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1518 - Sukos Albtraum

1518 - Sukos Albtraum

Titel: 1518 - Sukos Albtraum
Autoren: Jason Dark
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auch die drei Frauen, die hintereinander über eine kleine Kellertreppe gingen und dann hinter einer Tür verschwanden. Sie würden zu einer illegalen Arbeit gehen.
    Wahrscheinlich arbeiteten sie als Näherinnen oder bügelten, denn die Pflege der Wäsche lag nach wie vor fast ausschließlich in den Händen der Chinesen.
    Shao war in dieser kleinen Hinterhofwelt eine Fremde. Sie verhielt sich auch so, denn sie schaute sich suchend um. Dabei wusste sie, dass Hang hier seine Werkstatt hatte, doch wo er arbeitete, das hatte sie vergessen.
    Sie schaute auf mehrere Türen und sah dann, dass ein Mann auf sie zukam, der zuvor die Helfer kontrolliert hatte, die dabei waren, Kisten aufzustapeln.
    Der Mann blieb so dicht vor ihr stehen, dass er ihr den Weg versperrte.
    Er trug einen schwarzen Pullover und eine helle Hose. Sein Gesicht zeigte einen leicht verschlagenen Ausdruck.
    »Was suchst du hier?«
    »Ich möchte jemand besuchen.«
    »Sieht aus, als würdest du schnüffeln.«
    »Nein.«
    »Und wen willst du besuchen?«
    »Hang.«
    Shaos Landsmann überlegte, bevor er fragte: »Was willst du von ihm?«
    »Nur etwas kaufen. Ich habe Bekannte, die sich für Hangs Arbeiten interessieren.«
    »Du hast Glück.«
    »Wieso?«
    »Er ist schon da.«
    »Sehr gut.« Shao schaute sich um. Sie hob dabei die Schultern und lächelte. »Leider weiß ich nicht mehr, wo ich ihn finden kann. Ich erinnere mich nur daran, dass er hier seine Werkstatt hat.«
    Der Mann nickte. Er dachte zudem nach, das sah Shao ihm an. »Du kommst nicht von hier - oder?«
    »Ich lebe woanders.«
    »Stimmt. Ich habe dich noch nie hier gesehen.« Ein Nicken deutete an, dass der Mann, der in dieser Umgebung offenbar das Sagen hatte, einverstanden war.
    »Du kannst zu ihm. Klopfe an die Tür mit dem roten Anstrich. Hang ist schon bei der Arbeit.«
    Shao lächelte. »Hat er denn noch immer so viel zu tun?«
    »Davon kannst du ausgehen. Außerdem ist er der Beste, den ich kenne.«
    »Ja, das stimmt.«
    Nach dieser Antwort trat der Chinese zur Seite und ließ Shao durch. Sie wusste ihn jetzt in ihrem Rücken und spürte auf ihrer Haut ein Kribbeln.
    Sie konnte froh sein, dass man ihr den Weg freigegeben hatte. Dieser Kerl war so etwas wie ein Aufpasser, der in seinem Viertel alles unter Kontrolle hatte.
    Shao fand die Tür mit dem rostroten Anstrich. Sie musste sich nur ein wenig nach links wenden. Die Werkstatt lag im Keller oder im Untergeschoss, und Shao ging drei Stufen hinab, bis sie vor der Tür stehen blieb.
    Sie klopfte zweimal an, bevor sie die Tür nach innen drückte und in das künstliche Licht zweier Lampen trat, deren Schein fächerförmig von der Decke herabfiel und den Arbeitsplatz des Schnitzers sowie Hang selbst anleuchtete.
    Der Geruch von Farbe und Holz strömte Shao entgegen. Sie krauste ihre Nase. Sie sah auch ein wenig Holzstaub in der Luft.
    Der Raum war nicht groß. Mehr lang als breit. Regale standen an den Wänden. In den Fächern standen die kleinen Kunstwerke, die der Meister schuf, der auch jetzt bei der Arbeit war.
    Sein Platz war dort, wo die Regale aufhörten. Eine Drehbank, Schleifmaschinen, Schnitzmesser der unterschiedlichsten Größen, Farbtöpfe und Schmirgelpapier. Das nahm Shao mit einem Blick wahr - und natürlich den alten Hang, der sich in seiner Arbeit nicht stören ließ und erst aufschaute, als Shao nicht mehr weiter ging.
    War sein Gesicht noch faltiger oder die Haut noch rissiger geworden?
    Shao war sich nicht sicher.
    In den kleinen Augen glitzerte es. So etwas wie ein Bart wuchs am Kinn des Künstlers. In ihm hingen einige winzige Holzstücke, ebenso wie auf dem Overall des alten Mannes, der seine Fingerfertigkeit sichtlich nicht verloren hatte.
    Shao wusste, was sich gehörte. Sie verbeugte sich, und der Meister nahm es lächelnd zu Kenntnis. Dann griff er nach einer auf der Werkbank liegenden Brille, setzte sie auf und schaute Shao von unten her an. Die Musterung dauerte schon eine Weile, dann sagte er: »Du bist nicht zum ersten Mal hier bei mir. Ich erinnere mich nur nicht an deinen Namen. Ich weiß aber, dass du damals nicht allein gekommen bist.«
    »Das ist richtig, Hang.« Er hob den rechten Zeigefinger. »Ja, du hattest Suko bei dir.«
    »Oh, du erinnerst dich noch an ihn?«
    »Sicher.« Der Alte kicherte. »Frag lieber, wer ihn nicht kennt. Suko lebt nicht hier, aber er ist schon bekannt. Wir wissen, dass er etwas Besonderes ist.«
    »Das meine ich auch.«
    »Dann kannst du nur Shao sein.« Hang lachte
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