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1557 - Die Bionten von Drumbar

Titel: 1557 - Die Bionten von Drumbar
Autoren: Unbekannt
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bildete der Fluß, der fünfzig Kilometer weiter ostwärts in den Äquatorialozean mündete. An dieser Stelle war der Miram eineinhalb Kilometer breit. Die Strömung hielt sich in Grenzen, doch hätte Faragit niemandem geraten, das Wasser zu durchschwimmen. Vor Ybor hatte sich eine Kolonie Raubfische angesiedelt. „Willst du nicht beginnen?" fragte Wstavec.
    Bei Licht wirkte der Zwerg kaum weniger unheimlich. Die Knochen sahen aus wie das zugegipste Skelett eines lange Verstorbenen. „Faragit!"
    Er schreckte auf, sein Herz pochte. „Ja... Du hast recht."
    Vor Jahren hatte Faragit ein System von Lautsprechern installieren lassen. Seine Stimme drang bis in die hintersten Reihen der Bionten.
    Von den Zwölftausend hatten sich mehr als vier Fünftel versammelt.
    Der Rest kam nach und nach zusammen. „Liebe Leute", begann er mit Donnergetöse. „Ihr habt alle von den Entführungen gehört. Ich weiß nicht, wer daran schuld ist. Auch nicht, was man wirksam dagegen tun kann. Wir dürfen es uns nicht erlauben, zu Hause zu bleiben. In dem Fall verlieren wir die Ernte dieses Sommers, dann hättet ihr alle umsonst gearbeitet. Der neue Silo stünde leer."
    Ein Raunen lief durch die Menge. „Etwas jedoch können wir versuchen", rief er. „Wir werden alle Funkgeräte ausgeben und in Ybor die Funkzentrale besetzen.
    Wstavec übernimmt die Leitung. Außerdem steigen sämtliche verfügbaren Gleiter auf hundert Meter Höhe und beobachten alles von oben. Niemand von euch geht mehr allein irgendwohin. Bildet Paare, am besten Dreier- oder Vierergemeinschaften. Die, die meine Worte nicht begreifen, sollen beaufsichtigt werden. Das ist alles. Ihr könnt nach Hause gehen."
    Dabei hatte Faragit absichtlich den Fall der beiden Ertruser Lal und Wieking nicht erwähnt. Denn die beiden waren zusammen gewesen.
    Nun hatte er getan, was er konnte. Bessere Vorsichtsmaßnahmen gab es nicht.
    Acht der Gleiter, die die Cantaro ihnen gelassen hatten, stiegen auf die angegebene Höhe. Einen weiteren hatten die beiden „Wissenschaftler" Glendorp und Vainu, die sich irgendwo in den nördlichen Wäldern als Einsiedler niedergelassen hatten, und den zehnten benutzte er selbst.
    Binnen zwei Minuten erreichte er damit die Nordfelder. Er landete direkt in der Mitte, von Ybor mehrere Kilometer entfernt, in Sichtweite der äußeren Feldgrenzen.
    Er hatte seine Gründe dafür. Genau hier war nämlich Zy verschwunden, und sie blieb die einzige, deren Aufenthaltsort vor dem Verschwinden genau bekannt war.
    In der Tat, der Blick reichte weit hier. Bachläufe unterbrachen die Ackerfurchen, kleine Buschgruppen dienten als Schutz gegen Bodenerosion. Mindestens tausend Bionten waren allein im näheren Umkreis emsig beschäftigt.
    Drei der restlichen Gleiter arbeiteten als Zugmaschinen für die selbstgebauten, eisernen Pflüge. Mit deutlich hörbarem Summen lagen sie in der Luft. Die zwei anderen transportierten in ständigem Pendelverkehr Drumbar-Rüben zur Siedlung. Sie und der Rest ihrer kleinen Luftflotte trafen sich aus allen Himmelsrichtungen beim Silo, um nach dem Entladen jeweils wieder aufzusteigen.
    Faragit beschirmte die Augen mit einer Hand. Sein dünner Hals wackelte nachdenklich.
    Wäre der Anschlag auf Zy mit einem Gleiter durchgeführt worden, die Erntemannschaft hätte es hören müssen. Das feine Singen durchschnitt zwar nicht laut, dafür penetrant die Luft. Nein, ein Gleiter kam eigentlich nicht in Frage. Dennoch entschied er, die Flugschreiber sämtlicher Gleiter überprüfen zu lassen. Weshalb war der sonst so neunmalkluge Wstavec darauf nicht gekommen?
    Er zog das Funkgerät vom Gürtel und nahm Kontakt mit dem Knochenzwerg auf, der in Ybor die Funkzentrale besetzt hatte. „Alles klar, Wstavec?"
    „Ja", lautete die Antwort. „Ein paar Leute treiben Unfug mit den Sendern. Aber ein bißchen Spieltrieb hat noch niemandem geschadet."
    Faragit unterbrach die Verbindung. Er schlenderte eine Weile durch die bereits abgeernteten Ackerfurchen, dann bestieg er erneut seinen Gleiter.
    Aus einiger Höhe sah er auf die Felder herab. Ein paar domestizierte Drumbar-Hunde liefen zwischen den einheimischen Weinstöcken herum und jagten Nagetiere. Sonst aber tat sich weniger als nichts. Was hatte er denn erwartet? Mißmutig nahm der Biont Kurs auf die Siedlung, bog von dort westwärts ab und folgte dem Fluß Miram bis zum Zeughaus. Unter ihm zogen unbewohnte Wälder vorbei. Allein in der nächsten Umgebung hätte eine ganze Armee von Feinden sich verbergen
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