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1575 - Der Gesang des Lebens

Titel: 1575 - Der Gesang des Lebens
Autoren: Unbekannt
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der Kreislauf der Körperflüssigkeiten kurz vor dem Zusammenbruch stand. Dann, so dachte er bedauernd, wäre all die Mühe des Chors vergebens. Dabei hätte er diesem Gesang gern noch tagelang zugehört. Nur Ophaler konnten so etwas hervorbringen, sein Volk als einziges im Universum.
    Unverhofft überlagerte etwas Lanaas Solostimme.
    Salaam Siin wurde aus seiner Lethargie gerissen.
    Diese Frequenzen erkannte er wieder. Es war dieselbe mit psionischem Druck angereicherte Stimme, die schon einmal die Zeremonie unterbrochen hatte. Binam Zuviel Diesmal jedoch war die Absicht des Fremden eine andere. Sein Gesang bewegte sich genau entgegengesetzt der Melodie, mit der Qion Lanaa den Meistersänger zu halten versuchte.
    Sänger! Wir warten ... komm ... komm ...
    Miic Deinen und Versa Cameen traten in den Hintergrund. Was hatte Ziivic vor?
    Wie auch immer, das Ergebnis schmerzte furchtbar in Salaam Siins Hörorganen. Mit einemmal war der Chor ohne Führung. Die Qualität des Chors sank von höchstem Niveau auf das, was selbst ein Dorfsänger mit seinen Schülern zustande gebracht hätte. Lanaa versuchte, sich akustisch aus Ziivics Fesseln zu befreien, doch seine verzweifelten Versuche hatten keinerlei Aussicht auf Erfolg.
    Salaam Siin ertrug es nicht.
    Nicht dieses Vakuum! Er war ein Meistersänger; einer, der früher oft selber Chöre geführt hatte.
    Das Vakuum, wie er es nannte, übte einen ungeheuren Sog aus. Und in diesem Moment erkannte er den Plan: Er konnte nicht anders, als selbst die Lücke auszufüllen, selbst die Solostimme zu übernehmen und den Gesang zu einem großartigen Abschluß zu bringen.
    Sekundenlang kehrte in seinen Membrankranz das Gefühl zurück. Und gleichzeitig der Schmerz - ein tonloses Krächzen war alles, was er hervorbrachte. Das Nanaado kreiste, dazu kam die Verlockung der körperlosen Sänger im Turm. Doch der Gesang ohne Führung wog bei weitem schwerer als das alles zusammen.
    Da kehrte das Gefühl erneut zurück.
    Salaam Siin spürte das Brennen in jeder Kammer seines Membrankranzes. Aber er spürte auch die Luft, die in die Hohlräume strömte, und jedes einzelne seiner vielen tausend organischen Ventile.
    Ein kraftvoller Ton lag unvermittelt in der Luft. Er konnte singen! Er konnte es noch, sogar halbtot und gegen die Störversuche aus dem Dom.
    Salaam Siin paßte sich einfühlsam der Tonlage des Chors an. Seine Stimme war von genau der Art, die die anderen Sänger brauchten. Und dann kam es genau umgekehrt: Willig paßten sie sich seiner Stimmung an und folgten ihm, wohin immer er die Melodie auch treiben ließ.
    Das Universum war groß, Verschwendung sein Prinzip. Und immer blieb genügend übrig, immer wieder entstand allen Widrigkeiten zum Trotz der Keim, aus dem Leben wachsen konnte.
    In ihm fügten sich die letzten Bruchstücke der Harmonie des Lebens zu einem Werk zusammen, worin erstmals jeder Ton zum anderen paßte. Dies war der Belku na sacca. Niemals hätte er sich träumen lassen, seine Komposition zu einem solchen Zeitpunkt aufzuführen. Die Idee war aus der Not geboren - aber welche Melodie war geeigneter, den Tod zu bekämpfen, als ausgerechnet diese?
    Die Lebensmelodie ... Eine Saat, die irgendwann in ferner Zukunft vielleicht aufgehen und sich verbreiten würde. Dann wüßten alle um das Wunder. Dann wären alle den Sternen und dem Leben nahe.
    Dann wäre der Krieg unmöglich geworden. Nicht, weil jeder um die Konsequenzen wußte, weil die Wesen Verständnis für ihre Nachbarn entwickelt hätten. Sondern weil dann jeder die Sehnsucht in sich trug ...
    Davon sang Salaam Siin.
    Von der endlosen Leere zwischen den Planeten, von der endlosen Zahl der Wesen und ihrem Kampf um Leben.
    Und davon, daß sie es verdient hatten, den Kampf als Sieger zu beenden.
    Endlich stimmten auch Miic Deinen und Versa Cameen, die Meistersänger aus dem Estartischen Dom, in den Belku na sacca ein. Salaam Siin spürte, wie mit vereinten Kräften die Reichweite ihrer Psi-Kräfte stieg.
    Zunächst geriet ganz Mardakaan in ihren Einflußpegel, dann die wenigen Raumschiffe im Orbit.
    Immer weiter hinaus, über die Grenzen des Systems hinweg. Wo war das Leben? Salaam Siin spürte in diesen Sekunden selbst die Sonne D’haan, die vielen Lichtmonate ohne einen festen Punkt. Und nach einer Zeitspanne, die für ihn gleichbedeutend mit einer Ewigkeit war, erreichten sie das Nachbarsystem. Mehr als drei Lichtjahre entfernt! Auch dort lebten Ophaler! Sie alle hörten es, sie hörten die Botschaft und
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