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149 - Auf Messers Schneide

149 - Auf Messers Schneide

Titel: 149 - Auf Messers Schneide
Autoren: Bernd Frenz
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Abgleich mit einer gespeicherten Karte vor. »Die Truppe hat schon fast das nördliche Ringgebirge am Kratersee erreicht«, erkannte er. »Noch zwei Tage in diesem Marschtempo, und die U-Men treten den Daa'muren auf die Füße. Vielleicht will Crow ja nur allen Ruhm für sich alleine.«
    »Und verzichtet dabei völlig auf die Unterstützung der Allianz?« Naoki wölbte ihre linke Augenbraue. »Keine sonderlich kluge Taktik, oder?«
    »Aber was zum Henker könnte er sonst vorhaben? Mit den Daa'muren kooperieren, um unter der Knechtschaft der Außerirdischen zu leben? Das kann doch nicht in seinem Sinne sein!«
    »Vielleicht möchte er lieber stellvertretender Diktator bei den Gewinnern, als toter Held auf der Verliererseite sein.«
    »Glaubst du wirklich, er will sich einen Platz an der Sonne erkaufen, indem er der Allianz mit seinen U-Men in den Rücken fällt?«
    Naoki schürzte trotzig die Lippen, konnte sich aber nicht überwinden, ihre Position zu bekräftigen. Ihr Gesicht unter der konvexen Scheibe wirkte plötzlich bleich und leer.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden«, sagte sie schließlich.
    »Richtig.« Matt drehte sich in seinem Schalensitz, bis er ans Bordfunkgerät langen konnte. »Wir werden Crow ganz einfach fragen.«
    ***
    Ruland, oberhalb des Werchojansker-Gebirges
    Beide Arme auf die Konsolen gestützt, stand Arthur Crow, General und Präsident in Personalunion, im Cockpit des Großraumgleiters, während dieser mit vierzig Kilometern pro Stunde über die Steppe glitt. Ein lächerliches Tempo für das mächtige Fluggerät – aber die Höchstgeschwindigkeit seiner Truppen, die ihm zu Fuß folgten.
    Ab und an beschirmte Crow seine Augen mit der Hand, um die aktuelle Entfernung zum Pass abzuschätzen, obwohl er sie genauso gut auf den Digitalanzeigen hätte ablesen können.
    Vielleicht noch drei, höchstens vier Stunden, dann lag das Land der Sireenen hinter ihnen.
    Seine Lippen spalteten sich zu einem zufriedenen Grinsen, doch er unterdrückte es schnell wieder, um sich nicht zu verraten.
    Neben ihm stand Colonel Mountbatton. Ein Offizier der besonderen Art. Wer in den Datenbanken der Allianz nach diesem Mann suchte, würde keine Akte über ihn finden, einfach deshalb, weil keine existierte. Genauso wenig wie der Mann selbst. Außer dem General ahnte allerdings niemand im Weltrat, dass das Äußere des adretten Colonels täuschte.
    Seine grobporige Haut bestand in Wirklichkeit aus Myriaden feinster Reptilienschuppen, die jederzeit ein anderes Gesicht formen konnten. Colonel Mountbatton war in Wirklichkeit ein Daa'mure. General Crows persönliche Verbindung zum Sol, und damit der Schlüssel zum Sieg.
    Im Augenblick sorgte der falsche Offizier dafür, dass ihre Streitmacht nicht von den großen, blauschwarz gefärbten Raubtieren behelligt wurde, die sich immer wieder in einigen Kilometern Entfernung zusammenrotteten und dann auseinander stoben. Zu diesem Zweck trug Mountbatton einen silbernen Stirnreif, in dessen Vorderseite ein grüner Kristallsplitter schimmerte. Das Ding diente als eine Art Gedankenverstärker, mit dem er die Sireenen telepathisch beeinflussen konnte, so weit Crow verstanden hatte.
    Damit das kindische Ding auf seinem Kopf der Begleitmannschaft nicht auffiel, trug er darüber – passend zu seinem Kostüm aus hellem Wakudaleder – eine Mütze aus Skunkhörnchenfell. Damit sah er aus wie die Reinkarnation von Davy Crockett.
    Crow hob sein Fernglas an die Augen und blickte Richtung Westen, wo eine schattenhafte Bewegung im Gras entstand. An der besagten Stelle machten gerade drei Sireenen auf den Hinterläufen kehrt und hetzten in großen Sprüngen davon.
    Die Daa'muren hatten ihre Züchtungen im Griff, das musste man ihnen lassen. Die U-Men wären von den hypnotischen Schreien der Kreaturen ohnehin nicht betroffen gewesen; sie waren in der Lage, ihren Hörsinn einfach abzuschalten.
    Trotzdem hoffte Crow inständig, dass die Biester friedlich blieben. Die Androiden mussten möglichst vollzählig am Kratersee einmarschieren, sonst waren seine Pläne zum Scheitern verurteilt.
    Colonel Mountbatton zuckte neben ihm zusammen.
    Arthur Crow erbleichte.
    Verdammt! Hatte der Kerl etwa in seinen Gedanken gelesen? Warum hatte er sie nur einfach so schweifen lassen?
    Doch statt sich zornig zu ihm umzudrehen, deutete der Daa'mure in den vor ihnen aufragenden Gebirgszug. »Da vorne«, sagte er, und streckte seinen Arm aus. »Sehen Sie die Rauchsäule, General?«
    Mit
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