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149 - Auf Messers Schneide

149 - Auf Messers Schneide

Titel: 149 - Auf Messers Schneide
Autoren: Bernd Frenz
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herangezoomt. Die Auflösung der Linsen reichte nicht so weit, Gesichtszüge erkennen zu können – doch General Crows bleiche Glatze, die durch die Kuppel des Gleiters leuchtete, war unverkennbar.
    »Hier Arthur Crow«, meldete er sich. Die Videoübertragung erfolgte aufgrund der computergesteuerten Bildoptimierung mit einigen Sekunden Verzögerung. Matt konnte sehen, wie er sich die Kopfhörer aufsetzte.
    »Drax hier.« Matt war versucht, ihn anzubrüllen, beherrschte sich aber. »Wir beobachten gerade von der ISS aus Ihr Manöver, Crow. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«
    »Was?« Crows Stimme klang tatsächlich irritiert.
    »Sie haben mich schon ganz richtig verstanden«, setzte Matt nach. »Glauben Sie etwa, Sie können mit einer geheimen Armee durch von Daa'muren beherrschtes Gebiet marschieren, ohne dass wir Wind von der Sache bekommen?«
    Naoki bediente die ISS-Kamera wie ein Profi. Die durchsichtige Kanzel des Großraumgleiters blieb stets im Zentrum des Bildausschnitts.
    »Wovon reden Sie überhaupt?«, drang es über den Äther, nachdem sich Crow gefangen hatte. »Wir rücken genau nach Plan vor. Morgen früh werden wir von Norden her den Allianztruppen zur Hilfe kommen.«
    »Mit einer Armee aus mehreren Tausend Androiden?«, erkundigte sich Matt mit vor Hohn triefender Stimme. »Aus Takeos U-Men, um genau zu sein? Sagen Sie mal, Crow – für wie blöd halten Sie mich eigentlich?!«
    Auf dem Bildschirm war zu erahnen, wie Crows Kopf in den Nacken ruckte und er nach oben starrte. Vermutlich dämmerte ihm erst jetzt, dass er vom Orbit aus beobachtet wurde. Dass sein Plan aufgeflogen war.
    Sekundenlang gab General Crow nur unartikuliertes Gestammel von sich. Auch eine Art, ein Geständnis abzulegen.
    »Sie verstehen nicht, Drax«, würgte er endlich hervor.
    »Ich…«
    »Ich verstehe sehr gut«, schnitt ihm Matt das Wort ab. »Ich habe ja Augen im Kopf. Es ist mir nur ein Rätsel, warum Sie sich auf einen Deal mit den Daa'muren einlassen. Was versprechen Sie sich davon? Dass Meeraka unangetastet bleibt, während der Rest der Welt untergeht? Ist Ihnen ein Leben in Isolation wirklich so viel wert?«
    »Aber..« Crow rang um Worte. »Sie haben meine Tochter. Ich hatte keine Wahl, um sie zu retten, Commander!«
    Lynne Crow? Das schlechte Gewissen schlug über Matthew Drax zusammen wie eine meterhohe Flutwelle. Für einen kurzen Moment glaubte er den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ihm wurde unerträglich heiß in seinem Anzug. Er musste förmlich um Atem ringen, obwohl sich die Luftzufuhr in keiner Weise veränderte.
    Er verrät uns, um seine Tochter zu retten. Das darf doch wohl nicht wahr sein!
    »Aber…« Matt hasste sich dafür, dass er plötzlich genauso ins Stottern kam wie der General. »Ihre Tochter ist doch längst tot, Sir!«
    Sobald es heraus war, biss er sich auf die Lippen. Er schämte sich dafür, Crow die Nachricht bisher verheimlicht, ja ihn sogar angelogen zu haben, als er danach gefragt hatte. Es war ihm nicht leicht gefallen, doch er hatte es für richtig gehalten, hatte gedacht, dass er damit im Sinne der gesamten Allianz handeln würde.
    Lynnes Gefangenschaft war immer Crows stärkste Antriebsfeder gegen die Daa'muren gewesen. Wegen ihr hatte er alte Feindschaften begraben und sich der Allianz angeschlossen. Die Gefahr, dass er nach Lynnes Tod impulsiv handelte, die Allianz verließ, vielleicht sogar auf eigene Faust die Daa'muren vor der Zeit angriff, war Matt einfach zu groß gewesen.
    Stattdessen hatte sich der eisenharte Crow den Daa'muren angedient, in der vagen Hoffnung, dadurch seine Tochter freizukaufen! Entgegen der Meinung der Profiler der Allianz und auch Matts eigener Einschätzung.
    »Sind Sie verrückt geworden, Drax?«, dröhnte es aus dem Helmlautsprecher. »Wie wollen Sie wissen, ob Lynne noch lebt oder nicht?!«
    »Ihre Tochter ist tot!«, bekräftigte Matt, plötzlich von unnatürlicher Ruhe erfüllt. »Ich habe sie am Kratersee getroffen, als ich auf der Suche nach Aiko war. Sie… sie hat sich vor meinen Augen umgebracht, um nicht noch einmal den Daa'muren in die Hände zu fallen.«
    »Hören Sie nicht auf ihn«, mischte sich plötzlich eine andere Stimme in das Gespräch ein. Das musste der Mann in heller Bekleidung sein, der neben Crow stand. »Mefju'drex bedient sich gern des Konzepts der Lüge. Das ist allgemein bekannt.«
    Wer war der Typ? Seiner Ausdrucksweise nach musste es sich um einen Daa'muren handeln! Also hatte Crow die Brut sogar mit
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