Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1626 - Qeyonderoubos Aufstieg

Titel: 1626 - Qeyonderoubos Aufstieg
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
aufmerksam die winzigen, kaum merklichen Erschütterungen, immer mehr abebbend und kurz darauf schon nicht mehr spürbar. In seinen Greifern kribbelte es noch. Als warte ein Instinkt tief in seinem Inneren nur darauf, sich in rasendem Tempo durch das Netz zu hangeln, den Ort der Berührung zu finden und die Beute mit einem Biß zu töten.
    Aber das war nur Illusion.
    Zwar ähnelte der Aufbau der Station einem Netz, auch die Elastizität des Untergrundes erinnerte daran, doch um ein wirklich gewobenes Netzwerk handelte es sich beileibe nicht. Es war nur der Ausdruck, den Qeyonderoubo für sich selbst gebrauchte.
    Und der Gedanke an Beute wirkte auf den zweiten Blick noch absurder. Die Arcoana von heute töteten nicht mehr. Sie ehrten das Leben so hoch, daß keiner von ihnen auch nur ein Armpaar zur Gewalt erhoben hätte. Vielleicht war das etwas, was das Alter mit sich brachte. Vielleicht mußte man als Volk nur genügend viele Jahrmillionen überleben, und dann stellte sich eine gewisse Reife von allein ein.
    Heutzutage besaßen die Arcoana keine Giftdrüsen mehr. Ihre Kauwerkzeuge waren so schwach geworden, daß sie nichts anderes als synthetische Nahrung zu sich nahmen, und auch das nur im vorverdauten Zustand. All diese Merkmale, so überlegte Qeyonderoubo, sprachen gegen Gewalt.
    Sie waren nicht einmal imstande, Netze zu spinnen. Alles, was die Arcoana heutzutage noch zustande brachten, waren künstliche Produkte. Die Arbeit taten ihre Trikter, vielgestaltige Roboter, und ihre hochentwickelten Computer. Sie selbst waren für die Kunst und für die Wissenschaft zuständig.
    Nein, in dieses Bild paßte keine Gewalt.
    Deshalb fragte sich Qeyonderoubo nur, wer oder was da so unvermittelt das Netz berührt hatte.
    Er konnte sich die Antwort denken. Die Frage nach Maßnahmen stellte sich gar nicht erst.
    Durch den Tunnel kroch er bis zu einer der nächsten Öffnungen vor. Und da bemerkte er den Fremden auf einen Blick.
    Er hatte es geahnt. Trotzdem produzierte er ein leises, rasselndes Geräusch des Schreckens.
    Kein Außenposten war zu unbedeutend, als daß nicht einer der schrecklichen Sriin der Weg hierher gefunden hätte. Das Netz war aus kunstvollen Kristallfäden gewebt, eine frei schwebende Sphäre ohne jeden Einrichtungsgegenstand. Und am tiefsten Punkt des Netzes hockte auf einer dichten Stelle im Gespinst der Besucher.
    Qeyonderoubo sackte eine Sekunde lang in sich zusammen. Er hatte nicht das Gefühl, der Situation wirklich gewachsen zu sein. Aber auf der anderen Seite drohte keine Gefahr; was zu tun war, korinte er mit der gebotenen Ruhe in Angriff nehmen.
    Die kleine Gestalt des Sriin wirkte niedergeschlagen, am Boden zerstört. Als habe man ihn für immer aus den Netzbauten seiner Familie ausgeschlossen. Aber nein; Qeyonderoubo wußte ja nicht einmal, woher die Sriin stammten, ob sie überhaupt in Familien lebten oder für sich allein.
    Und so, wie sie gebaut waren, eigneten sich die Wesen nicht für Netze.
    Insbesondere nicht für dieses hier; denn oben waren die Fadenabstände so groß, daß das Wesen nur unter höchster Lebensgefahr den Ausstieg hätte erreichen können.
    Der Sriin war nur gut halb so groß wie Qeyonderoubo, wobei fast die Hälfte auf die zerbrechlichen Gehwerkzeuge fiel. Die Sriin nannten sie „Beine", obwohl die Gebilde mit den sieben gelenkigen Beinen der Arcoana nicht viel gemein hatten. Insbesondere waren sie fürs Klettern schlecht geeignet. Der Kopf saß am obersten Punkt des Wesens, an einer besonders verwundbaren Stelle. Die Farbe der Haut war ein helles Braun, die meisten Sinnesorgane konzentrierten sich im Gesicht. Gepanzerte Stellen besaßen diese Wesen überhaupt nicht, auch keine ausgeprägten körperlichen Waffen. Sie schützten sich mit Kleidungsmaterial, das dem arcoanischen Leubans nicht unähnlich war, und verließen sich ansonsten auf einen kleinen Schutzschirmprojektor.
    Jeder Sriin trug einen solchen Projektor bei sich. Und dieser hier hielt zusätzlich einen langen Stab in der Hand, mit dem er wütend auf das Netz einhämmerte.
    Qeyonderoubo erschrak. Wahrscheinlich wußte der Sriin gar nicht, daß er sich selbst in Gefahr brachte. „Ich bitte dich, das zu unterlassen!" rief er hinunter. „Du wirst das Netz zerstören!"
    Der runde, braun behaarte Kopf des Sriin ruckte herum. Mitten in der Bewegung sank der zum Schlag erhobene Stab nieder, die Augen richteten sich auf den Arcoana, der oben in einer Netzlücke unvermittelt aufgetaucht war.
    Doch der Augenblick
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher