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1557 - Die Bionten von Drumbar

Titel: 1557 - Die Bionten von Drumbar
Autoren: Unbekannt
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will das nichts besagen. Über so einen kann niemand Aussagen treffen."
    „Und was tun wir jetzt?" fragte Garvas unruhig. Der Fleischberg zitterte vor Aufregung, seine riesigen Augen schauten völlig hilflos. „Gar nichts", sagte Faragit. „Aber irgendwas muß man doch tun."
    „Wir warten ab. Manchmal ist das das klügste, glaubt mir. Und jetzt verschwindet ihr alle. Auf den Feldern habt ihr jede Menge Arbeit morgen."
    Biwüliffil tauchte schon am nächsten Tag wieder auf. Faragit sprach selbst mit ihm und stellte dabei fest, daß der andere wirklich zu den intelligentesten Bewohnern der Siedlung gehörte. Über seine Abwesenheit jedoch wollte er nicht reden, und der Vorsteher gestand ihm sein Recht auf Privatsphäre zu.
    Zumindest stand jetzt fest, daß es sich tatsächlich nur um zwei rätselhafte Fälle handelte.
    Eine Woche später war die Siedlung auf Drumbar zu trügerischer Ruhe zurückgekehrt. Die Handwerker stellten den Silo fertig. Nun hielt das Dach den stärksten Stürmen stand, die es auf Drumbar gab, und selbst die Ertruser konnten die Treppen und Stockwerke betreten. Das allerdings mußten sie auch, weil ein guter Teil der Ernte in wenigen Wochen reif war.
    Wieder einmal riß ihn ein Klopfen aus dem Schlaf. Faragit war daran gewöhnt; die Bionten kannten es nicht anders, als ihn wegen jeder Kleinigkeit zu Rate zu ziehen.
    Diesmal jedoch war es Wstavec, der Knochenzwerg. Er war allein.
    Im dürftigen Sternenlicht schimmerte sein massives Außenskelett in einer grünlichen, fast fluoreszierenden Farbe. Die Augen waren dunkle Höhlen in einer flachen Knochenplatte, darunter gähnten die Öffnungen für die Doppelnase und den schmalen Mund. „Wstavec! Du bist es... Dann muß es ernst sein." Ächzend kämpfte er sich aus dem Halbschlaf hoch, bis er völlig munter war. Unter seinem Gewicht ächzte das Kunststoffbett. „Ja, Vorsteher Faragit. Es tut mir leid, daß ich dich wecke. Aber vor einer Stunde ist der letzte Trupp von Erntearbeitern zurückgekehrt."
    „Jetzt erst?"
    „Ja. Vom Nordfeld. Sie hatten Probleme mit den Pflügen und wollten unbedingt heute noch damit fertig werden. Zehn Leute sind es gewesen, aber nur neun kamen zurück."
    „Na und? Der zehnte wird sich vor der Arbeit gedrückt haben."
    „Das glaube ich nicht."
    „Es gibt Faulpelze genug."
    „Aber nicht in diesem Fall", sagte Wstavec. „Der Name der Verschwundenen lautet Zy. Es handelt sich um einen Mischklon. Ein Teil ihres Erbguts war terranisch, der andere stammt von den Blues.
    Zy gehörte nicht zu den Klügsten. Unter anderem verfügte sie nicht über den geringsten eigenen Antrieb. Keinerlei Willensäußerungen.
    Komplette Ergebenheit in das, was man ihr sagte. Zy hätte ohne Befehl nicht einmal den Sternenhimmel angesehen."
    Das allerdings gab ihm in der Tat zu denken. Faragit stützte seinen Kopf schwer in beide Hände. Mit einem Finger spielte er an der Hautfalte, die ihm aus der Wange wuchs. „Hm", meinte er nur. „Deswegen allein hätte ich dich noch nicht geweckt", erklärte Wstavec. „Aber ich habe mir jede Einzelheit schildern lassen. Keiner der verbliebenen neun hat Zy Befehl gegeben, sich zu entfernen."
    „Sicher? Welchen Befehl hatte Zy denn?"
    „Sie sollte die Ackerfurchen absuchen und feststellen, wo der Pflug unsauber gearbeitet hat."
    „Mit anderen Worten: selbständige Tätigkeit ohne Aufsicht?"
    „Ohne direkte Aufsicht, ja. Aber ringsum war nichts als freies Land. Du weißt doch, wie es auf den Nordfeldern aussieht. Man sieht dort kilometerweit."
    „Trotzdem ist sie verschwunden, und ich habe nicht die Absicht, die Angelegenheit überzubewerten. Auch nicht, wenn ich an Lal und Wieking denke. Das ist mein letztes Wort. Bis morgen, Wstavec."
    Faragit rieb sich die Augen. Er hatte fürchterlich geträumt, und nun schrie sein Geist nach ein paar weiteren Stunden Schlaf. Ächzend ließ er sich zurücksinken.
    Aus den Augenwinkeln jedoch bemerkte er, daß der Knochenzwerg sich um keinen Zentimeter bewegt hatte. Mit seinem grünlich schimmernden Außenskelett und den tiefen Augenhöhlen sah er wie der Todesbote selbst aus. „Was ist denn noch?"
    „Ich war nicht fertig, Vorsteher Faragit. Dieser Fall verträgt keine Hast. Er fordert unsere ganze Aufmerksamkeit."
    „Das kann er auch morgen noch."
    „Vielleicht."
    Doch der Zwerg blieb stehen, bis sich Faragit murrend wieder aufgesetzt hatte. „Die Erntemannschaft hat selbstverständlich nach Zy gesucht", berichtete er weiter. „Sie haben fast das
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