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1504 - Die Mutantensucher

Titel: 1504 - Die Mutantensucher
Autoren: Unbekannt
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sich nicht anmerken, was sie in so einer Situation denken und fühlen. Aber niemand kann bei ihrem Anblick über die Fakten hinwegsehen. Das Schicksal der Betroffenen geht an mir nicht spurlos vorbei. Ich gehöre nicht zu denen, die sich damit beruhigen, daß sie selbst nicht betroffen sind. Manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken, daß ich es mir nie verzeihen würde, eine Situation heraufzubeschwören, in der ich die Kräfte eines der Beraubten beanspruchen müßte. Es wäre schrecklich für mich." Übergangslos war die Fröhlichkeit in der Messe verschwunden. Die Männer machten betretene Gesichter, und der Techniker, der die Unterhaltung führte, rieb sich sein unrasiertes Kinn. „Manchmal begreifen wir Normalterraner es einfach nicht", sagte er leise. „Wir können uns nicht in die Lage von Artgenossen oder Fremden versetzen, die schon zweitausend Jahre und mehr auf dem Buckel haben. Es muß ein Schock für Perry und seine Freunde sein, der schlimmer ist als ein sofortiger Tod."
    „So sehe ich es auch", erwiderte Myles. „Aber ihr entschuldigt mich. Ich habe eine Verabredung!"
    Die fünf Minuten waren schneller vergangen, als er geglaubt hatte. Auf dem Weg zurück zum Aufenthaltsraum fragte er sich, wieso seine Freunde sich dieser völlig unverständlichen Geheimnistuerei befleißigt hatten. Es fiel ihm keine plausible Antwort ein.
    Priscylla erwartete ihn unter der Tür und faßte ihn am Arm. „Ein paar Sekunden noch!" stoppte sie ihn.
    Myles runzelte die Stirn. Er starrte auf sein schmales Handgelenk, das von Priscyllas Hand fest umschlossen war. Er schloß die Augen. Daß die Mädchen und Jungen eine Überraschung geplant hatten, das war ihm längst klar. Nur ein Anlaß dafür wollte ihm nicht einfallen.
    Im Hintergrund des Raumes begann eine Uhr zu schlagen. Beim Klang des alten Schlagwerks riß Myles die Augen auf. Er holte tief Luft, und sein Blick hing gebannt an der Tür. Er versuchte, an Priscylla vorbei etwas zu erkennen, aber sie schüttelte den Kopf.
    Viermal schlug die alte Uhr, dann legte sie eine kurze Pause ein. Danach folgten vierundzwanzig tiefe Klänge, die Myles durch Mark und Bein gingen. Seine Knie wurden weich, und er mußte sich mit der freien Hand am Türrahmen abstützen. Nach dem letzten Schlag gab Priscylla endlich die Tür frei, und Myles starrte auf den Mann und die Frau, die er plötzlich vor sich hatte.
    Seine Augen weiteten sich. „Mutter, Vater, ihr seid hier?" stammelte er. „Natürlich machen wir den Flug in die Eastside mit. Perry Rhodan hat es so gewollt", sagte Enza Mansoor und schlug ihrem Sohn mit der Faust vor die Brust. „Steh nicht herum wie ein Ölgötze, Myles!"
    Ehe er sich's versah, riß sie ihn in ihre Arme und gab ihm einen Kuß auf beide Wangen. Dann schob sie ihn weiter, und Notkus Kantor nahm seinen Sohn in Empfang. Auch er umarmte und küßte ihn. „Alles Gute zum Geburtstag, Sohnemann", sagte er in seiner ruhigen und zurückhaltenden Art.
    Da fiel es Myles Kantor wie Schuppen von den Augen.
    Tharance, Priscylla, Colin und die anderen sechs aus der Clique umrundeten ihn, packten ihn unter den Schultern und trugen ihn zur Rückwand des Raumes, wo die Uhr aufragte. Es war sicher, daß sie fünf Minuten zuvor noch nicht da gestanden hatte. Es handelte sich um eine richtige antike Standuhr mit einem mechanischen Schlagwerk, und Myles starrte das Messingpendel an, dessen Bewegungen ihn zu hypnotisieren schienen. An der Verriegelung hing eine Folie mit Priscyllas Schrift.
    DIE NEUN VON DER ZEHNER-DYNASTIE, stand darauf zu lesen. FÜR MYLES. „Alles Gute", sagte Priscylla und hauchte ihm einen Kuß auf die Lippen. Myles errötete leicht. „Wir alle kennen uns zwar erst seit wenigen Monaten, aber wir neun haben uns schon vor dem Start der ODIN zusammengetan und beraten, was wir dir zu deinem Schnapsjubiläum schenken könnten."
    „Schnaps ...?" echote Myles Kantor. „Na, dein zweiundzwanzigster!" erklärte Colin. „Das ist doch immerhin etwas!"
    „Ach so!" Myles streckte die Hand nach der zweieinhalb Meter hohen Standuhr aus. Er ließ die Spitzen des Zeige- und des Mittelfingers an der Tür entlanggleiten. Auf seinem Gesicht erschien ein Zug voll Melancholie und Wärme. „Wißt ihr, was ihr da getan habt?" fragte er leise. „Sie ist nicht wirklich antik", beeilte sich Tharance zu sagen. „So viel Geld hätten wir nie zusammenbekommen. Es ist ein Bausatz von Ferrol - dort blüht seit einigen Jahren ein schwunghafter Handel mit diesen Sachen. Wir
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