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159 - Magie der Rothäute

159 - Magie der Rothäute

Titel: 159 - Magie der Rothäute
Autoren: Dämonenkiller
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Tage später: Das Haus war völlig eingeschneit. Festgestampfte Gänge zwischen den Schneemauern führten vom Steg zum Haupteingang, ums Haus herum, mehr als hundert Meter in den Wald hinein und in die Richtung von Mortons Haus.
    Musik dröhnte durch den Wald. Auf den Zweigen lag eine dicke Schicht Schnee. Es roch nach kaltem Rauch. Der Wind ließ Tannen und Birken schwanken und erzeugte winselnde Laute. David Corrings kehrte die Teile des Schneemobils ab und rückte immer wieder die Sonnenbrille zurecht. Quer über seinem Rücken, noch halb in der Segeltuchhülle, hing die Weatherby Magnum. Patronen klapperten in der Tasche.
    Probeweise zog David den Starter mehrmals durch, ohne die Zündung einzuschalten. Es stank nach Zweitaktmischung. Überall an dem zweisitzigen Fahrzeug klebten Eisschichten und Schnee.
    Dann zog er den Choke, riß dreimal heftig an der Schnurstartanlage, und mit ohrenbetäubendem Knattern begann der Motor zu arbeiten.
    „Endlich!"
    Dave schwang sich in den Sattel, drehte am Gasgriff und stemmte seine gefütterten Polarstiefel gegen die' Fußrasten. Er kuppelte ein, die Kette begann sich zu bewegen. Die Kufen hoben und senkten sich, als das Schneemobil, die Snowcat, neben dein Steg in den hohen Schnee einschwenkte und davonknatterte.
    Corrings gab mehr Gas, rückte die Brille weiter auf die Nase und fuhr schnell hinaus auf die Mitte des Sees. Die Eisschicht war vier Handbreit dick. An den Ufern hatte der Schnee Die Spuren der heftigen Herbststürme zugedeckt. Spuren von Waschbären, Groundhogs und Rotwild liefen kreuz und quer über die Seefläche. Das Schneemobil, etwa fünfzig Stundenkilometer schnell, raste mit seinem Reiter auf die Passage zwischen zwei Seeabschnitten zu.
    Morton, der Mann vom FBI, schien noch nicht anwesend zu sein, denn er hätte an Corrings Haus vorbeikommen, entweder den Lichtschein oder den Rauch oder andere Spuren sehen müssen. Vorläufig war Dave noch allein.
    „Auch nicht schlimm", murmelte er und spürte auf seinen Lippen die eisige Kälte. Es war fast Mittag, und am strahlend blauen Himmel gab es kaum eine Wolke.
    Corrings, dreiundvierzig Jahre alt, Deutschkanadier, arbeitete für europäische, amerikanische und kanadische Verlage und Wochenzeitschriften. Er war recht erfolgreich und verdiente gut. Dave war nicht gerade ein durchtrainierter Sportsmann mit seinen hundertsiebenundachtzig Zentimetern und neunzig Kilo, aber er war Strapazen und Anstrengungen ebenso gewöhnt wie das Alleinsein, das totale Nichtstun und das Arbeiten rund um die Uhr.
    Der Big-Doe-Lake weitete sich vor ihm, der schneidende Wind biß durch die Maschen des wollenen Gesichtsschutzes.
    Auch hier konnte er keine anderen Schneemobil-Spuren entdecken. Aber es gab viel Wild hier. Immer wieder wurde er langsamer, fuhr eine enge Kurve oder hielt an, um die Spuren zu bestaunen: Rotwild jeder Größe, Dachse, Erdhunde, verschiedene Vögel, und sogar die Spur eines kleinen Bären. Später sah er eine Biberspur, die drei unterschiedlich große Elchsspuren kreuzte. Aus insgesamt drei Kaminen wehte Rauch; Dave sah es durch die Gläser seines schweren Feldstechers. Die Bewohner der Häuser kannte er nicht, und er ließ das Glas wieder sinken und fuhr weiter.
    Auf dem knisternden Eis, jener riesigen Platte über dem fischreichen Wasser, in fauchendem Wind und klirrender Kälte fuhr David entlang dem Ufer, aber in achtungsvollem Abstand von umgeworfenen Stegen oder den vielen Felsen, die vermutlich nicht vom Eis bedeckt waren.
    Zweimal winkten ihm dick vermummte Leute zu, und er winkte fröhlich zurück. Die Kälte biß, durch den Fahrtwind verstärkt, mittlerweile an Knien und Ellenbogen durch die dicke Pelzkleidung. Das Schneemobil stob mit wehenden Kristallschleiern wieder in die Gegenrichtung. Nach einigen Minuten bemerkte David vor sich eine gerade Linie, die sich aus dem Uferwald kommend, quer über der schmalsten Stelle des Sees hinzog. Er bremste, nahm das Fernglas, suchte die Spur ab und erkannte, daß sie im rechten Winkel abknickte und etwa in die Richtung des Little-Doe-Sees zeigte, dorthin, wo sein Haus stand. Nach dreihundert Metern etwa verschwand sie wieder im Wald.
    „Verdammt! Das ist ein Bär!"
    Langsam fuhr David Corrings auf die Spur zu. Kurz davor stieg er steifbeinig aus dem Sattel. Er betrachtete nachdenklich die Bährenfährte. Die Tatzen waren unverhältnismäßig groß. Er legte, als er den Handschuh ausgezogen hatte, die Finger in die Fährte und zählte die Eindrücke,
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