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159 - Magie der Rothäute

159 - Magie der Rothäute

Titel: 159 - Magie der Rothäute
Autoren: Dämonenkiller
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ersten drei Menschenopfern nannten die Franzosen den Bären
le tueur,
den Töter. Franzosen und Engländer versuchten Kanada zu erobern. Damals hatte das Land noch nicht die heute gebräuchlichen Namen, ebensowenig wie Neufundland.
    Niemand ahnte, daß es zwei Bären waren: Ein Männchen und ein Weibchen.
    Tueur oder assassin, der Mörder. Die Bären zogen eine breite Spur über die weit auseinander liegenden Siedlungen der Insel. Die Spur endete im äußersten Westen.
    Mankiller,
so nannten die englisch sprechenden Fischer und Fallensteller den schnellen Bären, dessen Spuren immer wieder von den Orten der mörderischen Überfälle wegführten: Die einsamen Hütten von Trappern, vorgeschobene Häuser am Rand von Siedlungen oder an den kleinen Naturhäfen, bei Booten, die auf den Strand gesetzt worden waren, in den Lagern, die an Flußufern aufgeschlagen worden waren.
    Nicht ein einziger Indianer zählte zu den Opfern.
    Der Bär aber verschwand.
    Man vermutete später, daß zwischen der Insel und dem Festland das Meer zugefroren sei. Oder der Töter habe, auf einer Eisscholle treibend, den Weg über das Wasser gefunden.
    Auf Neufundland indessen schien es keinen Menschenfresser mehr zu geben, der ausschließlich Weiße schlug.
    Der erste Bericht darüber aus der Provinz Quebec, aus Havre Saint Pierre, datiert aus dein Jahre 1801.

    Der Töter. Tueur. Mankiller. Grande lune se leve, der unsichtbare Kodiak, Zwanzig-Zentner-Bestie, Grey Demon.
    Das waren einige der Namen, die er von den Jägern erhalten hatte in den fast dreihundert Wintern, während denen der Kodiakbär sich durch Kanada bewegte.
    Seit hundert Wintern war er allein. Seine Gefährtin war von den Eisplatten eines kalbenden Gletschers erschlagen worden.
    Dennoch war sie bei ihm: Ihr Wesen und ihre Raffinesse waren in ihn übergegangen.
    Der Graue Dämon wußte, daß er unsterblich war. Er wußte nicht mehr, wie viele Kugeln seinen Körper getroffen hatten. Ein kurzer Schmerz, eine Wunde, die den Fremdkörper auseitern ließ und sich schnell wieder schloß. Er war grau geworden in diesen vielen Sommern und Herbsten, aber seine Kräfte hatten nicht nachgelassen.
    Der kleinen Werft in beginnender Winterruhe hatte er sich ohne Spuren genähert. Jetzt richtete er sich zwischen den Birken und Tannen am Berg auf und spähte hinunter zu den Booten, den dünnen Rauchsäulen aus den Kaminen und den wenigen Kindern, die vor dem fallenden Schnee in die Häuser flüchteten.
    Ein weiterer Winter in einer langen Reihe kalter Jahreszeiten brach an. Viel hatte Grey Demon gelernt, fast viel zuviel. Er kannte die fliegenden Geräte, aus denen Menschen stiegen.
    Er hatte Tausende Jäger gesehen und Hunderte zerfleischt.
    Die Waffen der Jäger waren von Jahrzehnt zu Jahrzehnt besser und tödlicher geworden - die Jäger selbst und ihr Können, ihre Überlebensfähigkeit und Härte… sie hatten damit nicht Schritt halten können. Drähte und breite Straßen quer durch die Einsamkeit, heulende Dinge am Himmel, unzählige Mengen von eisernen Kisten und schwarzen Rädern daran, Boote, die ohne Ruder fuhren, und der stinkende Rauch aus den Rohren der knatternden Schlitten. Er kannte auch die Bezeichnungen der Menschen dafür, denn er war in bestimmten Abständen unter ihnen gewesen und hatte seine Rache genau vorbereitet.
    Jetzt wartete er auf ein geeignetes Opfer.
    Es mußte ein weißer, erfahrener Jäger sein, ein Einzelgänger wie er selbst.
    Hier, am Doe-Lake-System, war Grauer Dämon an der richtigen Stelle. Er brummte zufrieden. Sein Bauch war voll; um die Reste des jungen Rehs stritten sich kleine Aasfresser.
    Neumond. Er überlegte, ob er sich wieder einmal in die Welt der Menschen hineinwagen sollte. Im Sommer war es leichter, und der Drang, die Rache aus den entsetzlichen Jahren der fernen Vergangenheit kalt und erbarmungslos zu vollziehen, schwächte sich in den Nächten ab.
    An welchem Punkt der ewigen Wanderschaft bin ich?
    Grey Demon war nicht sicher. Er kannte große Teile des Landes, und viele kleine Zonen kannte er ganz genau. Dort gab es nichts Fremdes für ihn. Er erinnerte sich an jeden Baum und jeden Wildwechsel. Aber er vermochte nicht, eine Karte des Landes für sich zu entwickeln. Sein Weg durch das Land vollzog sich stets in Windungen, Schleifen und im Zickzack. Er wußte, daß er sich gut dreihundert Meilen nördlich der Stadt Toronto befand, schon in jenem Bereich, in dem man nachts Nordlichter sehen konnte. Das System kleinerer und größerer Seen,
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