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1575 - Der Gesang des Lebens

Titel: 1575 - Der Gesang des Lebens
Autoren: Unbekannt
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geholfen, als du dir überhaupt vorstellen kannst."
    Lava Aag, Barcus Moon und nun Binam Ziivic. Wäre er ein Mensch gewesen, Salaam Siin hätte jetzt gelächelt.
    So aber blieb ihm nur der Blick auf Ziivies markante Gestalt, die mit einemmal aus den Reihen der Singlehrer wie ein Fremdkörper hervorstach. Fast schien es ihm, als lese der andere seine Gedanken.
    Von einer Sekunde zur anderen bekam er keine Luft mehr. Das Nanaado kreiste in seinen Adern wie kochendheißes Wasser. Jedesmal, wenn die Anfälle einen Höhepunkt erreichten, erzitterte sein ganzer Körper.
    Im Stehen vermochte er die Tortur nicht mehr zu ertragen, und so ließ er sich zu Boden sinken.
    Der Rumpf lag schwer wie ein Tonnengewicht auf dem harten Boden ausgestreckt.
    Niemand dachte daran, ihm eine Unterlage zu verschaffen - aber die brauchte er ohnehin nicht mehr. Nach und nach verlor er jedes Körpergefühl. Wenige Sekunden später spürte er seine Greifbüschel nicht mehr, dann waren die kurzen Beine und schließlich sogar der Kopf an der Reihe. Nur seine Borkenhaut brannte noch. Und durch die Partien, die den Lebensstein unter ihm berührten, ging ein undefinierbarer Strom von Kräften auf ihn über.
    Qion Lanaa gab dem Chor das Einsatzzeichen. Zum Glück konnte Salaam Siin noch hören - sogar besser denn je, wie er dachte. Die Melodie entwickelte sich aus einem sachten, schmeichelnden Akkord. Bald jedoch trat der Druck der Psi-Komponente klar in den Vordergrund. Diesmal war es kein Todeschor. Qion Lanaa verzichtete ganz auf seine treibenden Spitzen. Es war ein Chor des Lebens, ein Gesang von unvergleichlicher Schönheit.
    Doch Schönheit allein nützte ihm überhaupt nichts.
    Salaam Siin spürte die Schmerzen, überall, immer stärker mit jeder Sekunde.
    Er schrie.
    Jedenfalls glaubte er, daß er das tat, denn in den Gesang mischte sich ein unkontrolliertes Geräusch, das nur aus seinem eigenen Membrankranz stammen konnte.
    Der Strom von Kräften aus dem Lebensstein ... Da war das Gefühl wieder, mit plötzlich verzehnfachter Stärke.
    Es ist kein Tod, den du erleidest. Wir singen den ganzen Tag. Wir sind glücklich, Sänger! Komm zu uns, weshalb wehrst du dich? Dann sind wir drei ... Drei in einem unendlichen Dom, im Zentrum eines Netzes, das zweihundert Planeten umfassen wird. Und bedenke, welche Macht wir gewinnen werden, Sänger! Als Lebender singst du vergeblich, dein Einfluß ist begrenzt. Als Geist ohne Körper stehen dir irgendwann die zwölf Galaxien offen ...
    Salaam Siin nahm die Worte als klingende Melodie in seinem Bewußtsein wahr. Aber er spürte auch die Sehnsucht, die unendliche Langeweile, die dahinter stand. Von den fremden Rhythmen und der fremden Musik anderer Völker wußten Miic Deinen und Versa Cameen nichts. Doch was war wichtiger? Die Entwicklung des ophalischen Volkes? Oder der innere Friede zweier Körperloser, die ohnehin nur noch als Werkzeug dienen sollten? Die kein eigenes Leben mehr hatten, keinen Zugang zu neuen Eindrücken; und bis zur Fertigstellung des Netzes jeder sinnvollen Tätigkeit beraubt waren?
    Die Schmerzen brachten ihn um.
    Du täuschst dich, Sänger. Komm zu uns und stelle es fest.
    Salaam Siin wollte sich krümmen, doch mit dem Gefühl war auch die Körperkontrolle verlorengegangen.
    Nur die Stellen, an denen seine Haut den Boden berührte, existierten noch für ihn. In seiner Vorstellung wurden aus ein paar Quadratzentimetern riesige Pforten. Er konnte den Schritt tun, er mußte es nur noch wollen. Das Nanaado pulsierte. Hätte jetzt Qion Lanaa ihn mit verbotenen Gesängen attackiert, er hätte nicht mehr widerstehen können.
    So aber blieben dem Meistersänger als Anker die Gesänge. Der Panish Panisha führte seinen-Chor geschickt zu höchsten Leistungen. Keiner der Sänger brachte auch nur den geringsten falschen Ton hervor.
    Sie alle ergänzten sich in ihrer sängerischen Wirkung. Eine kleine Gruppe bildete den Hintergrund der Baßfrequenzen, andere erzeugten in exakt gegenläufigem Rhythmus scharfe, beißende Geräusche, die nur deswegen in Salaam Siins Hörknospen keinen Schmerz verursachten, weil das Gros der Sänger eine Melodie darüberlegte.
    Und Qion Lanaa sang die Solostimme.
    Der Panish Panisha brachte die Leistung seines Lebens.
    Doch es war alles zuwenig.
    Komm zu uns, Sänger! Wir erwarten dich! Wir sind dein Leben, wir im Dom der ESTARTU.
    Hier bist du deiner Bestimmung nahe ...
    Salaam Siin starb. Er spürte, daß seine Organe nur noch mit geringster Kraft arbeiteten, daß
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