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1495 - Jäger der Dunkelheit

1495 - Jäger der Dunkelheit

Titel: 1495 - Jäger der Dunkelheit
Autoren: Jason Dark
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zu spüren. Immer dann, wenn die Böen über den Himmel jagten, fuhren sie in die Decke aus Wolken hinein und rissen Lücken. So entstanden hellere Flecken.
    Er wartete noch ab. Old Buzz wollte sich noch zwei, drei Minuten geben. Wenn dann nichts passiert war, wollte er den letzten Rest der Fluchtstrecke in Angriff nehmen.
    Er suchte den Himmel ab. Da gab es nichts zu sehen. Kein kleiner und auch kein großer Vogel zog seine Kreise. Aber den Jäger, der auf seiner Fährte gewesen war, konnte man damit auch nicht vergleichen. Er war sicher in der Lage, sich gut zu verstecken, um dann blitzschnell zuzuschlagen. Old Buzz hatte es erlebt. Wäre nicht zufällig ein Bus über die Straße gefahren, hätte ihn der andere schon eingeholt. Doch er war durch das Schweinwerferlicht abgelenkt worden.
    Die Zeit war um.
    Old Buzz fühlte sich wieder fast normal, abgesehen von dem Zittern in seinen Knien. Es ging ihm relativ gut. Er legte in seinem Kopf den theoretischen Fluchtplan fest. Die Wiese überqueren, danach über den Weg, dann hatte er schon das Grundstück mit der Backsteinkirche erreicht.
    Normalerweise war sie nicht abgeschlossen.
    Dieser Gedanke beschäftigte ihn ebenfalls. Er setzte darauf. Er hoffte es. Sie durfte nicht abgeschlossen sein. Auf keinen Fall. So grausam konnte das Schicksal nicht sein.
    Mit diesem Gedanken setzte er sich in Bewegung und überquerte die Wiese. Er ging nicht schnell, aber mit zügigen Schritten. Manchmal musste er sich ducken, um nicht von den Zweigen getroffen zu werden. Der Boden war noch nass vom letzten Regen. Er war auch rutschig geworden, und ein schnelles Laufen war nicht drin.
    Dann der Blick zum Himmel!
    Immer wieder schaute er hoch, und jedes Mal erlebte er das kalte Gefühl im Nacken, für das die Angst sorgte.
    Dieser Verfolger konnte urplötzlich auftauchen. Er meldete sich nicht an, er war einfach da, und ein Ausweichen auf freier Strecke war so gut wie unmöglich.
    Sein Mund hatte sich zu einem Lächeln verzogen. Es war die erste positive Reaktion nach seiner Flucht, und er freute sich darüber, dass er es konnte. So leicht gab auch ein Old Buzz nicht auf, das stand für ihn fest. Er würde kämpfen. Er würde weitermachen, und er würde – wenn möglich – die anderen Menschen vor dieser Kreatur warnen.
    Seine Schritte wurden wieder länger. Ein Zeichen, dass er sich gut erholt hatte. Er schaute nach vorn und sah bereits einen großen Schatten inmitten der Dunkelheit. Dort war die Wiese zu Ende. Da führte der schmale Weg entlang, und dahinter befand sich die Kirche.
    Die dunkle Silhouette gab ihm Hoffnung. Old Buzz lief wieder schneller. Praktisch im Dauerlauf bewegte er sich voran, duckte sich unter den letzten Zweigen der Bäume hindurch und überquerte den Weg, der mit kleinen Steinen belegt war.
    Von nun an konnte er den direkten Weg zur Kirche nehmen. Er ging nicht mehr so schnell und bewegte sich mit langen Schritten voran. Die Kirche war alles andere als groß und prächtig. Man konnte sie durchaus als Kapelle bezeichnen. An der Frontseite und direkt über dem Eingang wuchs ein mächtiges Seinkreuz in die Höhe, das von seinen Ausmaßen her überhaupt nicht zu diesem Bau passte. Da hatte der Erbauer an Geschmacksverirrung gelitten, aber das war Buzz egal. Für ihn war die Kirche in diesem Moment der einzige Ort, der ihm Schutz vor seinem unheimlichen Verfolger geben konnte.
    Auf den letzten Metern wurde er vorsichtig. Die Dunkelheit der Nacht hatte jegliche Farbe aufgesogen und alles in ein eintöniges Grau gehüllt. Old Buzz musste sich schon anstrengen, um die Eingangstür zu erkennen, die nicht eben breit war.
    Die letzten Meter lief er wieder schneller. Dann atmete er tief auf, als er vor der Tür stand und sich für die Dauer einiger Sekunden gegen sie lehnte.
    Geschafft!
    Dieses eine Wort schoss ihm durch den Kopf. Er hätte zufrieden sein können, aber dieses gute Gefühl wollte sich bei ihm nicht einstellen. In seinem Hinterkopf spürte er noch immer den Druck der Furcht. Noch hatte er nicht probiert, ob die Tür abgeschlossen war oder nicht. Er betete darum, auch etwas, das er seit Jahren nicht mehr getan hatte. Aber in einer Ausnahmelage reagierten die Menschen eben anders.
    Der Versuch.
    Er legte die linke Hand auf die alte Klinke, die eine besondere Form hatte. Sie war vorn breiter als hinten, ließ sich gut greifen und auch nieder drücken. Ein leises Lachen drang aus seinem Mund.
    Die Tür war offen!
    Das Glück war wieder in sein Leben
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