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1575 - Der Gesang des Lebens

Titel: 1575 - Der Gesang des Lebens
Autoren: Unbekannt
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blieben in den Straßen stehen, um zu horchen.
    Belku na sacca war ein Kosmischer Gesang. Ein Gesang, der etwas bewirken konnte - wenn das Volk der Ophaler nur lange genug imstande war, ihn in den Kosmos hinauszutragen.
    Doch nun war der Chor an der Grenze seiner Kapazität angelangt. Die ersten Unsauberkeiten schlichen sich ein, so daß der Meistersänger gezwungen war, die Intensität schrittweise zurückzunehmen. Er hatte nur den Anfang gemacht. Wäre das Netz der Estartischen Dome nur schon bereit gewesen; doch was waren weitere tausend oder zweitausend Jahre Wartezeit, wenn es galt, eine solche Botschaft zu verbreiten?
    Seine Kräfte verließen ihn.
    Im Hintergrund war zu jeder Zeit Binam Ziivics Einfluß spürbar gewesen. Nun aber erlosch von einer Sekunde zur anderen dieser Bestandteil des Gesangs, und Qion Lanaa kehrte mit ganzer Macht in den Chor zurück.
    Dankbar verstummte Salaam Siin. Er lauschte nur noch darauf, wie Lanaa den Chorgesang in leisen Akkorden enden ließ, dann öffnete er die Lider über seinen Sehorganen.
    Der Sänger war am Leben.
    Die Pforten in dem Lebensstein hatten sich geschlossen, der Boden unter ihm war nicht mehr als festes, tragfähiges Gestein. Eines Tages, so dachte er, würde er den Schritt in den Dom wagen. Doch das lag noch in ferner Zukunft
     
    10.
     
    Aus den Nebenräumen ließ Qion Lanaa einen Medorobot kommen. Dennoch brauchte Salaam Siin mehr als zwei Stunden, bis er wieder stehen konnte. Die Reihen der Singlehrer hatten sich gelichtet; nur noch knapp ein Viertel von ihnen war anwesend. Sie alle warfen Salaam Siin scheue Blicke zu und verschwanden aus Rücksicht einer nach dem anderen. Nur der Panish Panisha und Vogan Dool blieben zurück. „Wo ist Binam Ziivic?" fragte der Meistersänger.
    Lanaa antwortete mit einem einzigen Ton: „Verschwunden."
    „Das habe ich erwartet."
    „Ich bin bereit, noch heute von meinem Amt als Panish Panisha zurückzutreten." Die Tonlage des anderen klang so kläglich, so sehr nach Irrtum und Niederlage, daß in Salaam Siin unwillkürlich Mitleid erwachte. „Niemand wäre für die Würde und die Macht, die damit verbunden ist, geeigneter als du. Dann kannst du Ziivic suchen lassen."
    Salaam Siin gab eine beschwichtigende Melodie von sich. „Wozu das? Ich möchte nicht der Panish Panisha sein. Und die Suche hat keinen Sinn."
    Gemeinsam verließen sie den Estartischen Dom von Mardakaan. Ihr Gleiter war der einzige, der noch draußen stand.
    Lanaa aktivierte die Computerverbindung zum zentralen Rechner - und wandte sich anschließend nochmals Salaam Siin zu. „Hier ist eine Nachricht für dich. Auf dem Raumhafen ist ein kleines Schiff gelandet, das den Namen MUTTER tragt. Die Besatzung behauptet, sie wäre mit dir bekannt. Es sind Gorims, Fremde in Estartu."
    „Sie sind wirklich da?" sang Salaam Siin erfreut. „Ich werde sie sofort aufsuchen. Von MUTTER droht keinerlei Gefahr. Erinnerst du dich an dein Versprechen? Daß du für die Passage nach Etustar sorgen wirst?
    Stalker wird nicht allein fliegen. Ich gehe mit ihm, bevor ich endgültig nach Mardakaan zurückkehre, und wahrscheinlich auch die Besatzung des fremden Schiffes."
    „Wie du willst", sang der Panish Panisha ergeben. „Ich habe nicht die Absicht, mich mit dir zu streiten. Aber nimm zur Kenntnis, daß die Gorims meiner Ansicht nach nicht nach Etustar gehören."
    „Vergiß doch bitte das alte Gedankengut, Qion Lanaa. Es ist mein Wunsch, sie mitzunehmen. Du kannst das nicht beurteilen."
    „Dann kümmere ich mich darum, daß Stalker in die HARMONIE gebracht wird", versetzte der andere unmelodiös. „Du bist für ihn verantwortlich, Salaam Siin. Wenn er weitere Verbrechen begeht, fällt das auf dich zurück."
    „Stalker wird stillhalten, dafür verbürge ich mich."
    Eine halbe Stunde später stand er allein am Raumhafen. Und dort, in einem halben Kilometer Entfernung, war das Medoschiff gelandet. Salaam Siin ging mit ungutem Gefühl an Bord. Er fürchtete die Vorwürfe, die ihn erwarteten - und die zum Teil sogar berechtigt waren. Dabei hätte er nichts lieber getan, als zu essen, zu trinken, sich mit Saedelaere zu unterhalten und anschließend eine Woche lang zu schlafen.
    Siela Correl und der Mann erwarteten ihn bereits. „Du kannst dir vorstellen", meinte Alaska Saedelaere, „daß wir an dich eine Menge Fragen haben." Er lächelte distanziert und seufzte. Diese Miene kannte der Meistersänger genau. „Ich nehme an, eure Flucht am Charimchar-Tor war nicht deine Idee.
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