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1509 - Der Dunkle und sein Schatten

Titel: 1509 - Der Dunkle und sein Schatten
Autoren: Unbekannt
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längerer Zeit meldete sich Per-E-Kit wieder zu Wort. „Ich gebe zu bedenken, daß eine Landung auf Mine-World mit unkalkulierbaren Risiken behaftet ist", sagte er in akzentfreiem Interkosmo, wenn auch mit der hellen Stimme eines Kindes. „Deshalb bitte ich darum, dich begleiten zu dürfen."
    Gesil blickte ihn nachdenklich an.
    Sie hatte sich in letzter Zeit reichlich Gedanken über den Kontiden und sein Verhalten gemacht.
    Ihrer Überzeugung nach war er nicht das, wofür er sich ausgab. Sein entschlossenes Eingreifen beim Anschlag Assu-Letels auf ihr Leben war nur ein Faktum, das Gesil zu ihrer Meinung gebracht hatte. Per-E-Kit war keinesfalls ein harmloser Wanderprediger, der aus einer fernen Galaxis nach Ponam gekommen war, um die Gottheiten der Gotar öffentlich zu verunglimpfen.
    Sie ahnte, daß er sich ihr nur als Lockvogel angeboten hatte, der sie zu einem ganz bestimmten Ziel leiten wollte. Ohne sein Eingreifen zu ihren Gunsten bei Assu-Letels Anschlag hätte sie ihm finstere Absichten unterstellt. Sie dachte immer noch nicht, daß er selbstlos handelte, aber sie war immerhin der Meinung, daß sie in seiner Gegenwart relativ sicher war.
    Jedenfalls so lange, bis er sie zu dem für sie bestimmten Ziel geführt hatte. Von diesen Überlegungen ließ sie sich jedoch nichts anmerken. Sie spielte dem Kontiden gegenüber die Frau, die als Inkarnation einer Kosmokratin zu naiv war, um die Ränkespiele der Intelligenzen einer erheblichen niedrigeren Evolutionsstufe zu durchschauen. „Einverstanden", entschied sie. Scherzhaft fügte sie hinzu: „Man kann schließlich nicht wissen, ob Assu-Letel mir auf den Fersen geblieben ist und plötzlich auf Mine-World auftaucht."
    Der Kontide gab ein paar glucksende und schmatzende Laute von sich, als er zum Panzerschott rollte. Gemsine verabschiedete sich unterdessen von Michael und verschwand, um die TA-3 vor dem Start noch einmal durchzuchecken.
    Gesil wollte den beiden Personen folgen, ging dann aber zu Loydel Shvartz, weil der Zweite Kommandant ihr verstohlen zuwinkte. „Ich bitte dich, vorsichtig zu sein, Gesil!" flüsterte Loydel ihr zu, als sie ihn erreicht hatte. „Dieser Kontide ist mir nicht geheuer."
    „Wie kommst du nur darauf?" spielte Gesil die Naive. „Weiber!" murmelte Loydel - und zwar nach der von Gesil abgewandten Seite, so daß sie ihn nicht hören können sollte.
    Dafür hörte ihn Nikki, die auf dieser Seite saß, um so besser - und sie trat ihm kräftig gegen das Schienbein, daß er nur mit Mühe einen Schmerzensschrei unterdrücken konnte. „Wenn du meine Frage nicht beantworten kannst, ist das noch lange kein Grund zum Weinen, Loydel", flüsterte Gesil betont scheinheilig. Ihr Gehör, war nämlich besser, als der Terraner es sich vorstellen konnte. „Entschuldige, bitte!" bat Loydel. „Warum der Kontide mir nicht geheuer ist, kann ich dir nicht konkret sagen.
    Vielleicht ist er mir nur unsympathisch, weil er sich immer hinter seiner rotbraunen Kombination versteckt. Ich meine, wer weiß, was in der Hülle steckt. Jedenfalls traue ich ihm alles Schlechte zu, vor allem, seit ich mir den Kopf darüber zerbreche, wie groß die Wahrscheinlichkeit dafür ist, daß ein Raumschiff, das an einem wahllos definierten Ort aus dem Hyperraum fällt, an einem Punkt des Normalraums auftaucht, der nur wenige Lichtjahre von einem Sonnensystem mit einem erdähnlichen Planeten entfernt ist. M13 ist zwar dicht besiedelt, aber das ist relativ. Neunzig Prozent seiner Sonnensysteme dürften unbewohnt sein - mindestens." Gesils Gesicht blieb unbewegt. Ihre Meinung deckte sich zwar fast mit der von Loydel, aber sie hielt es für taktisch klüger, sich das nicht anmerken zu lassen. „Das wird es sein, Loydel", sagte sie so, daß es nachsichtig klang. „Per-E-Kit ist dir einfach unsympathisch.
    Und was Wahrscheinlichkeiten angeht, so würde ich an deiner Stelle darüber nachdenken, wie wahrscheinlich es ist, daß wir uns in unserem Standarduniversum wiedergefunden haben."
    „Aber das ist es ja gerade auch!" entgegnete Loydel verzweifelt. „Eben, weil das so unwahrscheinlich ist, halte ich es für unwahrscheinlich, daß die Wahrscheinlichkeit für einen ..."
    Verbittert starrte er Gesil hinterher, die ihn einfach stehengelassen hatte und zum Schott unterwegs war. „Mach den Mund zu!" raunte Nikki Frickel ihm zu.
     
    *
     
    Das Gravokatapult schleuderte die TA-3 aus ihrem Hangar. Gemsine Acheron steuerte das Beiboot lässig mit den Fingern einer Hand. Sie ließ es ein
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