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162 - Wer den Sturm sät...

162 - Wer den Sturm sät...

Titel: 162 - Wer den Sturm sät...
Autoren: Susan Schwartz
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fühlte den Blick Schnellwassers auf sich gerichtet, und er spürte ein fernes Tasten und Suchen in seinem Verstand…
    aber nur kurz. Er errichtete instinktiv eine Mauer und stellte sich vor, wie die Gedankenfühler des Jungen an ihm abprallten.
    Schnellwasser fuhr zurück und zu Kristallträumer herum.
    »Er… ich…«
    Der Anführer legte seine Hand auf den roten Schopf des Jungen. »Es ist gut«, sagte er gütig. »Dieser da ist ein Fremder, er kann dich nicht hören.«
    »Aber… was ist er?«
    »Das, was wir waren, bevor wir Menschen wurden.«
    Na danke, dachte Matt. Selbst bei mutierten Waldleuten, die in irgendeinem Canyon auf dem Mars ihr primitives Dasein mit Steinschleudern fristen, gelte ich als Barbar.
    Er wurde nun angestarrt, bestaunt, und hinter vorgehaltener Hand wurde über ihn geflüstert. Das kannte er doch alles schon.
    »Deswegen trägt er auch den Stein«, fügte Kristallträumer hinzu.
    Matt fand es müßig, eine Erklärung dazu abzugeben.
    Stattdessen sagte er: »Und er wird ihn um keinen Preis der Welt hergeben, denn dies genau ist der Preis.«
    Maya blickte Windtänzer bittend an.
    »Erleuchteter«, begann der Baumsprecher langsam, »hast du es nicht mit den Stimmen des Windes gehört? Spürst du nicht das Erzittern des Vaters? Große Not wird über uns kommen, wenn wir den Stein nicht dorthin bringen, wo er gebraucht wird.«
    »Tod und Zerstörung wird er über uns bringen!«, erwiderte Kristallträumer abweisend. »Seit langem wissen wir von der Prophezeiung, und nun erfüllt sie sich! Du hast es gewagt, die verbotene Grenze zu überschreiten, Windtänzer! Und du brichst das Tabu, indem du Fremde mitbringst! Erwarte kein Verständnis von uns!«
    Windtänzer lächelte leicht. »Gewiss nicht. Aber ich erwarte Vernunft. Ihr lebt schon lange hier, doch ihr habt die Welt da draußen nicht vergessen. Warum sonst schickt Schnellwasser immer seinen Geist auf Reisen und schafft Unruhe unter uns? Auch dies ist der Bruch eines Tabus. Ihr habt uns nicht mehr vorzuwerfen als wir euch. Also lass uns ziehen, Kristallträumer, ich bitte dich. Wenn du es verlangst, werde ich bleiben und mich in den Schatten des Sühnebaums begeben, um euer Urteil zu empfangen und anzunehmen, wie auch immer es lauten mag. Die anderen lasst ziehen, mit dem Kristall. Die Reinigung kann dennoch vollzogen werden, denn er wird nie mehr wiederkehren.« Er schob Maya energisch beiseite, als sie etwas einwerfen wollte. »Dies ist mein Angebot, Erleuchteter.«
    Kristallträumer überlegte. Dann sagte er: »Wir werden uns beraten. Ihr bleibt hier.«
    »Selbstverständlich«, sagte Windtänzer. »Wohin sollten wir auch gehen?«
    ***
    Roy platzte der Kragen. »Hör mal, wir haben Waffen, wir könnten einfach –«
    Windtänzer, der sich mit übergeschlagenen Beinen auf den Boden gekauert hatte, sagte mit geschlossenen Augen: »So einfach ist das nicht, Roy.«
    »Und warum nicht?«
    Windtänzer richtete für einen kurzen Augenblick seinen dunkelgrünen Blick auf ihn. »Es sind keine Tiere«, sagte er leise, aber mit deutlicher Schärfe in der sonst so sanften, tiefen Stimme.
    »Er hat Recht«,sagte Maya. »Man wird nach uns suchen. Wir könnten natürlich auch versuchen, uns zum Goliath und dem Zelt durchzuschlagen. Aber mal ehrlich, wie hoch schätzt ihr die Chancen ein? Diese Menschen sind hier zu Hause, sie kennen jeden Weg und Steg.«
    Matt nickte. »Dem stimme ich zu. Auf keinen Fall werden wir aggressiv vorgehen.« Er drehte sich hastig zu Chandra um, die in den Staub niedersank, sich den Arm haltend. »Hast du Schmerzen?«, fragte er besorgt, beugte sich über sie und untersuchte die Wunde. Sie war aufgebrochen und blutete.
    Roy kniete bei der weißblonden Frau nieder und drückte ihr ein Injektionspflaster auf den Arm. »Chandra, es tut mir so schrecklich Leid…«, murmelte er. »Ich werde mir das nie verzeihen…«
    »Du kannst doch nichts dafür«, sagte sie mit verzerrtem Lächeln. »Wenn ich mich recht erinnere, wollte ich aus deinem Kindersegen gerade Melonenmus machen, du hattest also gar keine andere Wahl.«
    »Trotzdem… ich…«
    »Nun lass schon gut sein und komm lieber deiner medizinischen Pflicht nach.«
    Matt, der sich überflüssig vorkam und vor allem nahe daran war, Chandra in den Arm zu nehmen, um sie zu trösten, ging zu Windtänzer und Maya und setzte sich zu den beiden. Die anderen standen ratlos herum und unterhielten sich leise und erhitzt.
    »So«, sagte Maya gerade. »Du hast es also
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