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1545 - Die Welten von Truillau

Titel: 1545 - Die Welten von Truillau
Autoren: Unbekannt
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und dickliche Baumwurzel richtete sich, wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt, vor ihr auf.
    Irgendwo in dem mehrgliedrigen Ding öffnete sich ein Maul. Ein Augenpaar erschien für Sekunden.
    Gesil brauchte einen Moment, um diesen Schock zu verdauen. Das also waren die Kontiden in der Originalgestalt! Diese knorrigen Baumwurzeln, die sich so träge bewegten wie erstarrender Teer.
    Es war unglaublich, aber wahr. „Nenne mich Gesil!" rief sie dem Wurzelwesen zu.
    Es knurrte und knarrte, und der Translator sagte: „Ich bin ein Kontide. Ich heiße Jau."
    Andere Wurzelwesen schoben sich träge heran. Sie alle machten einen jämmerlichen Eindruck.
    Gesil war fassungslos.
    Es war unter dem Eindruck dieser Szenen nahezu unverständlich, daß ein Wesen wie Per-E-Kit zum Rebellen gegen den Bewahrer geworden war, denn es gab für die Frau keinen Zweifel daran, daß die genormten Kontiden ein würdigeres Dasein führten.
    War es damit nicht so, daß der Beherrscher von Truillau diesen Untertanen etwas wirklich Gutes angetan hatte?
    Eine weitere Kommunikation war hier sinnlos. Die gewonnenen Eindrücke genügten Gesil voll und ganz.
    Nachdenklich machte sie sich auf den Rückflug.
    Der Bewahrer erschien ihr plötzlich nicht mehr so grausam. Die positiven Emotionen überwogen für eine Weile und begannen dann in ihren Gedanken mit den negativen zu streiten.
    Der Streit dauerte an, während sich Gesil vergewisserte, daß die zwei Arten von Kontiden überall auf ihrer Heimatwelt in der gleichen Weise lebten.
    Beide Lebensformen existierten nebeneinander, und die primitivere schien von der genormten gar nichts zu wissen, deren Vertreter zumeist eine genaue Erinnerung an ihre frühere Existenz besaßen.
    Noch bevor sie sich zum Rückflug zur CASSADEGA entschloß, passierte etwas anderes.
     
    *
     
    Gesil hatte es sich in einer Kabine der Fähre bequem gemacht. Sie wollte in Ruhe über sich und ihre Lage nachdenken, aber daraus wurde nichts. Die Begegnungen mit den verschiedenen Kontiden hatten sie irritiert.
    Das hatte auf ihr ablehnendes Verhältnis gegenüber dem Bewahrer abgefärbt.
    Sie beschloß, noch einmal zu Okton-I-Kit und seinen Freunden zurückzukehren, um sie mit allem zu konfrontieren, was sie bisher über die Aktivitäten des Bewahrers erfahren hatte. Dabei wollte sie auch die moralischen Aspekte der biologischen Umformung ansprechen.
    Die zahllosen Mentalechos der Kontiden in der näheren Umgebung führten dazu, daß Gesil ihren phrenopathischen Sinn automatisch zur Gänze drosselte. Sie konnte daher die neuerliche Annäherung gar nicht bemerken.
    Außerdem hatte sie ihn außerhalb der CASSADEGA gar nicht erwartet. Erst als der Unsichtbare in ihrer unmittelbaren Nähe weilte, vernahm sie seine Ausstrahlung.
    Die Lektionen, die er bisher gelernt hatte, spielten sich in der ihr schon bekannten Form ab: Furcht, Scheu, Forderung, die verbale Forderung, die Existenzfrage, die Enttäuschung, der Schock. Mitten in diese Kette platzte auch Gesils Öffnen der Gedanken.
    Diesmal schien der Bewahrer besonders gut gerüstet zu sein. Und merkwürdigerweise empfing sie seine Botschaft im Gewimmel der kontidischen Mentalimpulse recht klar: Ich spüre, daß du für meine Emotionen und Bedürfnisse wieder etwas zugänglichergeworden bist.
    Ich registriere dies mit Zufriedenheit.
    Ich brauche dich, Gesil.
    Ich hoffe, daß sich nun alles zum Guten wendet.
    Noch etwas war bei diesem Kontakt neu: Der Bewahrer brach ihn von sich aus ohne erkennbaren Anlaß ab.
     
    *
     
    Die nächste Überraschung erlebte Gesil nach der Rückkehr auf die CASSADEGA und dem Start des Residenzschiffs.
    Der Pasyn kündigte das Kommen von Conn-Y-Spreik an, der darum bat, seine Herrin sprechen zu dürfen.
    Gesil sah der Begegnung mit Spannung entgegen, als der Hamakau-Truillauer in das Malzimmer rollte, wo sie ihr Bild mit seiner ursprünglichen Daseinsform aufgebaut hatte. „Es tut mir leid", sagte er zur Begrüßung, „daß ich mehrere Tage nicht einsatzbereit war. Ich war körperlich unpäßlich und mußte mich ausgiebig behandeln lassen. Die Schäden sind behoben. Ich bin wieder ganz."
    Die Frau wurde nachdenklich. Das war nicht die Art, in der ihr Conny zu sprechen pflegte. Dann fiel ihr noch etwas auf. Die Analyse seiner Worte führte dazu, daß ein bestimmter Eindruck entstand. Das hörte sich ja an, als sei der Amorphe repariert worden.
    Oder neu konditioniert Gesil zeigte ihm ihr neuestes Bild. -, „Wie gefällt dir das?" fragte sie.
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