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1464 - Die Vergessene

1464 - Die Vergessene

Titel: 1464 - Die Vergessene
Autoren: Jason Dark
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fuhr an. Sogar ziemlich holprig, aber das verzieh er sich heute.
    Auf dem Weg zur Polizei fragte er sich immer wieder, was die Leute dort wohl sagen würden, wenn er dort auftauchte und den Finger präsentierte. Ob sie ihm glauben würden?
    Er konnte es sich kaum vorstellen, aber das spielte alles keine Rolle. Er war gezwungen, den Finger dort abzuliefern. Denn einfach in einen Gully werfen konnte er ihn nicht.
    »Das Leben ist verrückt«, flüsterte er vor sich hin. »Aber es kann auch verdammt makaber sein.« Und dann dachte er daran, dass dieser Finger womöglich nicht echt war. Wenn das stimmte, würde man ihn auslachen. Dann war er bis auf die Knochen blamiert. Aber das war ihm jetzt auch verdammt egal…
    ***
    Mein Freund und Kollege Suko war sauer auf mich, was ich sogar verstehen konnte. Der letzte Fall war ohne ihn über die Bühne gegangen. Dafür hatten Sheila und Bill Conolly eine Rolle gespielt, und dass wir drei überlebt hatten, war nicht selbstverständlich gewesen, denn in einer anderen Dimension war es verdammt hart zur Sache gegangen.
    Egal wie, ich hatte es geschafft, und ich wusste auch, dass Suko nicht ewig sauer sein würde. Manchmal hatte man den Lauf der Dinge eben nicht im Griff.
    Im Griff hatte Glenda ihren Kaffee, der so schmeckte wie immer und den trüben Tag etwas erhellte.
    Es war ein trüber Tag. Nicht eben das Maiwetter, das man sich wünschte. Der Regen fiel in langen Schnüren aus den tief liegenden Wolken und sorgte dafür, dass es in der Stadt keinen trockenen Flecken mehr gab, dafür zahlreiche Verkehrsstaus, mit denen Suko und ich zum Glück nichts zu tun gehabt hatten, denn wir waren mit der U-Bahn gefahren und hockten jetzt im Trockenen.
    Nass wurde ich nur von innen, wenn ich hin und wieder einen Schluck von Glendas hervorragendem Kaffee trank. Sie hatte ihr Vorzimmer verlassen und saß mit Suko und mir zusammen im Büro, den Blick gespannt auf mein Gesicht gerichtet, weil sie wissen wollte, was Sheila, Bill und ich in dieser anderen Dimension erlebt hatten.
    Ich gab ihr einen kurzen Bericht. Der musste reichen, denn ich hatte keine Lust, den Fall noch mal von vorn aufzurollen. Wir hatten die Sache überstanden und fertig.
    »Dann kann ja was Neues kommen«, sagte sie.
    Ich deutete zum Fenster. »Ja, der Regen sollte aufhören.«
    »Erst am späten Nachmittag.«
    »Hatte ich mir fast gedacht.«
    »Vielleicht hat Sir James ja was in der Hinterhand, mit dem ihr euch beschäftigen könnt…«
    Glenda Perkins hatte die Bemerkung mit einem Unterton in der Stimme ausgesprochen, der Suko und mich aufmerksam werden ließ.
    »Liegt was an?« fragte ich.
    Glenda hob die Schultern. »Es könnte sein. Genaues weiß ich nicht. Er hat nur gefragt, ob ihr heute zur Verfügung steht, und da konnte ich ja nicht lügen.«
    »Dann wird er gleich hier erscheinen.«
    »Ich denke schon.«
    Suko und ich nahmen es locker. Nervös machen lassen wollten wir uns nicht. Nichts wurde so heiß gegessen, wie es gekocht war, das hatten wir schon öfter erlebt, und deshalb ließen wir die Dinge ruhig auf uns zukommen.
    Mir war es ganz recht, wenn es mal für eine längere Zeit ruhig blieb. Das waren für mich rein egoistische Gründe, denn es stand die Fußballweltmeisterschaft vor der Tür, und als Fußballfan hätte ich gern die Zeit gehabt, das eine oder andere Spiel zu sehen. Ob meine Feinde darauf Rücksicht nahmen, war fraglich. Daran glauben konnte ich beim besten Willen nicht.
    »Hat Sir James keine Andeutungen gemacht?« fragte ich.
    »Nein.« Glenda winkte ab. »Ihr wisst doch genau, wie er ist. Auf so etwas lässt er sich nicht ein. Er war aber ziemlich brummig. Da muss ihm schon eine Laus über die Leber gelaufen sein.«
    »Bei dem Wetter kein Wunder«, meinte Suko.
    »Das ist auch wieder wahr.«
    Die Tassen waren leer. Glenda wollte sich wieder in ihr Vorzimmer zurückziehen und nahm die Tassen gleich mit. Während sie zur Tür ging, gähnte ich ausgiebig, streckte die Beine aus und rollte mit meinem Stuhl zurück.
    Das war ein Tag, da machte einen das Wetter verdammt müde. Ich hatte wirklich keine große Lust, aktiv zu werden, und wäre am liebsten wieder in mein Bett gekrochen.
    Genau in dem Augenblick kam unser Chef Sir James. Er sah noch meine Haltung und drückte sich dabei zur Seite, sonst hätte er Glenda mit den Tassen gestreift und Scherben verursacht.
    »Na, das wird was werden.«
    »Sorry, Sir.« Ich setzte mich wieder normal hin. »Aber das Wetter macht müde.«
    Unser Chef nickte.
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