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1616 - Experimente im Hyperraum

Titel: 1616 - Experimente im Hyperraum
Autoren: Unbekannt
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ohne Wörter zu ergeben. Zahlen erschienen wahllos eingestreut.
    Plötzlich stockte der Zeilenvorschub. Als er Sekunden später wieder in Bewegung geriet, erschien der Text: ÜBERSETZER IMU VV INTER-KOSMO. DATEN SIEHE SINTA-1.
    Boris Siankow hatte noch nie von einer Sprache gehört, die Imu hieß. Aber das war im Augenblick ohne Bedeutung. „Gib mir die Datei SINTAeins!" rief er dem Servo zu. „SINTAeins kommt", wurde ihm geantwortet.
    Das Schauspiel wiederholte sich. Wie von Geisterhand abgewischt, war die Bildfläche plötzlich leer. Dann materialisierte neuer Text. Der Inhalt der Datei Sinta 1 bestand aus zwei knappen Sätzen.
    GIB UNS ETWAS GREIFBARES. WIR MELDEN UNS WIEDER.
    An dieser Stelle wurde es Boris unheimlich zurnute. Er entschied, es sei jetzt an der Zeit, andere zu Rate zu ziehen.
    Einen größeren Gegensatz als zwischen den beiden Männern, die sich da in einem kleinen Konferenzraum abseits des zentralen Kommandostands der FORNAX miteinander unterhielten, konnte man sich kaum denken. Myles Kantor war von mittlerer Größe, zierlich gebaut, salopp gekleidet. Das glatte, blonde Haar trug er straff gescheitelt. Die Augen unter den dichten, buschigen Brauen waren groß und verrieten Wachsamkeit ebenso wie Intelligenz. Myles äußerte sich stets zurückhaltend. Manchmal sprach er so leise, daß man Mühe hatte, ihn zu verstehen.
    Ganz anders dagegen Jan Ceribo, genannt „Cerberus", der Kommandant des Experimentalschiffs FOR-NAX. Man behauptete, über Ceribos Lippen sei noch kein einziges leises Wort gekommen. Er war ein geborener Polterer. Schlank von Wuchs, trug er die Bordkombination wie eine militärische Uniform. Das Gesicht war grob geschnitten. Die Nase hatte Knollenform und wurde rechts von einer kräftig ausgebildeten Warze verziert. Ceribo trug das graue Haar bis auf die Schultern herabhängend. Er hatte braune Augen. Sein Teint war blasser, als er bei einem Raumfahrer hätte sein dürfen. Cerberus' Hände waren so groß wie Schaufeln. Man mußte ihm beim Hantieren zugesehen haben, um zu verstehen, wie feinfühlig sie unbeschadet ihres grobschlächtigen Aussehens zu Werke zu gehen verstanden.
    In der Mitte des Raumes, über dem runden Konferenztisch, schwebte eine holographische Darstellung der FOR-NAX. Das Experimentalschiff war Eigentum der Kosmischen Hanse, für Fernflüge ausgerüstet und für die Untersuchung hyperphysikalischer Phänomene gedacht. Der Rumpf des Schiffes hatte eine oberflächliche Ähnlichkeit mit dem Körper einer dikken, gedrungenen Raupe, die im Begriff ist, sich zusammenzukrümmen. Manche meinten, die Rumpfforrn sei den Delphinschiffen der Linguiden abgeschaut. Heckseitig ragten aus dem Schiffsbauch zwei mächtige Gelenkarme hervor, deren Längsachsen parallel zur Unterkante der FORNAX verliefen. Die vorderen Ende der Gelenkarme waren keilförmig zugespitzt. Auf der Oberfläche des Schiffsleibs waren Hunderte von meist großvolumigen Aggregaten installiert: Bestandteile der High-Tech-Ausstattung, mit der die FORNAX ihrer Aufgabe nachging. „Es gibt keinen Grund zur Besorgnis", erklärte Myles Kantor. „Während wir in den Hyperraum vordringen, sind beide Grigoroff-Projektoren aktiv."
    Zwei Lichtpfeile erschienen im Innern des Hologramms und wiesen auf die sich verjüngenden Enden der Gelenkarme. Ein Pfeil begann zu blinken. „Das ist der vektorierbare Projektor", fuhr Myles fort. „Er schafft das Loch in der Wand der vierdimensionalen Raumzeit, durch das wir in den Hyperraum vorstoßen. Wir bewegen uns nur einen einzigen Strangeness-Quantensprung von unserem jetzigen Standort fort. Beim geringsten Anzeichen von Gefahr springt der andere Grigoroff ein und bringt uns wieder zurück ins Standarduniversum."
    „Ich sage trotzdem, daß wir zuerst einen Test brauchen", polterte Jan Ceribo. „Man schickt ein Raumschiff mit zweihundert Mann Besatzung nicht ohne Vorbereitung in ein solch riskantes Unternehmen. Denk daran, wie's dir damals bei FORNAX-A erging!"
    Myles Kantor verzog das Gesicht. Die Erinnerung war keine von der angenehmen Sorte. „Was damals geschah, kann heute nicht mehr passieren", verteidigte er seinen Standpunkt. „Die Grigoroff-Doppelkonfiguration ist in zweitausend Simulationen durchgespielt worden. Es gibt nicht einmal die Spur eines Risikos."
    „Simulationen sind keine Tests!" bellte Jan Ceribo. „Zweihundert Mann schickt man nicht auf eine solche Reise, nur weil zweitausend Simulationen positiv ausgefallen sind."
    Myles Kantor musterte seinen
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