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1535 - Der Satan von Soho

1535 - Der Satan von Soho

Titel: 1535 - Der Satan von Soho
Autoren: Jason Dark
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so stark um ihr Leben gebangt.
    Der Mann in dieser dunklen und dicken Kleidung stoppte seine Schritte dicht vor ihr. Er schaute ihr in die Augen, und sie wartete darauf, dass er sein Schwert anhob und auch sie tötete.
    Er tat es nicht. Dafür starrte er sie an. Sein Blick war so anders als der eines normalen Menschen. Sie konnte ihn nicht richtig einschätzen, denn er war nicht gut und er war auch nicht böse.
    Der Mörder streckte seinen rechten Arm aus. Er öffnete die Hand und strich mit der Fläche über das hellblonde Haar der Frau.
    Keine Bewegung mit dem Schwert. Nichts deutete darauf hin, dass er im nächsten Moment zuschlagen wollte.
    Dafür lächelte er sie an, nickte ihr zu und drehte sich um. Er ging einfach weg, ohne sich um die Leichen zu kümmern, die er zurückließ.
    Er verschwand im Nebel.
    Lucy starrte ihm nach. Sie sah, wie er einen Kreis drehte. Mehrmals wirbelte er um die eigene Achse. Dabei entstanden um seinen Körper herum violette Bänder. Einen Atemzug später war er nicht mehr zu sehen. Als hätte er sich in Luft aufgelöst.
    Die blonde Frau verließ ihren Platz an der Mauer auch weiterhin nicht.
    Sie wusste nicht, was sie noch denken sollte. Sie hatte Schreckliches gesehen, und sie fühlte sich, als würde sie neben sich stehen.
    Das war verrückt, das konnte es nicht geben. Ihr Retter hatte sich regelrecht aufgelöst.
    Lucy verstand die Welt nicht mehr. Sie fühlte sich, als hätte sie Huftritte in den Leib bekommen, und die neblige Welt drehte sich plötzlich vor ihren Augen.
    Sie verspürte den Wunsch, sich zu setzen. Zugleich erlebte sie eine schlimme und tiefe Angst, die alles andere, was sie bisher kennen gelernt hatte, in den Schatten stellte.
    Sie hatte etwas gesehen, das man als eine Hinrichtung bezeichnen konnte. Wie man es früher getan hatte. Mit dem Schwert, mit dem in früheren Zeiten der Henker seine Arbeit verrichtet hatte.
    War diese Gestalt ein Henker?
    Nein, so etwas gab es in der heutigen Zeit nicht mehr. Die Henker hatten damals ihre grausame Pflicht getan. Das alles war Geschichte. So hatte sie bisher gedacht.
    Lucy stand noch immer an der Mauer. Wenn sie nach vorn schaute, sah sie die leblosen, abgeschlachteten Körper auf dem Boden liegen. Aber nicht alle drei, denn der letzte Tote war in den Schwanden verschwunden.
    Was sollte sie sagen? Was sollte sie tun?
    Sie konnte sich keine Antwort geben. Was sie erlebt hatte, war einfach zu schrecklich gewesen und für sie im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar.
    Tränen rannen über ihre Wangen. Sie hörte sich keuchen, aber sie vernahm noch etwas anderes, und dieses so bekannte Geräusch sorgte dafür, dass sich in ihrem Körper etwas verkrampfte.
    Es waren Schritte.
    Und sie kamen genau auf sie zu…
    ***
    Ich hatte die Einfahrt, die Gasse oder was immer es war, betreten und verfluchte innerlich den Nebel, der mir Probleme bereitete. Er und die Dunkelheit sorgten dafür, dass ich praktisch so gut wie nichts sah, und doch wusste ich, dass innerhalb des Nebels etwas lauerte, das mir gefährlich werden konnte.
    Die undefinierbaren Geräusche waren verstummt. Im Moment hatte sich wieder die tiefe Stille ausgebreitet, und auch ich bemühte mich, so lautlos wie möglich zu gehen.
    Beinahe wäre ich über ein Hindernis gestolpert. Im letzten Moment stoppte ich, schaute nach unten und sah etwas, das mir den Atem raubte.
    Vor mir lag ein Mensch. Ein toter Mensch, und ich sah auch das dunkle Blut, das aus seiner Wunde geronnen war. Ich schaltete meine Taschenlampe ein und bewegte meinen Arm nach unten. Aus kurzer Distanz brachte der Lichtstrahl etwas.
    Der Anblick schockierte mich. Dieser Mensch war nicht nur einfach durch eine Kugel oder durch den Stich eines Messers getötet worden, man hatte ihn auf eine schreckliche Art umgebracht. Stücke der Arme und Hände lagen neben ihm verteilt. Das Blut dampfte noch, und so war für mich klar, dass diese Untat erst vor Kurzem begangen worden war.
    Plötzlich wurde mir unwohl. Der Gedanke, dass sich jemand im Nebel versteckt haben könnte, gefiel mir gar nicht. Ich wartete ab und lauschte in die Stille, ob sich der Killer nicht doch durch ein Geräusch verriet.
    Er tat es nicht.
    Dafür entdeckte ich den zweiten Toten. Ihm hatte man den Kopf abgeschlagen. Er lag etwa einen Meter vom Körper entfernt. In dem noch jungen Gesicht war das Entsetzen zu erkennen, das ihn in den letzten Sekunden seines Lebens umfangen hatte.
    Hätte ich in einen Spiegel geschaut, ich hätte mein
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