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1583 - Das Mädchen und der Nakk

Titel: 1583 - Das Mädchen und der Nakk
Autoren: Unbekannt
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immer da zu ihr gesprochen hatte: Sie wollte ihn nicht in ihrer Traumwelt haben.
    Nicht, nachdem er unter so seltsamen Umständen hier aufgetaucht war. „Geh weg!" sagte sie heftig. „Das kann ich nicht."
    Die Antwort kam leise, wispernd, wie aus größter Nähe.
    Sie drehte sich im Kreis, aber es war ihr unmöglich, den, der zu ihr sprach, zu entdecken. „Wo bist du?" fragte sie mißtrauisch. „In deiner Nähe."
    „Warum kann ich dich nicht sehen?"
    „Weil deine Augen dazu nicht geeignet sind."
    Anjannin fand, daß die Antworten des Fremden nicht sehr beruhigend auf sie wirkten. „Was willst du von mir?"
    Für eine Weile blieb es still. Nur aus der Finsternis drangen geisterhafte Geräusche. „Gib mir eine Chance", sagte die Stimme schließlich, als Anjannin bereits zu hoffen begann, daß der Fremde schon wieder aus ihrem Traum verschwunden war.
    Ein plötzlicher Verdacht kam Anjannin in den Sinn. „Bist du Varhas?" fragte sie. „Bist du zurückgekommen? Willst du dich an mir rächen?"
    Für einen Augenblick herrschte Schweigen. „Nein", sagte die Stimme dann. „Wenn du nicht Varhas bist - wer bist du dann? Wie kommst du in meinen Traum?"
    „Du hast mich gerufen."
    Anjannin war sich absolut sicher, daß das eine Lüge war. „Ich würde niemanden rufen, wenn ich träume!" sagte sie. „Verrate mir endlich, wer du bist, oder ich schicke dich weg."
    Und drohend fügte sie hinzu: „Das kann ich nämlich tun, und du kannst gar nichts dagegen unternehmen!"
    Sie hatte nicht das Gefühl, daß diese Drohung Eindruck auf den unsichtbaren Fremden machte.
    Oder vielleicht doch? „Ich bin Balinor", sagte er.
    Anjannin Tish wartete, aber das schien alles zu sein, was der unheimliche Fremde zu sagen hatte. „Wo bist du?" schrie sie wütend. „Wie siehst du aus? Warum zeigst du dich nicht?"
    Sie erhielt keine Antwort.
    Statt dessen sah sie, daß etwas über die merkwürdig leuchtende Straße hinter dem Tor herangeschossen kam.
    Dieses Etwas sah aus wie ein kurzer, dicker, schwarzer Wurm.
    Ein Wurm, der größer war als Anjannin selbst.
    Weitere Einzelheiten konnte sie nicht mehr erkennen, denn der Wurm war einfach zu schnell, und das war verwunderlich, denn es war nicht erkennbar, auf welche Weise das Wesen sich so rasant zu bewegen vermochte.
    Noch ehe Anjannin Tish zu einer Frage ansetzen konnte, gab es einen dumpfen Knall.
    Anjannin wurde von dem Tor weggeschleudert. Sie wirbelte durch die Finsternis, schreiend vor Furcht.
    Dann gab es einen zweiten Knall, aber der fand in Anjannins Kopf statt.
    Anjannin Tish wachte auf.
     
    3.
     
    2.8.1173 NGZ, Planet Nobim Sie war draußen im Wald, weit weg vom Haus ihrer Eltern. Um sie herum erhoben sich die knorrigen Bäume. Auch die Pilze und die Blüten und die Gewächse oben auf den Ästen waren vorhanden.
    Nur eines war anders als in ihrem Traum: Vor ihr auf dem Boden lag ein Lebewesen, wie sie es nie zuvor gesehen hatte.
    Dieses Wesen war ohne jeden Zweifel mit dem Wurm identisch, mit dem Anjannin Tish im Traum zusammengestoßen war. In der Realtät sah er allerdings eher wie eine riesige Nacktschnecke aus.
    Neben ihm lagen metallene Gegenstände, die aussahen, als hätten sie dem Geschöpf als Kleidungsstücke oder als eine Art Schutzanzug gedient. „Du bist Balinor", sagte Anjannin.
    Das Wesen gab keine Antwort.
    Es lag da und bewegte sich, war also am Leben und bei Bewußtsein, aber es reagierte nicht auf die Stimme des Mädchens.
    Anjannin hatte den Eindruck, daß der Schneckenwurm gar nicht hörte, was sie sagte.
    Er schien stocktaub zu sein.
    Sie stand vorsichtig auf und ging um ihn herum, um ihn von allen Seiten zu betrachten.
    Auch darauf reagierte der Schneckenwurm nicht.
    Er drehte sich nicht in Anjannins Richtung, richtete keinen seiner Fühler auf sie und gab auch sonst nicht das geringste Signal dafür, daß er ihre Anwesenheit wahrzunehmen vermochte.
    Er war allem Anschein nach nicht nur taub, sondern auch blind. „Ich glaube, du bist einer von denen, die anders sind", sagte Anjannin zu dem Schneckenwurm. „Du bist so völlig anders, daß sie sonstwas mit dir machen werden, wenn sie dich erwischen."
    Keine Reaktion.
    Anjannin Tish blickte zweifelnd auf den Schneckenwurm hinab.
    Dieses Wesen war ihr einerseits unheimlich, aber andererseits hatte sie Mitleid mit ihm.
    Da es durch eine Traumtür gekommen war, mußte es wohl ein intelligentes Wesen sein - kein wildes Tier, das aus den umliegenden Wäldern stammte.
    Da es auf Nobim aber keine
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