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159 - Magie der Rothäute

159 - Magie der Rothäute

Titel: 159 - Magie der Rothäute
Autoren: Dämonenkiller
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Rotweinflasche. Der Indianer goß Milch in zwei Dutzend aufgeschlagene Eier und fügte einen Schuß Whisky und Tabasco dazu. Mit einem Handmixer verrührte er das Gebräu.
    Einige Dosen mit Pilzen wurden geöffnet, auch eine Kilodose winziger Kartoffeln. Auf dem Tisch standen Bierdosen und -gläser, und die nervöse Anspannung schwand langsam aus den Gesichtern der Männer. Tim jagte schließlich White Thunder aus der Küche. Der Indianer setzte sich vor den Schreibtisch und stützte, während er die Karte schweigend absuchte, seinen Kopf in beide Hände. Plötzlich wirkte er wie die Vision einer jener prähistorischen Jäger, die versuchten, durch Geisteskräfte die Jagdbeute zu bannen, ehe sie den ersten Speer schleuderten.
    „Essen ist fertig!"
    Sie waren ausgehungert und aßen alles bis auf den letzten Rest leer. Musik und die Flammen schufen schließlich, zusammen mit der beruhigenden Wirkung des Alkohols, eine zufriedene und optimistische Stimmung.
    „Sage uns, Thunder", forderte Jeff den Indianer auf. „Dieser Dämonenbär. Kann er so weit springen? Oder fliegen? Oder löst er sich in Luft auf?"
    Das dunkle Gesicht des Alten ließ keinerlei Ironie oder Sarkasmus erkennen, als er mit dünnen Lippen zu sprechen begann. Er sah keinen von ihnen an. Seine dunkelbraunen Augen richteten sich durch das Glas der Frontscheibe auf einen unbekannten Punkt der Natur draußen.
    Seine Sprache glich einem leiernden, eindringlichen Singsang.
    „Die alten Schamanen waren bessere Magier, als you think. Sie kannten Geheimnisse, die vergessen sind. Sie verbanden Mensch und Natur, nein. Sie waren selbst part of Natur. Sie kannten unendlich viel Kräuter und Beeren und brachten die Seelen vom Tier in den Menschen, vom Menschen ins Tier. Sie konnten… heute würde man sagen: It's a miracle, ja?"
    Er machte eine Pause und deutete mit beiden Händen senkrecht nach oben. Völlig gebannt schauten ihn die Männer an und schwiegen. Sie waren sicher, Zeugen eines weiteren rätselhaften Vorgangs zu sein, der nicht ganz in die heutige Welt paßte.
    „Grey Demon, der Mankiller, ist viele Jäger. Ich weiß nicht, wie alt er ist. Aber viele, viele Jahre. Er hat getötet viele Tiere und viele Männer. Die Jäger haben ihn getroffen mit Speeren, Pfeilen, Steinen und Gewehren. Alle Typen von ammunition, ja? Er ist der beste Jäger von whole Kanada. Ich denke, der Mond gibt ihm Kräfte. Ich denke, er kann seine Spur verschwinden lassen."
    Der Indianer nahm die Hände wieder herunter, senkte den Kopf und blickte dann nacheinander in die Gesichter der überraschten Jäger. Überrascht? Nun, sie hatten alles so oder ähnlich geahnt, aber White Thunder sprach es aus und formulierte die Gedanken. Er hatte soeben eine Art neue Wirklichkeit erschaffen oder aufgezeigt.
    „Wenn du recht hast", sagte Parker schließlich und zerdrückte gedankenvoll die leere Bierbüchse, „dann gibt es eine lange und schwere Jagd."
    „Das ist verdammt sicher", antwortete Thunder trocken.
    „Aber wir gewinnen den Kampf", murmelte Morton. „Und zwar spätestens eine Nacht nach Vollmond."
    „Woher diese Sicherheit?" wollte der Pilot wissen.
    „Wenn der Mond dem dämonischen Kodiak die Kraft gibt, dann verliert er diese wundersamen Eigenschaften auch wieder - analog der Mondscheibe. Habe ich recht, Thunder?"
    Der Indianer murmelte mit hochgezogenen Schultern: „Durchaus möglich. Nobody weiß es genau, nein?"
    Sie räumten das Geschirr weg, reinigten es, einer nach dem anderen stellte sich unter die Dusche und spürte die Müdigkeit in Muskeln und Knochen. Der Indianer rollte einige Decken und ein Fell vor den Kamin und holte sich zwei Kissen von der Couch.
    „Ich wecke euch alle", versprach er mit großer Sicherheit. „Vier Uhr und ein halb. Dann wir nehmen Hubschrauber."
    Es dauerte weniger als eine Stunde, dann war das Haus dunkel, aber nicht still. White Thunder hörte Nachrichten, blickte aus schläfrigen Augen in die Flammen des Kaminfeuers und rauchte. Seine Gedanken waren in einer anderen Zeit; er versuchte, sich in den Verstand eines seiner längst zu Asche zerfallenen Vorfahren hineinzudenken.
    Und gleichzeitig in den seltsamen, blutdürstigen Verstand dieses Monstrums.

    Wenn sich die anderen ebenso flau fühlten wie er selbst, überlegte Tim Morton grämlich, dann war es völlig klar, daß keiner mehr sprach als unbedingt nötig war. Es roch, wieder einmal, durchdringend nach Kaffee, nach Toast und Spiegelei mit Speck. Die vier Jäger zogen sich an,
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