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1500 - Der Albino

1500 - Der Albino

Titel: 1500 - Der Albino
Autoren: Jason Dark
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er seinen Hut nicht dabei hatte. Doch dann sagte er sich, dass das in seiner Situation wirklich unwichtig war.
    Er ging zur Tür.
    Die Klinke suchte er noch nicht. Er wollte erst herausfinden, wie dicht und aus welch einem Material die Tür bestand. Es war Holz, das war deutlich zu spüren, und als er dagegen klopfte, wurde ihm klar, wie dick das Holz war, und dass er die Tür nicht durchbrechen konnte.
    Dann suchte er die Klinke.
    Es gab keine.
    Sie war wohl nur von außen zu öffnen.
    Er war ein Gefangener.
    Mit dieser Tatsache musste der Albino erst einmal fertig werden.
    Er fragte sich, warum man ihn in dieses verdammte Loch eingesperrt hatte. Er war kein typisches Entführungsopfer. Da war kein Geld zu holen, und so musste seine Verschleppung einen anderen Grund haben.
    Welchen?
    Lucio schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, was er denken sollte.
    Viel Fantasie hatte er nicht. Aber es musste etwas an ihm geben, das für eine ihm unbekannte Seite sehr wichtig sein musste.
    Bisher war der Albino mit sich allein beschäftigt gewesen. Das änderte sich nun, als er sich seine Umgebung genauer anschaute.
    Er ging auf das Fenster zu. Es war groß genug, um einen Blick nach draußen zu werfen.
    Schon beim ersten Hinsehen zog sich in seiner Brust alles zusammen. Das war nicht mehr die Stadt London, in der er sich befand.
    Diese Umgebung war völlig anders. Es gab kein Licht oder zumindest nichts, was die Gegend normal erleuchtet hätte.
    Hier herrschte die Dämmerung vor. Stockfinster war es nicht. Dieses Grau reichte aus, um sich zurechtfinden zu können, aber er sah kein Haus, keine Ansiedlung, nur ein schroffes Gelände. Das war auch schon alles, und es trug nicht eben dazu bei, ihn optimistischer zu stimmen. Dieser Ort erinnerte ihn an eine düstere Landschaft irgendwo in der Einsamkeit der Welt.
    Und er stellte fest, dass das Gelände dort draußen nicht unbedingt nur flach war. Es gab schon Erhebungen, die sich mal als Wellen abzeichneten und dann wieder als schroffe Schatten, die er durchaus mit Bergrücken gleichsetzte.
    Das Fenster hatte weder eine Scheibe noch irgendwelche Gitterstäbe. Aber er würde es trotzdem nicht schaffen, nach draußen zu klettern, denn die Öffnung war für ihn zu klein. Er kam da nicht durch, da konnte er sich quälen, wie er wollte.
    Da ihm der erste Blick nach draußen nicht viel gebracht hatte, wollte er schon wieder zurücktreten, als ihm etwas auffiel.
    Die Bewegung war in seiner unmittelbaren Nähe entstanden. Wie aus dem Nichts oder dem Dunkel war eine Gestalt aufgetaucht.
    Er hielt den Atem an und schluckte seine Worte hinunter, denn er hatte vorgehabt, diese Gestalt anzusprechen, obwohl er nicht wusste, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte.
    Jedenfalls hatte sie menschliche Konturen, und sie bewegte sich sehr langsam. Sie schlurfte über den glatten Boden hinweg, und bei jedem Schritt wehten kleine Staubfahnen in die Höhe.
    Sein Kopf passte durch die Öffnung, und Lucio drückte ihn so weit wie möglich vor. Er verdrehte die Augen nach links, um möglichst viel zu sehen, und hatte plötzlich das Gefühl, einen Ladestock verschluckt zu haben.
    Das war eine Frau!
    Aber was für eine.
    Dunkle Haare, die aus Strähnen bestanden. Dazwischen eine bleiche Haut. Lucio sah plötzlich den heftigen Ruck, mit dem die schleichende Gestalt stehen blieb.
    Sie hatte ihn geortet.
    Sie drehte den Kopf nach rechts.
    Jetzt sah sie ihn!
    Lucio durchzuckte etwas, das er selbst als Angstschauer einstufte.
    Er riss den Mund auf, um einen Schrei loszuwerden, doch es war nur ein kümmerliches Krächzen, das über seine Lippen drang.
    Zwei Sekunden und nicht mehr hatte die Orientierung der Gestalt gedauert. Dann handelte sie, und sie war verdammt schnell, als sie auf das Fenster zuhetzte.
    Reflexartig zuckte Lucio zurück.
    Es war sein Glück, denn ein Arm mit einer gekrümmten Klaue fuhr durch die Öffnung. Die Finger hätten ihn an der Kehle erwischt. So aber griffen sie ins Leere.
    Die Angreiferin klammerte sich außen an der Hauswand fest. Sie brachte es dabei fertig, ihr Gesicht durch die viereckige Öffnung zu drücken, und sie gab dabei ein Geräusch ab, das schrecklich klang.
    Dabei verzerrte sich ihr Gesicht, und Lucio hatte das Gefühl, als würde es zur Hälfte aus einem Maul bestehen.
    Aber das war nicht das Schlimmste!
    Lucio sah etwas anderes, das seine schlimmsten Albträume zur Wirklichkeit werden ließ.
    Aus dem Oberkiefer des Weibs ragten zwei spitze Reißzähne hervor. Wie
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