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1457 - Ediths Leichenwelt

1457 - Ediths Leichenwelt

Titel: 1457 - Ediths Leichenwelt
Autoren: Jason Dark
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Geisterjäger!«
    Hätte uns ein Fremder zugehört, er hätte meinen können, dass sich hier Polizist und Gangster gegenübersitzen. Doch dem war nicht so, denn wir kannten Tanner schon seit Urzeiten. Wenn er auch äußerlich wie ein Poltergeist wirkte, in seinem Innern sah es anders aus.
    Tanner gehörte zu den weichen Menschen, den seine zahlreichen Nichten liebten, was sie auch von ihm zurück bekamen, sonst hätte er keinen Kaffee aus dieser Tasse getrunken.
    Wir nahmen die ersten Schlucke zu uns, wobei Suko nur nippte, und als ich die Tasse abstellte, da kam mir Tanner schon zuvor.
    »Ich will keinen Kommentar hören. Deshalb frage ich auch nicht, wie euch der Kaffee geschmeckt hat.«
    »Denkst du an den Vergleich mit Glendas brauner Brühe?«
    »So ähnlich.«
    »Aus dem Automaten ist er nicht. Dazu schmeckt er zu gut, finde ich.«
    »Danke, ich werde es meiner Frau bestellen.«
    »Ja, tu das.«
    »Wenn Frauen beim Kaffee zusammenkommen, dann reden sie. Sollen wir uns auch unterhalten und etwas über die Zukunft oder die Vergangenheit erzählen?«
    »Abwarten.«
    »Warum sitzen wir eigentlich hier?«, fragte Suko. »Der Kaffee deiner Frau ist okay, aber…«
    Tanner hob beide Hände. Dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und schaute auf sein Markenzeichen, das er neben sich auf den Schreibtisch gelegt hatte.
    Es war ein Hut. Ein alter grauer Filz. Manche behaupteten, dass Tanner damit sogar ins Bett ging, so wenig nahm er ihn ab. Auch wir hatten ihn nur sehr selten ohne Hut gesehen. Heute war dies der Fall. Ich sah, dass die grauen Haare auf Tanners Kopf immer dünner wurden.
    Den grauen Anzug trug er auch an diesem Tag, ebenso wie die Weste. Nur wies diese keine Ascheflecken auf, wie es oft genug der Fall gewesen war, wenn von seinem Zigarillo etwas abgefallen und auf der Weste gelandet war.
    »Ich muss mit euch reden.«
    »Gut. Dienstlich oder privat?«
    Er schaute mich böse an. »Dienstlich natürlich.«
    »Worum geht es?«
    »Das ist nicht ganz leicht zu sagen. Es gibt natürlich Fakten. Es ist ein Fall, der mich interessiert, obwohl es keine Leiche gibt, die ich zu untersuchen habe…«
    »Hört sich seltsam an«, meinte Suko.
    »Das ist es auch. Gäbe es da nicht die Aussage eines Mannes, die mich sehr misstrauisch gemacht hat.«
    »Und wie lautet sie?«
    »Es geht um zwei Leichen, die allerdings verschwunden sind. Der Zeuge hat sie gesehen, als man sie in zwei Einkaufswagen gestopft hat. Danach fuhr man sie weg. Bisher sind sie nicht wieder aufgetaucht. Das wollte ich euch sagen.«
    Wir ließen uns seine Worte durch den Kopf gehen, und Suko wollte wissen, wer dieser Zeuge war.
    »Ein gewisser Paul Osika. So etwas wie der Nachtwächter in einem Supermarkt in einem Viertel, das man als einen sozialen Brennpunkt bezeichnen kann.«
    »Was hat er genau gesehen?«
    Suko und ich bekamen die Antwort nicht von Tanner. Er zog eine der Schubladen seines Schreibtischs auf, griff hinein und holte einen Recorder hervor.
    Bevor er das Ding anstellen konnte, wollte ich mehr über den Zeugen wissen. »Kann man ihn nicht herholen?«
    »Nein, das lassen die Ärzte nicht zu. Er ist überfallen worden und hat eine schwere Gehirnerschütterung und schwere Kopfverletzungen erlitten. Zum Glück hat man ihn noch rechtzeitig gefunden. Den Ärzten fiel auf, dass er in einigen kurzen Wachphasen stets von einer Frau sprach, die in zwei Einkaufswagen zwei Leichen abtransportiert hat. Wahrscheinlich dieselben Männer, die den Wächter Paul Osika überfallen haben.«
    »Ist sie auch die Mörderin?«, fragte ich.
    Tanner hob die Schultern. »Man kann davon ausgehen. Ob es zutrifft, weiß ich nicht. Am besten ist es, wenn wir uns die Aussage anhören. Ich habe sie aufgenommen, nachdem der mir bekannte Arzt mich über den Fall informiert hat.«
    »Okay.«
    Tanner schaltete den Recorder ein. In den nächsten Minuten blieben wir still und horchten nur der Stimme eines Mannes, dem es wirklich schwer fiel zu reden. Er sprach mit einer leisen Stimme. Immer wieder unterbrach er seinen Redefluss. Wir hörten ihn schwer atmen, und das war sicherlich nicht gespielt. Es war auch zu hören, dass die Stimme immer mehr absackte und schließlich nach einem Flüstern verstummte.
    »Das war’s«, sagte Tanner.
    Suko und ich schauten uns schweigend an. Es war klar, dass Tanner unsere Meinung hören wollte, und Suko gab seine zuerst preis.
    »Was macht eine Frau mit zwei Leichen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber du kennst ihren Namen?«
    »Ja,
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