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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel
Autoren: Jason Dark
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berührte.
    Sie glitt auf ihn zu, und Claas wollte weg. Er schaffte es nicht. Dafür fuhr etwas sehr Kaltes durch ihn hindurch, sodass sich für einen Moment sein Herz zusammenzog.
    Dann war es vorbei.
    Es gab die Totenfrau nicht mehr. Auch die Stimmen klangen nicht wieder auf. Stille umfing den Hotelier wie ein Panzer. Als er nach einer Weile wieder einen Fuß vor den anderen setzte, da kam er sich vor, als wäre er betrunken, denn er schwankte beim Gehen von einer Seite zur anderen. Es fiel ihm zudem schwer, sich auf den Beinen zu halten, weil ihm die Knie zitterten und nachgeben wollten.
    Trotzdem schaffte er es.
    Er kam weg.
    Und irgendwann fand er sich vor seiner Wohnungstür wieder, wo er sich erst mal abstützte und das überdachte, was ihm widerfahren war. Noch immer konnte Claas es nicht fassen, und sein Lachen hörte sich an wie ein leises Schluchzen.
    Er schloss die Tür auf, was ihm nicht leicht fiel. Im Haus war es ruhig. Von den Kindern war nichts zu hören und auch nichts von seiner Frau. Sie alle schliefen, und das empfand er als gut.
    Claas wollte auf keinen Fall seine Familie mit in diese Ereignisse hineinziehen.
    Ob er allerdings Schlaf finden würde, war fraglich. Er ging davon aus, dass es für ihn eine verdammt unruhige Nacht werden würde, und war nur froh, dass er am folgenden Tag Hilfe von John Sinclair bekam, wenn alles so klappte, wie er es sich wünschte…
    ***
    »Bist du hacke?« Michaela Pestel, von allen nur Mega genannt, richtete sich in ihrem Bett auf.
    »Unsinn…« Thomas betrat das Zimmer. »Von zwei Bier und einer alten Pflaume werde ich nicht hacke.«
    »Na gut. Aber sei leise, Philipp schläft.«
    »Ja, ich weiß.«
    Im Dunkeln wollte sich Thomas auch nicht vortasten. Er schaltete das Licht ein und dimmte es so weit nach unten, dass er die Gegenstände im Zimmer noch alle erkannte.
    Der nächste Weg führte ihn auf die Toilette und dann hinein ins Bad, das sich in einem anderen Raum befand.
    Er überlegte, ob er sich noch unter die Dusche stellen sollte, ließ es aber bleiben. Eine kurze Katzenwäsche reichte, nachdem er sich ausgezogen hatte. Danach schlich er zurück ins Schlafzimmer und hörte seine Frau noch murmeln: »Sei leise…«
    »Ja, ja.«
    Thomas setzte sich auf die Bettkante. Nicht weit entfernt schlief der zweijährige Philipp in seinem Kinderbett und atmete ruhig.
    Thomas legte sich zurück, dabei schaute er nach rechts und sah die dunklen Haare seiner Frau, die wieder schwanger war und auf irgendwelche Barbesuche deshalb gern verzichtete.
    »Gute Nacht, Engel…« Er beugte sich über sie.
    »Du riechst nach Bier.«
    »Ich weiß.«
    »Dann Gute Nacht.«
    »Kein Kuss?«
    »Ich mag die Fahne nicht.«
    »Aber ich habe mir die Zähne geputzt.«
    »Trotzdem.«
    »Ist schon okay. Dann schlaft gut, ihr beiden.«
    »Machen wir. Und wühle nicht so herum. Es reicht schon, wenn das Baby strampelt.«
    »In Ordnung, Frau General.«
    Thomas legte sich auf den Rücken. Er wusste selbst nicht, ob er richtig müde war oder nicht. Wahrscheinlich schon, aber ihm ging einfach zu viel durch den Kopf. Da streikte wohl das vegetative Nervensystem, er konnte einfach keine innerliche Ruhe finden. Dabei dachte er an nichts Bestimmtes. Da flossen die Gedanken und Erinnerungen durcheinander.
    Mal dachte er an seine kleine Firma, dann wieder an die Familie.
    Aber an nichts konnte er sich festhalten. Sobald er einen Gedanken gefasst hatte, schwamm dieser weg.
    Lag es am Wetter? An dieser ungewöhnlichen Schwüle und auch Feuchtigkeit?
    Es war alles möglich. Nur sicher konnte er sich nicht sein, und er ging mit sich selbst eine Wette ein, dass er verdammt lange wach bleiben würde. Solche Nächte gab es eben, und er war froh, dass seine Frau schlief. Sie hatte es nötiger.
    Thomas schaute zum Fenster. Es malte sich schwach ab. Er hatte es schräg nach außen gestellt, und Mega hatte beim Zubettgehen auch nichts daran geändert.
    Ein kühler Luftzug fuhr über sein Bett und erreichte auch sein Gesicht.
    Pestel zwinkerte. Was konnte das gewesen sein?
    Das Fenster war nicht weiter geöffnet worden, und draußen war die Temperatur auch nicht gefallen. Trotzdem war es in diesem Zimmer kälter geworden, was er nicht in die Reihe bekam.
    Eine Täuschung?
    Nein, daran glaubte Thomas nicht. Das war kein Irrtum gewesen.
    Die Kälte hatte ihn erwischt, aber sie war anders als sonst. Nicht feucht, nicht nass, sondern irgendwie trocken, und er musste zugeben, dass er einen Kälteschub wie diesen noch
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