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1535 - Der Satan von Soho

1535 - Der Satan von Soho

Titel: 1535 - Der Satan von Soho
Autoren: Jason Dark
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drehten sich die Gespräche um den Job, und besonders mich bombardierte man mit Fragen.
    Zwar gehörte ich zur Truppe, aber meine Aufgabe war eine andere, und jetzt wollte man natürlich wissen, wie es denn war, wenn man Dämonen jagte.
    Hin und wieder gab ich einige Antworten, aber ich blieb dabei sehr allgemein. Zu viel wollte ich nicht sagen, das hätte nur zu irgendwelchen Spekulationen geführt, die im Nichts endeten.
    Zwar war ich nicht mit dem Wagen gekommen, ich achtete trotzdem darauf, dass man mir nicht zu viel Wein nachschenkte, denn zwischendurch trank ich immer wieder Wasser.
    Die Kollegin, die neben mir saß, hieß Kitty. Sie hatte grüne Augen, mit denen sie mich immer wieder bewundernd anschaute. Ich hatte erfahren, dass sie in der Computer-Abteilung arbeitete und dort Statistik machte.
    »Da möchte ich mit Ihnen tauschen. Wenn ich an die trockenen Zahlen denke, habe ich immer das Gefühl, gar nicht mehr richtig zu leben, sondern selbst eine Nummer zu sein.«
    »Nehmen Sie das locker. Mein Job ist auch nicht immer nur der große Spaß.«
    Sie presste ihre linke Hand unter ihren strammen Busen, wo das Herz schlug.
    »Aber haben Sie denn keine Angst?«
    »Immer.«
    »Und trotzdem machen Sie weiter?«
    »Es ist mein Job.«
    »Toll«, flüsterte sie, »toll…« Dabei himmelte sie mich an, sodass mir der Gedanke kam, dass sie wohl nichts dagegen gehabt hätte, wenn wir zusammen verschwanden.
    Sie war wirklich eine nette Maus, aber so etwas hätte zu viel Gerede gegeben. Zudem war ich der Ansicht, schon recht lange oder lange genug hier auf der Feier gewesen zu sein.
    Ich entschuldigte mich bei Kitty und stand auf.
    »Sie wollen schon gehen?«
    »Ja, ich muss. Morgen liegt ein harter Tag vor mir. Da ist es besser, wenn ich vor Mitternacht ins Bett komme.«
    »Schade.«
    »Tja, die Pflicht ruft.«
    Und zur Pflicht gehörte es auch, dass ich mich bei dem Gastgeber verabschiedete und ihm für die Zukunft alles Gute wünschte, besonders Gesundheit.
    »Danke, das wünschen wir uns alle. Und jagen Sie bitte weiterhin Dämonen und was weiß ich noch…«
    »Werde ich machen.« Ich zwinkerte ihm zu. »Außerdem kann ich ja nichts anderes.«
    »Jetzt untertreiben Sie aber.«
    Wir reichten uns die Hände, und ich holte meine Jacke von der Garderobe.
    Schon als ich aus dem Fenster schaute, bekam ich mit, dass sich draußen einiges verändert hatte. Bei der Ankunft hatte ich den Nebel nur als schwachen Dunst erlebt. Das war jetzt vorbei. Der Dunst hatte sich verdichtet und war zu einem Vorhang geworden, der keinen Anfang und kein Ende zu haben schien.
    Ich stand kaum vor der Tür, da klebte er mir schon im Gesicht.
    Beschweren durfte man sich nicht. Wir hatten Oktober, und Nebel gab es auch schon verstärkt in diesem Monat.
    Das Hochhaus, in dem ich wohnte, lag zwar am Rande von Soho, aber nicht direkt in diesem weltberühmten Stadtteil. Hier allerdings hatte die Feier stattgefunden, und ich konnte wählen, ob ich den Heimweg zu Fuß antrat oder mit der Underground fuhr.
    Wäre der Nebel nicht gewesen, wäre ich zu Fuß gegangen, so aber entschied ich mich für die U-Bahn.
    Sekt, Wasser, Wein und ein Bier, das hatte ich getrunken. Alles in Maßen, denn ich wollte nicht als betrunkene Witzfigur durch die Straßen taumeln.
    Um diese Uhrzeit schlief Soho noch längst nicht. Nur hielten sich weniger Menschen in den Straßen und Gassen auf. Wer sich amüsieren wollte, der drängte sich in den Lokalen und konnte dort eine internationale Atmosphäre genießen.
    Auch wenn die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt war, tat es mir trotzdem gut, sie einzuatmen. Ich mochte die Kühle und war zudem froh, der stickigen Luft im Lokal entronnen zu sein.
    Natürlich war ich nicht der Einzige, der sich im Freien bewegte. Die Menschen, die mir entgegenkamen, wirkten wie Schattengestalten, wenn sie durch den Dunst schritten. Sie kamen lautlos und verschwanden auch wieder. Alle Stimmen klangen gedämpft, als hätten sich die Leute abgesprochen, nur noch zu flüstern.
    Autos schlichen durch die mehr oder weniger breiten Straßen. Die grauen Tücher saugten das Licht der Scheinwerfer auf, und so glitten sie wie stumme Raubtiere über den Asphalt oder das Kopf Steinpflaster.
    Ich wollte abkürzen. Deshalb bog ich in eine der Gassen ab. Ich kannte sie im Hellen. Wer zur normalen Tageszeit den Weg nahm, der kam an zahlreichen kleinen Läden vorbei, in denen man alles kaufen konnte, was man nicht brauchte, aber manchmal eben Spaß machte.
    Jetzt
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