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1575 - Der Gesang des Lebens

Titel: 1575 - Der Gesang des Lebens
Autoren: Unbekannt
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kümmere mich um dich!"
    Zwischen den Robotern hindurch kroch er auf den Gang hinaus. Dool und Lanaa sahen ihn erst Sekunden später - doch dann reagierten sie und kamen mit besorgten Rufen heran. „Was ist los, Salaam Siin?" Der Panish Panisha warf einen zornigen Blick in die Zelle. „Dafür werde ich ihn töten lassen!"
    „Nein, Lanaa", summte Salaam Siin mit Mühe. „Helft mir auf, los!"
    Die beiden Ophaler faßten ihn unter jeweils zwei Armpaaren und hoben ihn auf die kurzen Beine.
    Salaam Siin atmete erleichtert auf. Im Stehen waren die Schmerzen leichter zu ertragen. „Weg von hier, ich muß zum Dom."
    Sie erreichten in lächerlich geringem Tempo die Gleiter. Diesmal benutzten sie zu dritt Lanaas Fahrzeug. „Versteht ihr jetzt?" sang Salaam Siin so leise, als läge er bereits im Sterben. Sein Kugelkopf war an Sitz und Glaswand gelehnt, die Greifbüschel zitterten kraftlos. „Das ist der vierte Naado, ich kann es nicht länger aushalten. Stalker ist unschuldig. Erinnerst du dich noch an dein Versprechen, Qion Lanaa?"
    „An welches Versprechen?" fragte der Panish Panisha erstaunt zurück. „Du wolltest dafür sorgen, daß wir nach Etustar kommen. Dieses Versprechen gilt auch für Stalker allein."
    „Für ihn?" brauste der andere auf. „Für einen Saboteur? Er wollte das Archiv vernichten! Die Daten und Gesänge sind unersetzlich für unser Volk!"
    „Nur ein Teil wäre vernichtet worden", korrigierte Salaam Siin mühevoll. „Und er hatte seine Gründe. Also, gilt es?"
    „Es gilt."
    Draußen huschten die Gebäude der Riesenstadt so schnell an ihm vorbei, daß er Einzelheiten kaum erkennen konnte. All die bunten Wände wirkten jetzt blaß und unscheinbar. Zwanzig Minuten dauerte der Flug - eine halbe Ewigkeit. Jede Sekunde kämpfte der Meistersänger um sein Leben. Wenn er schon sterben mußte, dann im Estartischen Dom; dann wollte er sein Bewußtsein in den Lebensstein retten.
    In ihm klangen immer wieder Melodiefragmente auf. Die Harmonie des Lebens, sein Belku na sacca. Das war die Botschaft, die er irgendwann in ferner Zukunft den Völkern bringen wollte. Akkorde und psionische Arrangements füllten sein Denkvermögen in diesen Sekunden fast zur Gänze aus. Aber er spürte eines: Wenn er jetzt der Anziehungskraft des Gesangs nachgab, würde er den Dom nicht mehr erreichen. „Wann sind wir da?" flüsterte er.
    Vogan Dool strich mit seinen Greifbüscheln über Salaam Siins rauhe Borkenhaut. „Gleich. Ich kann den Dom schon sehen."
    Für Salaam Siin vergingen dennoch Ewigkeiten. Dann endlich hoben ihn Dool und Lanaa aus dem Gleiter. „Laßt mich jetzt. Ich will aus eigener Kraft gehen."
    Paradoxerweise war es so, daß der Anblick des Domes ihm wieder Kraft gab. Kein einziger der über hundert Gleiter war verschwunden, der weiße Lebensstein der Mauern leuchtete matt im Schein der Riesensonne D’haan.
    Mit wackligen, jedoch immer längeren Schritten durchquerte Salaam Siin die leeren Seitengebäude des Domes.
    Lanaa und sein Diener Vogan Dool folgten direkt hinter ihm. Voraus öffnete sich die Tür. Und da standen noch immer die Singlehrer des Ophalischen Sternenreichs, gekleidet in ihre feierlichen Roben, mit bunten Schärpen behängt.
    Doch Salaam Siin spürte sofort, daß ihre Stimmung sich vollständig ins Gegenteil verkehrt hatte.
    Etwas war geschehen. Von andächtiger Rührung keine Spur mehr, die Sänger befanden sich in hellem Aufruhr. Die Ursache begriff er erst, als sie den eigentlichen Dom betreten hatten.
    Einer der Singlehrer löste sich aus den Reihen. Sein Gewand unterschied sich in keiner Weise von denen der anderen, doch sonst war alles an ihm ungewöhnlich. Seine Haut schimmerte ins Bläuliche, seine Armtentakel waren viel zu lang, und schon ohne ausgefahrenen Hals war er sicherlich einsachtzig groß. „Mein Name ist Binam Ziivic. Ich spreche zu dir, Qion Lanaa, aber auch zu dir, Salaam Siin. Wir haben einen großen Fehler begangen! Salaam Siin darf nicht in den Estartischen Dom eingehen. Dafür ist es viel zu früh."
    Der Panish Panisha reagierte, bevor Salaam Siin den Sinn der Worte noch erfaßt hatte. Er trat vor und fixierte den Blick seiner Sehorgane auf Ziivic. „Bist du der, der vor einer Stunde falsch gesungen hat?"
    „Ja", antwortete Ziivic mit festem Ton, „ich bekenne mich dazu."
    Qion Lanaa zögerte ein paar Sekunden mit der Antwort. Schließlich sagte er: „Ich verzichte darauf, dich sofort zu töten. Statt dessen räume ich dir die Möglichkeit ein, dich zu
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