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1464 - Die Vergessene

1464 - Die Vergessene

Titel: 1464 - Die Vergessene
Autoren: Jason Dark
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»Ja, vor allen Dingen ältere Menschen. Das habe ich schon gehört.«
    Suko und Glenda konnten das Lachen kaum unterdrücken, während ich abwinkte und mich verteidigte.
    »Ich habe sogar in der U-Bahn junge Menschen schlafen sehen, Sir. Es ist bestimmt das Wetter.«
    »Gut. Keiner ist eine Maschine.« Er räusperte sich und fand seinen Platz auf dem Stuhl, auf dem bis vor kurzem noch Glenda Perkins gesessen hatte. »Ich bin auch nicht gekommen, um mit Ihnen über die Müdigkeit und das Wetter zu reden. Man hat mich schon am frühen Morgen mit einem Problem konfrontiert.«
    »Wer denn?« fragte ich.
    »Die Kollegen der Metropolitan Police.« Sir James rückte seine Brille zurecht und stellte dann eine Frage, über die wir uns schon wunderten.
    »Haben Sie beide schon gefrühstückt?«
    Suko nickte, und ich tat es ihm nach. Wobei mein Frühstück den Namen nicht verdiente, da es nur aus zwei Keksen und einer Tasse Kaffee bei mir zu Hause bestanden hatte.
    »Dann bin ich zufrieden.«
    Wir waren es nicht. Dafür aber neugierig, und wir schauten zu, wie Sir James in die Tasche griff und etwas hervorholte.
    An der offenen Tür erschien Glenda Perkins. Sie machte einen langen Hals, denn sie wollte unbedingt mitbekommen, was hier ablief.
    Sir James legte ein kleines Kästchen auf den Tisch. Oder mehr eine Schachtel. Sie hatte Ähnlichkeit mit den Schachteln, in denen man Armbanduhren aufbewahrt.
    »Ist das der Grund?« fragte ich.
    »Sie werden es sehen, John.« Sir James legte die Schachtel so hin, dass Suko und ich sie gut sehen konnten. Noch lag der Deckel darauf, aber den hob Sir James mit spitzen Fingern an, um den Inhalt präsentieren zu können.
    Es dauerte noch zwei Sekunden, dann sahen wir es.
    In der Schachtel lag ein abgetrennter Finger!
    Jetzt wusste ich auch, warum sich Sir James nach unserem Frühstück erkundigt hatte. So ein Finger war nicht jedermanns Sache, und ich konnte nicht verhindern, dass sich eine leichte Blässe auf meinem Gesicht ausbreitete.
    Aus dem Hintergrund hörten wir Glendas erstickt klingenden Laut. Auf einen Kommentar verzichtete sie.
    »Das wollte ich Ihnen zeigen, meine Herren.«
    So weit, so schlecht. Aber ich stellte mir die Frage, was wir damit zu tun hatten. Ich sprach sie nicht aus und behielt sie erst mal für mich.
    Sir James ließ uns Zeit, damit wir uns den Finger in aller Ruhe anschauen konnten. Dabei war nicht festzustellen, ob er nun echt oder künstlich war, aber wenn Sir James ihn uns präsentierte, mussten wir davon ausgehen, dass er echt war.
    Wir fanden auch heraus, dass es der Finger einer Frau war. Er war nicht verwest, nicht verfault. An der Schnittstelle sah ich kein getrocknetes Blut, und so konnte einem wirklich leicht der Gedanke kommen, einen künstlichen Finger da liegen zu sehen.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte Sir James. »Sie fragen sich, ob der Finger echt oder künstlich ist, nicht wahr?«
    »Genau das.«
    »Was meinen Sie denn?«
    »Echt«, sagte Suko.
    Sir James drehte ihm kurz sein Gesicht zu. »Und wie kommen Sie darauf, Suko?«
    »Sie hätten ihn sonst nicht zu uns gebracht, Sir. Was hätten wir schon mit einem künstlichen Finger anfangen können.«
    »Sehr gut.«
    »Und wo wurde er gefunden?« wollte ich wissen.
    »Auf dem Beifahrersitz eines Taxis.«
    Damit hatten wir nicht gerechnet. Ich wollte grinsen, es misslang leider. Trotzdem brachte ich meinen Spruch.
    »Es würde bedeuten, dass ein weiblicher Fahrgast den Finger auf dem Sitz vergessen hat.«
    »Ja, so ist es.«
    Mehr sagte unser Chef nicht. Jetzt waren wir an der Reihe, weitere Fragen zu stellen, aber mir fielen im Moment keine ein. Ich wollte nur wissen, ob die Person dem Fahrer bekannt war.
    »Nein, John, ist sie nicht. Als er den Finger fand, ist er damit zur Polizei gefahren. Dort wusste man auch nicht viel mit ihm anzufangen und hat ihn zur Untersuchung gegeben. Als das Ergebnis feststand, wurde ich angerufen. Bei einem künstlichen Finger wären wir nicht belästigt worden. Doch jetzt sieht die Sache anders aus.«
    »Wie alt ist der Finger?« fragte ich. »Schätzungsweise…«
    Sir James machte es mal wieder spannend. Er rückte seine Brille zurecht und räusperte sich. Dann gab er mit klarer Stimme die Antwort.
    »Wenn sich die Experten nicht geirrt haben, ist er sehr alt. Man sagte mir, Hunderte von Jahren…«
    ***
    Ich hatte zwar nicht unbedingt mit dieser Antwort gerechnet, aber als so ungewöhnlich stufte ich sie auch nicht ein. Es musste ja einen Grund geben, dass ein
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