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155 - Die toten Augen von St. Lamberti

155 - Die toten Augen von St. Lamberti

Titel: 155 - Die toten Augen von St. Lamberti
Autoren: Dämonenkiller
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Er wies auf eine schleimige Spur, die in einen niedrigen Gang führte.
    Von Dorians Fußabdrücken war nichts zu erkennen. Der weiche, feuchte Boden nahm sofort wieder seine ursprüngliche Form an, als sie weitergingen.
    Coco mußte sich in dem niedrigen Gang bücken. Sie versuchte, ihren heftigen Atem zu beruhigen. Plötzlich blieb sie stehen.
    „Hörst du nichts?" hauchte sie.
    Auch Don lauschte. Mit ihren grünlich schimmernden Katzenaugen konnte Coco das verzerrte Gesicht des Puppenmanns in der Dunkelheit sehen.
    Don Chapman hatte ebenfalls das Knistern gehört. Es war das gleiche Geräusch, das die magische Sperre in Ludwig Wolfs Haus verursacht hatte.

    Der Dämonenkiller hatte die dumpfe Detonation vernommen. Auch der Leichenfresser war zusammengezuckt, wagte aber nicht, in den niedrigen Gang zu kriechen und nachzusehen, was der Lärm zu bedeuten hatte.
    „Du hast mir immer noch nicht gesagt, ob du den Namen der Schattenfrau kennst", sagte Dorian schnell, um den Ghoul abzulenken. Er wußte nicht, was die Explosion zu bedeuten hatte. Auf jeden Fall war sie nicht das Werk des Dämons. Er warf einen heimlichen Blick auf seine Uhr und sah, daß es eben nach zwei war.
    Hatten Coco und Don es geschafft, sich einen Weg in das unterirdische Reich des Leichenfressers zu sprengen?
    Der Ghoul schien zu spüren, daß die dumpfe Detonation Gefahr für ihn bedeutete.
    „Finde es selbst heraus, Hunter!" stieß er hervor.
    Dorian dachte daran, was Kommissar Krombach ihm über Christoph von Waldecks Aussage erzählt hatte. Der Junge hatte immer nur den Namen Elisabeth genannt.
    „Es ist Elisabeth", sagte er.
    Ein Schwall der grünen Verdauungssäfte quoll über die verfaulten Lippen des Ghouls.
    „Du weißt es, Hunter?"
    „Ja. Das Mädchen, das sie tötete, hieß Gabi Brock. Sie war eine Nachkommin von Anna Kibbenbrock, der Frau des Königs."
    Der Leichenfresser kicherte. „König - hihihihi. Dieser Hurenwirt aus Leyden mit seinem losen Mundwerk war mein bester Verbündeter, Hunter. Mit den dummen Menschen kann man alles machen. Sie glaubten Jan Bockelson, diesem Komödianten und Hurenwirt, jedes Wort. Wenn er Ehebruch trieb, redete er den Bürgern von Münster ein, daß es der Wille des Herrn sei, daß jeder Mann mehrere Frauen haben solle. Mordete er, hieß es, der Wille des Herrn habe ihm die Hand geführt. Hihihi, von ihm habe selbst ich noch etwas lernen können, Hunter."
    „Warum will Elisabeth Beatha töten? Weil sie glaubt, daß sie die Tochter Anna oder Clara Knipperdollincks ist?"
    Die toten Augen des Leichenfressers starrten ihn an.
    „Sie wird Beatha nicht töten. Und wenn du tot bist, Hunter, wird Beatha Münster verlassen. Dann kehrt die Schattenfrau in ihr Grab zurück."
    Dorian wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment sah er durch die magische Sperre eine Bewegung am Eingang des niedrigen Stollens, der zur Krypta führte.
    Zuerst dachte er, es wäre ein Tier, weil die bläulichen Flammen die Konturen des Wesens verzerrten. Doch dann sah er, daß es Don Chapman war, der eine kleine Pistole in der rechten Hand hielt. Eine handlange Mündungsflamme fauchte aus dem Lauf. Das Explosivgeschoß traf den Leichenfresser in der Brust.
    Thoragis schrie, doch es war kein Schrei des Schmerzes, sondern der Wut, daß er sich hatte überraschen lassen. Unheimlich schnell verwandelte sich seine menschenähnliche Gestalt in eine gallertartige Masse, die sich auf Don zubewegte.
    „Zurück, Don!" schrie Dorian.
    Doch der Puppenmann bewegte sich nicht. Der Ghoul mußte ihn gleich erreichen. Ein schleimiger Tentakel aus der weichen Masse schob sich auf ihn zu.
    „Elohim Gibot!" ertönte Cocos Stimme. „Eloah Va-Daath!"
    Thoragis blubberte. Der schleimige Haufen bewegte sich rückwärts. Coco erschien geduckt im Gang. Sie richtete eine Faustfeuerwaffe mit einem dicken Lauf auf den Leichenfresser.
    „Drück ab!" keuchte Don Chapman. „Verbrenne das Monster, Coco!"
    Dorian sah ihre schwarzen Augen auf sich gerichtet. Sie schluckte hart, als sie sah, daß Dorian in der magischen Sperre gefangen war.
    Der Ghoul hatte den Eingang des gegenüberliegenden röhrenartigen Tunnels fast erreicht.
    „Drück ab, Coco!" rief Dorian jetzt ebenfalls.

    Der Beamte, der im Eingang des Papierwarenladens unter dem Bogengang am Prinzipalmarkt auf Posten stand, begann zu frösteln, obwohl er einen gefütterten Mantel trug. Ein eisiger Hauch wehte ihm plötzlich ins Gesicht.
    Er trat einen Schritt vor.
    Der Bogengang vor ihm war leer.
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