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1557 - Die Bionten von Drumbar

Titel: 1557 - Die Bionten von Drumbar
Autoren: Unbekannt
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gesamte Nordfeld abgekämmt. Auf ihr Rufen gab es keine Antwort.
    Irgendwann kamen sie auf die Idee, Zys Spuren zu verfolgen."
    „Das hätten sie gleich tun sollen", antwortete Faragit ungnädig. „Zweifellos. Da der Acker frisch gepflügt war, fanden sie die Spuren tatsächlich. Auf einer Strecke von zwei Kilometern gab es nicht die geringste Unregelmäßigkeit. Dann aber muß Zy plötzlich innegehalten haben. Es gibt viele Fußspuren an derselben Stelle. Und die Mannschaft vermutet, daß jemand sie gerufen hat, oder sie hat etwas gehört."
    „Was?"
    „Das wissen sie nicht."
    „Und haben sie Zy dabei gesehen?"
    „Natürlich nicht. Die Stelle ist eine der wenigen, wo eine Buschgruppe die direkte Sicht verdeckt. Ich bin der Meinung, daß dahinter Absicht steckt."
    „Vielleicht", murmelte Faragit, nun wirklich nachdenklich geworden. „Du könntest recht haben."
    „Von der Stelle aus, wo sich Zy im Kreis gedreht hat, ist sie im Schutz der Buschgruppe nach Osten gegangen. Und mitten im Feld hören die Fußspuren auf."
    „Wie?"
    „Ja, genau das. Einfach Schluß, als ob sich Zy in Luft aufgelöst hätte. Dazu war sie mit Sicherheit nicht fähig. Sie ist keine Teleporterin. Und sie hatte kein Flugaggregat."
    „Jemand hat sie entführt."
    „Ja."
    Die Löcher in Wstavecs Knochengesicht sahen aus wie tiefe, bedrohliche Gruben. Faragit fluchte laut. Wstavec hatte die seltene Fähigkeit, alles im schlechtesten Licht erscheinen zu lassen; doch das Schlimmste daran war, daß der Knochenzwerg die Dinge völlig richtig sah.
    Im Verlauf der nächsten Wochen und Monate verschwanden weitere Bewohner der Siedlung. Vorsteher Faragit hatte Mühe, eine allgemeine Panik zu verhindern. Er sprach immer wieder beruhigend auf größere Bionten-Mengen ein; und dabei kam die Tatsache, daß es sich bei den meisten um einfache Gemüter handelte, dem Vorsteher sehr zustatten.
    Egal, was geschah, ihr Vertrauen gehörte ihm.
    Aber verdiente er dieses Vertrauen? Faragit fiel in eine Phase tiefer Selbstzweifel. Als Vorsteher von Ybor hatte er die Pflicht, jeden einzelnen Bewohner zu beschützen. Sie verließen sich auf ihn, den selbsternannten Vorsteher, der schon beim ersten größeren Problem vollkommen in der Luft hing.
    Zumindest war er sicher, daß keine Mordserie vorlag. Niemand hätte sich die Mühe gemacht, die Leichen derart sorgfältig zu beseitigen. Doch eine Entführungsserie war schlimm genug. „Du läßt dich gehen", warf ihm Wstavec vor. „Das darfst du nicht.
    Du kannst nichts für die Entführungen -aber wenn darunter deine Arbeit leidet, dann kannst du sehr wohl etwas dafür."
    „Ach, laß mich zufrieden", versetzte Faragit.
    Er saß trübsinnig auf seinem Plastikbett, spielte mit dem Wangenstrang und starrte hinaus. Draußen auf dem Weg bewegte sich humpelnd, in völlig undurchschaubarem Rhythmus, eine Gruppe seiner Schutzbefohlenen. Vielleicht fehlte morgen auch von ihnen einer, und er konnte nicht das geringste dagegen tun. „Vorsteher Faragit", beschwor ihn der Knochenzwerg. „Du mußt dich endlich zusammenreißen."
    „Nein."
    „Dann gehe ich jetzt hinaus und lasse alle Bionten auf den Marktplatz ???tuten???. Ich werde ihnen sagen, daß sämtliche Erntearbeiten ausgesetzt sind."
    „Unmöglich!" brauste Faragit auf. „Die Ernte muß eingebracht werden. Wir können nicht nur von den Konzentraten im Zeughaus leben."
    „Trotzdem tue ich es", sagte Wstavec provokant. „Etwas muß nun mal getan werden."
    Faragit ballte zornig die Fäuste. Und in seiner Wut fand er endlich genügend Kraft, den alles beherrschenden Trübsinn zurückzudrängen. „Das wirst du nicht", entschied er. „Du hast gewonnen. Statt dessen gehst du jetzt los und suchst nacheinander alle Unterführer auf. Gib ihnen folgendes weiter: Heute abend spreche ich zu allen auf dem Marktplatz. Keiner soll, sich drücken."
    „In Ordnung."
    Der Knochenzwerg drehte sich um und verschwand zur Tür hinaus. Und Faragit konnte sich nicht des Gefühls erwehren, im eigentlich starren Knochengesicht des Zwerges habe sich ein triumphierendes Lächeln gezeigt.
    Der Marktplatz lag am Rand der Siedlung. Zehntausend Quadratmeter davon waren mit groben Steinen gepflastert, der Rest ging in ein geröllbedecktes, unebenes Plateau über. Ein Markt wurde hier natürlich nicht abgehalten. Den Namen hatte ein längst verstorbener Biont geprägt, nach einer großartigen, versponnenen Idee dessen, was Ybor einmal hätte werden sollen.
    Die hintere Begrenzung des Platzes
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