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159 - Magie der Rothäute

159 - Magie der Rothäute

Titel: 159 - Magie der Rothäute
Autoren: Dämonenkiller
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uns mit Schädelbrechern und unseren Pfeilen."
    „Hurgha!"
    Jede Silbe wurde von einem dumpfen Trommelschlag begleitet. Die Worte erhielten eine tiefe Bedeutung und blieben unauslöschlich. Langsam, Schritt um Schritt, formierten sich die Beothuk zu einem Kreis um die Feuer. Viele hielten Waffen in den Händen. Die Mütter preßten ihre kleinen Kinder an die Brust.
    „Am Rand des Wassers warten die Weißen. Sie wollen uns ausrotten. Selbst die großen Feuerrohre ihrer Schiffe werden auf uns gerichtet sein. Auf uns und auf die anderen Stämme der Beothuk. Wir werden sterben und weiterleben."
    Wieder bezeigten die Beothuk ihre Zustimmung und ihre Wut. Sie hatten lange genug Zeit gehabt, sich ins Schicksal zu fügen. Sie waren entschlossen, viele Feinde in das große Sterben mitzunehmen.
    „Wir leben in den Bären weiter, in den Bärengeistern, im Kodiak und seiner Bärenfrau, die einen Stamm von Bären in die Welt der Weißen setzen werden. Deshalb habt ihr sie gefangen. Wir werden unsere Wut und den Zorn, unser Leben und die Klugheit der Jäger und Ältesten, unsere Rache und den Haß auf die fremden Eindringlinge nehmen und den Tieren aufbürden. Sie werden durch unermeßlich lange Zeiten unsere Rache ausführen."
    Die Menge schrie begeistert:
    „Hurqha, tu's, Klutna!"
    Der Schamane senkte die Arme, winkte zu den Trommlern hinüber und schlug mit der Hand den Takt. Die Rasseln schepperten, die Trommelschläge wurden schneller. Getrocknete Kräuter wurden in die Flammen geworfen, während sich die Beothuk zu einem stampfenden, harten Tanz formierten. Den Männern, die mit wuchtigen Keulen die Baumstämme bearbeiteten, lief der Schweiß in breiten Bächen über die Körper.
    Die Bären wurden noch aufgeregter. Sie schrien und schlugen wild um sich. Breite Späne flogen von den Bohlen, Rinde splitterte, der Anprall der riesigen Körper erschütterte die Baumstämme des Gefängnisses.
    „Tanzt! Versammelt euren Haß! Denkt an die fernen Jagdgründe!"
    Der Schamane war Mittler zwischen Mensch und Tier. Zum Takt der Trommeln stampften die Frauen und Männer auf dem Boden. Der Kreis schloß sich und begann sich zu drehen.
    Der Schamane spürte, wie die Gedanken der Beothuk auf ihn einströmten. Männer und Frauen schickten ihren Geist aus. Ihr Bewußtsein begann zu verschwimmen, die Geistwelt öffnete sich unter dem Einfluß der Trommeln, der Kräuter, des stinkenden Fettes und der wohlriechenden Öle. Der Schamane fing alle Pfeile des Geistes auf, verarbeitete sie und lenkte sie auf die Kodiakbären. Die Tiere hörten plötzlich mit ihren rastlosen Bewegungen auf. Sie erstarrten, als wäre der Winterfrost über sie gekommen. Ihre Augen öffneten sich weit, ihr Rachen stieß langgezogenes Zischen aus.
    Todesfurcht, Haß, Zorn und Wut, Rachsucht und Trauer, das Wissen der Jäger, die Kenntnisse der Alten, die Legenden der Erzähler, das Ziel, die verhaßten Weißen zu töten, der besiegte Stolz eines
    Jägervolks, das so lange Zeit im Einklang mit der Natur gelebt hatte, die Trauer über vergewaltigte Frauen, getötete Jäger, über fremde Krankheiten, langsamen und schnellen Tod, qualvolles Sterben
- alle Empfindungen und Gedanken der Beothuk wurden durch die Magie des Schamanen aufgefangen.
    Sie gingen in die beiden Tiere ein. Sein Zauber schaffte es; verbunden mit der Trance, in die alle Beothuk gefallen waren, mit den Ausdünstungen der Pflanzen und dem Tanz, der sich in Schnelligkeit und Heftigkeit steigerte.
    Breite Bäche Schweiß liefen über die rotbemalten Körper. Der Atem kam stoßweise. Die Beothuk schwankten vorwärts und rückwärts und rissen beim Tanzen die Knie bis zum Kinn. Sie stöhnten und summten, und langgezogene Schreie, gellend und trillernd, kamen aus den Kehlen der Frauen. Die Bären waren still und stützten sich schwer auf die Vorderpranken. Sie wiegten sich langsam hin und her, als würden sie mittanzen wollen.
    Klutna, der Schamane, war am Ende seiner Kräfte. Er hatte seine magischen Fähigkeiten eingesetzt und verbraucht. Der Geist des zum Tod entschlossenen Stammes war in die riesigen Bären übergegangen, ins Totem der Beothuk.
    Der Tanz wurde langsamer und leiser.
    Klutna schwankte und keuchte. Der Häuptling kletterte von der Plattform. Bis zu diesem Augenblick hatte er regungslos hinter dem Schamanen gestanden, bereit, ihn aufzufangen, wenn er zusammenbrach. Jetzt rannte er auf den Käfig der Bären zu und zog den Dolch mit der scharfen Steinklinge.
    Er zwängte sich zwischen den
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