sie teilweise auf Täuschung seiner Augen beruhten.
    Es gab kein Zurückweichen, die Kristallstrukturen mit ihren Zacken und Kanten erweckten lediglich diesen perspektivischen Eindruck einer Bewegung. Aber Teile von ihnen lösten sich einfach auf.
    Atlan hielt es für das beste, dieses Ereignisangebot anzunehmen. Er folgte den freien Räumen, die sich durch die Veränderungen in der Projektion auftaten, und gelangte so immer mehr in das Innere der Projektion. Die letzten Träger und Verstrebungen des Wracks wichen neben ihm zurück und zeigten ihm, daß er jene Bereiche der Projektion erreicht hatte, die frei in der Luft hingen und gut dreihundert Meter weiter vorn im Boden verschwanden.
    Je weiter er in das Innere der Projektion vordrang, desto deutlicher wurde sein Erlebnis von den zurückweichenden Strukturen. Ein paarmal zuckte er mit den Armen zurück, weil er sich einbildete, durch die Berührung der immateriellen Erscheinungen eine Reaktion ausgelöst zu haben.
    Die Helligkeit im Innern der Projektion verteilte sich unterschiedlich. Es gab Bereiche mit Tageslicht und solche, in denen es ein wenig dunkler war. Die hier auf Arkon II durchlässigen Strukturen warfen Schatten, die sich in der Projektion abbildeten. Atlan zog daraus Rückschlüsse auf die Zustandsform des Kristalls in seiner wirklichen Welt, wo er körperlich zugegen war.
    Knapp zwei Stunden blieben ihm noch bis zum nächsten Erlöschen des Kristalls. Genug Zeit, die aktuelle Gestalt des Phänomens neu zu vermessen und nach jenem Bereich zu suchen, dem er den Namen Spiegelkabinett gegeben hatte.
    Zweifel waren angebracht, daß dieser Bereich noch existierte.
    Vermutlich hatte er bei der ersten Untersuchung des Gebildes eine gewaltige Chance versäumt.
    Etwas langsamer arbeitete er sich weiter voran. Immer wieder änderte er den Kurs, stieg einmal aufwärts und drang in allen Richtungen weiter in das Innere des Kristalls vor. Irgendwann, er hatte keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen war, und warf auch keinen Blick auf seinen Chrono, hielt er an. Vor ihm türmten sich riesige Kristalltürme auf und vereinigten sich zu einem seltsamen Muster. Fast sah es aus, als habe hier ein umnachteter Baumeister sein verrücktes Lebenswerk geschaffen. Die Kristalle besaßen unregelmäßige Formen bis hin zu geometrischen Anordnungen. Manche erschienen ihm aus der aktuellen Perspektive wie Zylinder mit einer pyramidenförmigen Spitze.
    Wieder änderte er seinen Kurs und versuchte, die Bereiche der Projektion zu umfliegen. Die Türme bogen sich vor ihm weg, flössen auseinander und wuchsen über und hinter ihm zu gekrümmten Strukturen auf. Übergangslos hatte er den Eindruck, daß da etwas war, was ihn beobachtete und was er beobachten konnte. Er folgte der Krümmung der Projektion und lauschte in sich hinein.
    Hier irgendwo war der Ort, er spürte es jetzt ganz deutlich. Er bewegte sich weiter in den schier unendlich in sich gekrümmten Raum hinein, und dann sah er sie.
    Sie waren noch da, sie existierten nach wie vor. Überall spiegelten sich Schatten, die er für Schatten seiner eigenen Gestalt hielt. Zwischen ihnen glomm ein grünliches Leuchten, vermischt mit einem violetten Schein. Es unterschied sich von allem, was er bisher gesehen hatte.
    Die Schatten waberten. Sie bildeten bizarre, ausgefranste Ränder und schienen ihn zu umtanzen.
    Impressionen überwältigten Atlan, wie er sie ähnlich in dem Spiegelkabinett schon einmal gehabt hatte. Er verlor den Bezug zu seiner Umgebung, sah nur noch die Farben und das irrlichternde Spiel der Bewegungen in der immateriellen Projektion. Das Bewußtsein, daß es sich um
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