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161 - Vollmond über London

161 - Vollmond über London

Titel: 161 - Vollmond über London
Autoren: A.F.Morland
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den Fahrer aus dem Kleinbus und schleuderte ihn auf den Gehsteig.
    Verstört und von einer lähmenden Todesangst befallen, blieb der Mann liegen, während Kuby in den Bus sprang und ihn startete.
    Ivan Kuby raste los. Mr. Silver forcierte sein Tempo, damit ihm das Ungeheuer nicht entkam. Um den Busfahrer konnte er sich nicht kümmern. Der Mann schien ohnedies unverletzt zu sein, mit dem Schock mußte er allein fertigwerden.
    Im Augenblick gab es für den Ex-Dämon nichts Wichtigeres, als das Monster zu kriegen.
    Er sprang auf das Heck des übernächsten Wagens, von da auf das Dach des Fahrzeugs und von diesem hinüber auf das Dach des vorbeirasenden Kleinbusses, das - für etwaiges Gepäck - mit Chromstangen abgegrenzt war.
    Für Mr. Silver waren es Haltestangen, an denen er sich mit den Füßen abstützen und mit den Händen festklammern konnte.
    Ivan Kuby wußte, daß er Mr. Silver auf dem Dach hatte, und er versuchte alles, um ihn loszuwerden. Er riß den Kleinbus hin und her, und als das nichts half, trat er kraftvoll auf die Bremse, doch Mr. Silver hielt sich gut fest und blieb, wo er war.
    Kuby setzte die Fahrt fort, jagte auf zwei Rädern um die Ecke und streifte ein entgegenkommendes Fahrzeug. Mr. Silver schob sich nach vorn, über den Rand des Daches weit hinaus. Ivan Kuby hatte den Ex-Dämon plötzlich kopfüber vor sich hängen.
    Die Fäuste des Hünen wurden zu Silber. Er zertrümmerte damit die Frontscheibe und griff nach dem Werwolf. Kuby biß zu, doch seine kräftigen Zähne klirrten auf widerstandsfähiges Metall. Er merkte nicht, daß er vom Kurs abkam, mußte die vehementen Angriffe des Ex-Dämons abwehren.
    Der Bus rumpelte auf den Gehsteig, riß einen Schaufenstervorbau ab, schlingerte auf die Fahrbahn zurück und näherte sich mit hoher Geschwindigkeit einer zwei Meter hohen Ziegelmauer, an der die Höllenfahrt Augenblicke später endete.
    Die Aufprallwucht stoppte den Kleinbus, warf die Mauer um und sorgte dafür, daß Mr. Silver in hohem Bogen durch die Luft flog. Als er auf weichem Erdreich landete, hörte er eine Explosion, und als er sich umdrehte, sah er, daß der Bus in Flammen stand.
    Und Ivan Kuby brannte auch. Brüllend verließ er das Fahrzeug und torkelte wie eine lebende Fackel, ständig um sich schlagend, die Straße zurück. Nach wenigen Schritten brach die Bestie zusammen und verendete.
    Das war nicht ganz in Mr. Silvers Sinn, denn nun konnte ihm Ivan Kuby keine Fragen mehr beantworten.
    ***
    Bruce O’Hara wehrte sich mit schwächer werdenden Kräften. Sein Leben war stets dem Guten geweiht gewesen, ein gläubiger Mensch war er gewesen, und dieser Glaube hatte ihm geholfen, nicht zu zerbrechen, als Werwölfe seine Schwester töteten. Ohne den Glauben wäre O’Hara auch zum schwarzen Wolf geworden.
    Ein Leben auf der guten Seite… sollte es nun enden? Das will ich nicht! schrie es in Bruce. Ich will nicht so werden wie Phanie und die anderen, will kein Leitwolf der Hölle werden! Phanies Sohn lehnte an der grauen Felswand und kümmerte sich nicht um den Gefangenen, der nach wie vor im steinernen Glutkreis lag, aus dem es kein Entrinnen gab.
    »Wasser!« stöhnte der weiße Wolf. »Ich habe Durst.«
    »Interessiert mich nicht«, gab Phanies Sohn gleichgültig zurück.
    »Willst du mich verdursten lassen?«
    »Von mir aus kannst du verrecken. Keinen Finger rühre ich für dich.«
    »Das ist nicht in Terence Pasquanells Sinn.«
    »Pasquanell interessiert mich auch nicht. Er ist nicht hier.«
    »Aber er wird wiederkommen, und wenn ich dann nicht mehr lebe…«
    »So schnell krepierst du nicht«, entgegnete Phanies Sohn. »Du bist zäh.«
    »Dir ist bekannt, was Terence Pasquanell mit mir vorhat.«
    »Ja«, knurrte der junge Wolf, »und es gefällt mir nicht.«
    »Dir wäre es lieber, wenn er dich zum Leitwolf machen würde?«
    »Allerdings, denn ich bin dafür besser geeignet als du.«
    »Wir werden um die Führung des Rudels kämpfen«, sagte Bruce O’Hara, »und ich werde dich besiegen.«
    »Du wirst verlieren!«
    »Ich werde siegen!« widersprach Bruce O’Hara. »Normalerweise würde ich mich damit begnügen und dir dein Leben lassen, aber du bringst mir kein Wasser, und das werde ich dir nicht verzeihen. Deshalb werde ich dich nicht nur besiegen, sondern auch töten. Ein qualvolles Ende wartet auf dich. Bereite dich darauf vor.«
    Phanies Sohn wandte sich ab und verließ die Höhle. Bruce O’Hara hatte gehofft, irgendwie freizukommen, wenn ihm der junge Wolf das Wasser,
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