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1557 - Die Bionten von Drumbar

Titel: 1557 - Die Bionten von Drumbar
Autoren: Unbekannt
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Jeder mußte damit rechnen, daß ein künstlich verpfuschtes Biosystem jederzeit versagen konnte. Dann reichte schon eine kleine Schnupfenepidemie.
    Seine Hütte bestand wie alle anderen aus einem einfachen Plastikgestell, aus vorgefertigten Einzelteilen, die man nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt hatte. Durch zwei Fenster fiel Licht in den einzigen Raum, der ihm als Schlaf-, Wohn- und Badezimmer zugleich diente.
    Mit zusammengekniffenem Mund stellte sich Faragit vor den Spiegel. Die sorgfältig polierte Fläche bedeckte mehr als zur Hälfte eine Hüttenwand; es war der größte Spiegel, den es in Ybor gab.
    Manchmal haßte er das Bild, das er zu sehen bekam, manchmal liebte er es aber auch. Immer allerdings verhalf der Spiegel ihm zu einer korrekten Einschätzung seiner Person. Dieses Bild eines Bionten, eines Irrwegs der Gentechnik, rückte vieles in ihm wieder gerade.
    Hundertachtzig Kilogramm wog er. Und das bei seiner Große von einsfünfundachtzig. Seine Leibesfülle war enorm. Doch obwohl der Körper so aufgedunsen wirkte, steckten unter schwammartiger Haut starke, bewegliche Muskeln.
    Von Wasser hielt er nicht sehr viel. Nicht, seit Ruuba gestorben war. Um sich verbreitete er eine Ausdünstung, über die er schon viel Kritik hatte einstecken müssen. Er hatte einfach keine Lust mehr, auf sein Äußeres achtzugeben.
    Den Kopf trug er stets etwas nach links geneigt. Das hatte er sich angewöhnt, weil sein dünner Hals links ein bißchen stärker als auf der rechten Seite war. Mit einer Hand betastete Faragit die Stränge aus Haut und Fleisch an der Wange. Sie bildeten gewissermaßen sein Markenzeichen. Sie traten aus der linken Wange hervor und waren fest mit der linken Schulter verwachsen, wie ein Aderstrang oder eine Wurzel.
    Durch das Fenster fiel zu wenig Licht – also trat der Vorsteher näher an den Spiegel.
    Seine Augen hatte Ruuba immer am meisten bewundert. Das linke war grau, ein Symbol seiner Willensstärke, und das rechte schimmerte in goldbraunem Ton. Diese Farbe stand für die Ehrlichkeit in seinem Charakter, auch für Einfallsreichtum und ein gewisses Genie.
    In einem Biontengesicht mußte man die Feinheiten entdecken.
    Ebenmäßigkeit gab es nicht zu bewundern. So hing sein linker Mundwinkel weit herab, die Nase war verknorpelt und bedeckt mit Warzen, das rechte Auge saß wesentlich höher als das linke.
    Sicher, er hatte im Medocenter einer der ersten sein können.
    Schließlich schwebte er ständig in Gefahr, mit dem Wangenstrang irgendwo festzuhaken – was oftmals auch geschehen war. Aber die Reste waren immer wieder zusammengewachsen. Inzwischen trug Faragit seine Erscheinung sogar mit einer Art Stolz. Ein lebendiger Beweis, daß Bionten vom Erfolg nicht ausgeschlossen waren. „Vorsteher Faragit!"
    Jemand klopfte heftig an die Tür.
    Er zuckte zusammen und kehrte aus tiefer Versunkenheit in die Realität zurück. „Herein, wenn es so eilig ist!" rief er. „Nun los!"
    Die Tür öffnete sich, und hereingestürzt kamen neben den Ertrusern Mic und Garvas zwei weitere Bionten.
    Ihre Erregung war so offensichtlich, daß sich Faragit entschloß, bewußt gegenzusteuern. In aller Seelenruhe zog er einen Stuhl heran und nahm Platz. Zwei Neuigkeiten an einem Tag, das war entschieden zuviel für Ybor. „Was gibt es denn?" fragte er. „Heraus damit!"
    „Es ist noch mal passiert", meinte Mic leise.
    Trotzdem ließ die ???Fidle??? seiner Stimme Faragits Ohren dröhnen. „Was denn? Gibt mir niemand vernünftig Auskunft? He, Wstavec Rede du!"
    Seine Augen fixierten den verwachsenen Knochenzwerg, der sich im Halbschatten an der Tür im Hintergrund hielt. Wstavec liebte es nicht, im Vordergrund zu stehen. Dennoch, oder gerade deswegen, schätzte Faragit ihn als einen der schärfsten Beobachter von Drumbar. Bei den vielen Bionten, die wenig Intelligenz abbekommen hatten, durften sie alle um einen wie Wstavec froh sein. „Wir haben von Wieking und Lal gehört. Aber die beiden sind nicht die einzigen. Es fehlt noch ein anderer Biont. Sein Name ist Biwüliffil."
    „Hm. Was ist das für einer?"
    „Ich habe Erkundigungen eingezogen", meinte Wstavec. „Niemand kennt diesen Biwüliffil genau. Die Nachbarn sind sich uneins. Manche behaupten, er sei nicht klüger als ein Tier. Andere sagen, er ist intelligenter als wir alle – und hält sich deswegen immer abseits. Der Rest hat sich nie für ihn interessiert."
    „Also ein Einzelgänger", stellte Vorsteher Faragit fest. „Wenn er verschwunden ist,
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