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1547 - Sabotage auf Terra

Titel: 1547 - Sabotage auf Terra
Autoren: Unbekannt
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um seine Lippen. Er haßte Kantor noch immer, und Peterez hatte recht gehabt mit seiner Aussage, daß er blind geschossen hatte.
    Njels Bohannon bedauerte es, daß er Kantor nicht tödlich getroffen hatte. Und er beschloß, dies bei nächster Gelegenheit nachzuholen.
     
    *
     
    Die Stunden zogen sich dahin. Es wurde Nacht und Morgen. Gegen Mittag endlich betrat ein Mann in einem Arztkittel den Raum, in dem die beiden Frauen die Nacht verbracht hatten. „Er ist über dem Berg", sagte der Mann. „Es kann nicht mehr lange dauern, bis er erwachen wird. Ihr könnt mich begleiten!"
    Sie sprangen auf und folgten ihm hinaus. Beide konnten es kaum erwarten, in das Zimmer zu kommen, in dem Myles lag. Sie wußten, daß er inzwischen operiert worden war. Seine Beine waren verloren, doch das stellte kein Problem dar. Gliedmaßen konnten ersetzt werden, es kam jedoch selten vor, denn die Erinnerungen an die Cantaro waren in der Bevölkerung noch zu frisch. Bei Myles wäre es ein leichtes gewesen, sein Gehirn in einen synthetischen Körper zu verpflanzen, der seinem eigenen zum Verwechseln ähnlich sah. Damit wäre die volle Beweglichkeit gegeben gewesen.
    Die Zukunft mußte zeigen, wie es sein würde.
    Der Arzt zog sich mit einem leichten Kopfnicken zurück und überließ die beiden Frauen sich selbst. Kallia kämpfte erneut mit den Tränen, und Enza blickte verträumt auf ihren Sohn hinab. Sie erinnerte sich an die schöne Zeit nach dem Ende von Monos’ Herrschaft, als Myles aufgewachsen war. Es waren die mit Abstand schönsten Jahre im Leben von Enza Mansoor gewesen, wenn sie einmal von ihrer eigenen Kindheit absah.
    Myles war ein lebendiges Kind gewesen, rasch in den Bewegungen und immer für eine Überraschung gut. Ab dem sechsten Lebensjahr erst war er ruhiger geworden, wuchs nicht mehr so rasch und blieb längere Zeit erschreckend mager. „Das Gespenst" hatten sie ihn eine Weile gerufen, aber dann hatte er plötzlich wieder einen Schub erhalten, war kräftiger und größer geworden. Und dabei immer stiller und nachdenklicher. Sein Geist hatte sich entwickelt, und bald hatte er jeden seiner Altersgenossen an Intelligenz und Wissen übertroffen.
    Sein Verstand übernahm die absolute Dominanz, und sein Körper magerte erneut ab, blieb gegenüber den Leistungen des Gehirns deutlich zurück und bewirkte, daß Myles ab dem fünfzehnten Lebensjahr allen seinen Altersgenossen körperlich unterlegen war.
    Und dennoch hatten die Ärzte immer gesagt, daß er kerngesund war und ihm rein gar nichts fehlte.
    Und jetzt lag er in diesem Tank, dessen untere Hälfte mit einem Tuch abgedeckt war, damit sie die Stummel der Oberschenkel nicht sahen.
    Enza fuhr ihrem Sohn mit der Hand über die Stirn und strich ihm die Haare von den Augen.
    Myles zuckte leicht mit den Wangenmuskeln, dann öffnete er zaghaft erst das rechte, dann das linke Auge. „Enza!" flüsterte er heiser. Und dann: „Kallia! Wie schön, daß ihr hier seid!"
    „Schone dich, sprich nicht!" bat Enza Mansoor. „Wir werden bei dir bleiben!"
    Myles hielt sich nicht an den Rat seiner Mutter. Über sein Gesicht glitt ein fast fröhliches Lachen. „Ich glaube, ich habe die Lösung gefunden!
     
    11.
     
    Enza stieß einen lauten Schrei aus. Sie ließ die Manuellsteuerung los, und der Gleiter neigte sich nach rechts und raste auf die Baumgruppe im Süden zu. Mühsam nur gelang es der Frau, sich von dem Anblick loszureißen und die Maschine zu stabilisieren.
    Dort unten war ein Mann aus einem Haus getreten und ging über die Straße, als sei nichts geschehen. Der Mann war ohne Zweifel Njels Bohannon, und er mußte sich sehr sicher fühlen. Er beachtete nicht einmal den Gleiter, als dieser in zwanzig Meter Höhe über ihn hinwegzog und jenseits der Baumgruppe beidrehte.
    Der Attentäter setzte seinen Weg fort und wurde erst aufmerksam, als Enza gelandet war und den Gleiter verließ. Er kannte sie natürlich ebensogut wie sie ihn. Er blieb stehen, fuhr herum und rannte in Richtung des Hauses zurück. „Bleib stehen!" schrie sie ihm nach. Sie zischte eine Anweisung an den Syntron des Gleiters. Sie war unbewaffnet, aber das hinderte sie nicht, loszurennen und die Verfolgung des Kerls aufzunehmen.
    Bohannon wirkte im Vergleich mit der grazilen Frau schwerfällig, und sein Abstand verringerte sich rasch. „Bleib stehen, ich kriege dich doch!"
    Bohannon mußte in dem Augenblick einsehen, daß es für ihn besser war, wenn er auf sie wartete.
    Auch er trug keine Waffe bei sich, aber
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