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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel
Autoren: Jason Dark
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nie erlebt hatte.
    Und er blieb kein Einzelfall, denn in den nächsten Sekunden verspürte er es erneut.
    Wieder kroch die Kälte auf ihn zu, sodass sich Thomas mit einer ruckartigen Bewegung aufsetzte, weil er endlich den Grund herausfinden wollte. Aus dem Bad kam dieser Luftzug nicht. Das Fenster war auch nicht weiter geöffnet worden, es gab also keinen vernünftigen Grund, dass die Kälte hier hereinkriechen konnte.
    Pestel richtete sich auf. Er strich dabei über seinen Bürstenschnitt.
    Seine dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen. Die Lippen lagen fest aufeinander, sodass der Mund einen Strich bildete. Plötzlich weiteten sich seine Augen.
    Das gab es nicht! Das war unmöglich!
    Ich spinne!, dachte Thomas. Das ist verrückt!
    Er wollte lachen, was er jedoch nicht schaffte, denn die Reaktion blieb ihm im Hals stecken.
    Aber es war nicht zu übersehen. Zwischen dem Bettende und dem Fenster stand eine Frau!
    ***
    War sie wirklich da? War sie eine Einbildung, eine Halluzination?
    Schlief er bereits und träumte?
    Alles konnte zutreffen, musste aber nicht.
    Sein Gesicht hatte sich vor Staunen verzogen. Es war kein Entsetzen, nur einfach ein Staunen und Nichtbegreifen.
    Als er nach kurzem Luftanhalten wieder zu atmen begann, konnte er nur stöhnen. Vor seinen Augen wallten plötzlich Nebel, und als die verschwunden waren, da dachte er daran, dass auch die Frau weg sein würde.
    Ein Irrtum!
    Sie stand noch dort!
    Sie hatte sich nicht verändert. Noch immer trug sie das schwarze Kleid, das mehr einem Umhang glich und die rechte Seite frei ließ, sodass er ihre bleiche Haut sah. Fast herausfordernd schaute eine Brust hervor. Der Rücken war durchgedrückt.
    Doch das alles war jetzt nicht wichtig für ihn. Thomas sah, dass die Umrisse leicht leuchteten oder fluoreszierten. Das schimmernde Licht zog sich bis zum Gesicht hin, und das faszinierte ihn plötzlich.
    Es kannte es!
    Oder nicht?
    Sekundenlang überlegte er, und plötzlich wusste er Bescheid.
    Ihm fiel ein, wie er und Andreas Brass an der Bar gesessen hatten.
    Da war eine Frau gekommen, die der Hotelier mit Frau Böhme begrüßt hatte. Viel hatte Thomas nicht von ihr gesehen, an das Gesicht allerdings konnte er sich erinnern.
    Es glich dem, das er hier sah. Vielleicht waren die beiden Gesichter sogar identisch.
    Thomas Pestel verstand die Welt nicht mehr. Er wünschte sich zusammen mit seiner Familie weit weg.
    Plötzlich setzte sich die geheimnisvolle Frau in Bewegung und ging lautlos durch das Zimmer.
    Sie kümmerte sich nicht um das Ehepaar. Dafür trat sie an das Kinderbett heran und beugte sich über den schlafenden Philipp.
    Das war zu viel für den Vater. Er glaubte zu schreien, aber es wurde nur ein Krächzen, von dem nicht mal seine Frau aufwachte. Er wollte aus dem Bett und bewegte sich schon zur Seite, als die Erscheinung dicht neben ihm auftauchte.
    Pestel erstarrte.
    Sie beugte den Kopf tiefer. Die Kälte erwischte ihn jetzt noch stärker. In seinem Kopf schien jeder Gedanke einzufrieren, als er ihre Worte hörte.
    »Hilf – mir! Hilf mir und den anderen, unsere Totenruhe zu finden. Du kannst es. Ich weiß es. Wir wollen unsere Ruhe zurück. Wir wollen unsere Würde wiederhaben…«
    Die Worte waren nur ein Hauch, aber Thomas hatte jedes einzelne verstanden. Dann sah er, wie sich die Person zu ihm herabbeugte.
    Bald schwammen die Gesichter dicht übereinander.
    Thomas glaubte, einen eisigen Kuss auf seinen Lippen zu spüren.
    Bevor er darüber näher nachdenken konnte, war die Frau verschwunden, und er sah nichts Fremdes mehr in seiner Umgebung.
    Neben ihm schlief Mega tief und fest. Auch von dem Kleinen war nichts zu hören. Die Normalität hatte wieder Einzug gehalten.
    Trotzdem fühlte sich Thomas Pestel wie gerädert, und tief in seinem Innern hockte die Angst…
    ***
    Axel Böhme schaltete das Licht am Nachttisch ein, als er das schwere Keuchen neben sich hörte, das seine Frau abgab.
    »Was ist los, Sigrid?«
    Sie konnte noch keine Antwort geben. Die Hände hatte sie fest in das Bettlaken gekrallt, auch weiterhin stieß sie den Atem stoßweise hervor. Das weiche Licht der Lampe erreichte ihr Gesicht, in dem die Haut zuckte, und das nicht nur an den Wangen. Sie schien einen Kälteschock erlitten zu haben. Hektisch bewegte sie ihren Kopf von einer Seite zur anderen.
    Axel setzte sich auf und drehte seiner Frau das Gesicht zu.
    »Bitte, ich sehe dir doch an, dass es dir nicht gut geht. Was ist…«
    »Das weißt du!«
    Jetzt stöhnte auch Axel
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