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16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

Titel: 16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)
Autoren: Nancy Atherton
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besonders groß, wenn es darum ging, jenen zu helfen, die sich selbst zu helfen wussten.
    Die emsigen Mägde hatten so viele Gebäckteilchen herangeschafft, dass Willis senior eine Konditorei hätte eröffnen können. Elspeth Binney, eine pensionierte Lehrerin, hatte Hunderte pastellfarbener Petit Fours kreiert. Millicent Scroggins, eine pensionierte Sekretärin, hatte sich auf die Produktion von Madeleines, Makronen und Meringen verlegt. Selena Buxton, eine pensionierte Hochzeitsplanerin, hatte sich auf eine Auswahl an zarten Obsttörtchen verlegt. Und Opal Taylor, die quasi außer Konkurrenz lief, da sie den Vorteil hatte, eine pensionierte Köchin zu sein, stahl allen die Show, indem sie Chargen von Blätterteigpasteten lieferte, gefüllt mit den unterschiedlichsten Delikatessen, angefangen von Räucherlachs bis zu Curry-Garnelen.
    Die einzige Dorfbewohnerin, die sich nicht an der Aktion beteiligt hatte, war Sally Pyne, die energische, großmütterliche Witwe, die die örtliche Teestube betrieb. Als ich Sallys heisere Stimme und ihr bellendes Husten übers Telefon vernommen hatte, war mein Rat an sie gewesen, sich schleunigst ins Bett zu legen und vorerst dort zu bleiben. Ihre sechzehnjährige Enkelin, Rainey Dawson, war zwar bei ihr, um ihr zur Hand zu gehen, aber dennoch hätte sich Sally keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können, um krank zu werden. Sehr zu ihrem Leidwesen würden sie und Rainey nun die Party verpassen. Und zu meinem auch, denn Sally wäre ein vorbildlicher Gast gewesen, war sie doch die einzige Witwe im Dorf, die bislang kein Interesse daran gezeigt hatte, um meinen Schwiegervater herumzuscharwänzeln.
    Die Küchenmannschaft und das Servicepersonal, die ich in letzter Minute und unter großen Kosten bei einem Cateringunternehmen in Oxford angeheuert hatte, trafen um halb sieben ein. Sofort machten sie sich mit den räumlichen Gegebenheiten vertraut und stellten Tische für die Speisen auf. Ein junger Mann namens Chad ernannte sich selbst zum Chefbutler und bezog in der Eingangshalle Position, während sein Freund Rupert sich freiwillig als Page zur Verfügung stellte, der die Fahrzeuge der eintreffenden Gäste in Empfang nehmen würde, eine Position, die mir gar nicht in den Sinn gekommen war. Auch wenn Fairworth House noch immer nach frischer Farbe und feuchtem Mörtel roch, es war tatsächlich alles vorbereitet, um unsere Gäste angemessen zu empfangen. Um Viertel nach sieben erschien Willis senior, der seinen legeren Flanellanzug gegen einen makellosen schwarzen Dreiteiler eingetauscht hatte, und erteilte mir meinen Marschbefehl.
    Ich flitzte zum Cottage zurück, wo ich zu meinem Entzücken zwei frisch gebadete und adrett angezogene Jungen und einen nicht minder adretten Gatten vorfand. Ich hüpfte unter die Dusche, fönte in Windeseile mein dunkles, lockiges Haar und schlüpfte in das sommerliche, vergissmeinnichtblaue Seidenkleid, das ich eigens für diesen Anlass genäht hatte.
    Bill zwang mich, einmal tief durchzuatmen, ehe er mir erlaubte, mich zu Rob und Will in den kanariengelben Range Rover zu setzen. Er nahm hinter dem Lenkrad Platz, hielt kurz inne, um mir mit dem Handrücken über die Wange zu streicheln, dann gab er Gas und fuhr, angefeuert von den Jungen hinten auf dem Rücksitz, in rekordverdächtiger Geschwindigkeit nach Fairworth House.
    Rupert nahm von Bill den Wagenschlüssel in Empfang, Chad öffnete uns die Eingangstür, und Willis senior begrüßte uns in der hohen Eingangshalle. Als wir zum Salon schlenderten, hörte ich aus der Bibliothek die sanften Klänge eines Mozart-Konzerts, die sich mit dem schweren Duft der Tuberosen vermischten. Ich lächelte, als ich sah, wie eine junge Frau den erwachsenen Gästen Champagner reichte und eine andere den Kindern Apfelsaft. Wieder eine andere präsentierte uns ein glänzendes Silbertablett, das mit delikaten Kanapees bestückt war. Ich nahm ein Glas Champagner und drehte mich zu Willis senior um, doch ehe ich einen Toast auf ihn ausbringen konnte, kam er mir zuvor.
    » Auf die Heldin des Tages«, sagte er.
    » Auf Hurrikan Lori«, ergänzte Bill.
    » Auf Mami!«, riefen die Jungen im Chor.
    Ich errötete, nahm glücklich die Lobeshymnen entgegen und genoss zum ersten Mal an diesem Tag einen Augenblick des Friedens.
    Es sollte auch der letzte sein.
    Um halb neun begriff ich, warum manche Herrenhäuser über einen Ballsaal verfügen. Partys, die sich auf einen Saal beschränken, sind leichter zu überschauen als solche,
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