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1457 - Ediths Leichenwelt

1457 - Ediths Leichenwelt

Titel: 1457 - Ediths Leichenwelt
Autoren: Jason Dark
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schon die Vergangenheit einer Putzfrau, die somit die Gelegenheit erhielt, in der Masse unterzutauchen.
    Nichts anderes wollte sie. Untertauchen, um dann plötzlich wieder aufzusteigen und ihre Zeichen zu setzen.
    »Ja«, keuchte sie nur, »ja, ihr werdet euch noch wundern…«
    ***
    Der Supermarkt lag in einem Gebiet, wo nur wenige Menschen lebten, wo sich aber einige Firmen angesiedelt hatten, weil die Grundstücke preiswert zu erwerben gewesen waren.
    Die nächsten Häuser waren allerdings gut zu sehen. Als vier Türme lagen die hohen Wohnsilos in Sichtweite.
    Genau darauf hatten die Betreiber des Supermarkts spekuliert.
    Menschen mussten essen und trinken, wenn sie überleben wollten.
    Um das zu können, mussten sie einkaufen.
    In der Siedlung selbst gab es kleine Geschäfte. Zum großen Einkauf jedoch fuhr man in den Supermarkt, zumal es um ihn herum genügend Parkplätze gab.
    Aber Menschen sind verschieden. Viele halten sich an die Regeln des Zusammenlebens, einige leider nicht. Und die wurden immer mehr in die Armut gedrängt, was sie nicht akzeptieren wollten. Die Gier nach Leben, die Sucht nach Geld, um ein besseres Dasein führen zu können, das war für die unteren Zehntausend auf dem normalen Weg kaum zu erreichen, und so griff man zu den Mitteln der Gewalt.
    Man holte sich, was man brauchte. Das wussten die Etablierten, und so versuchten sie, sich zu schützen.
    Sie engagierten Wachtposten oder schalteten ein ganzes Überwachungsteam ein. Das war bei dem Supermarkt nicht nötig. Seine Besitzer kamen mit einem Mann aus. Ein Nachtwächter, der seine Runden drehte und ansonsten in seiner kleinen Bude hockte.
    Der Mann, dem diese Aufgabe zufiel, hieß Paul Osika. Seine Mutter war damals aus Irland nach London gekommen. Auf ihrer Arbeitsstelle, einem Autohandel für japanische Wagen, hatte sie ihren Mann kennen gelernt. Er stammte aus Tokio, verkaufte die Autos und verliebte sich in die Irin. Es wurde geheiratet, und aus der Verbindung entstand ein Sohn, eben Paul.
    Dessen Eltern waren längst pensioniert und lebten in einem Heim, und auch bei ihm war der Ruhestand nicht mehr weit entfernt. Er würde diesen Geburtstag als Junggeselle begehen, denn er war seit mehr als zehn Jahren geschieden.
    Den Job als Nachtwächter oder Service-Mann übte er bereits seit fünf Jahren aus. Zwei davon hier im Supermarkt. Bis auf einige Kleinigkeiten war nicht viel passiert. Es hatte mal Versuche von Überfällen gegeben, die jedoch waren kläglich gescheitert.
    Dass Osika in der Nacht arbeiten musste, machte ihm nicht viel aus. Er hatte sich längst daran gewöhnt, dann zu schlafen, wenn andere Menschen arbeiteten. Zwischendurch hatte er immer wieder einige Tage frei, ansonsten ging er nachts seine Runden und hockte in der Zeit dazwischen in seiner kleinen Bude.
    Hin und wieder holte er sich aus einem Spezialgeschäft seine Sushi-Mahlzeit, die er immer um die Tageswende herum aß. Er mochte den rohen Fisch, wenn er in der scharfen Soße schwamm.
    Osika war ein kleiner Mensch, aber sehr kräftig. Muskulöse Arme, stämmige Beine, eine noch immer glatte Gesichtshaut, einen breiten Mund.
    In dieser Nacht hatte er auf seine Sushi-Mahlzeit verzichtet. Er hatte sich zwei große Sandwichs mit Putenfleisch gekauft. Den Kaffee brachte er sich immer in einer Warmhaltekanne mit.
    Alkohol trank er nicht. Hin und wieder tauchte jemand von der Geschäftsleitung auf und kontrollierte ihn. Wenn Paul mit einer Fahne erwischt wurde oder auch nur leicht angetrunken war, würde man ihn sofort entlassen, und das wollte er nicht riskieren. So beließ er es beim Kaffee oder beim Mineralwasser.
    Ab und zu rauchte er eine Zigarette. In seiner Bude war das nicht verboten, im Laden schon, in dem er jetzt stand und mit einem letzten Blick die lange Reihe der Regale überflog.
    Es war alles okay. Niemand hatte versucht, in den Supermarkt einzudringen, was Paul trotzdem nicht beruhigte, denn er hatte bei Dienstantritt das Gefühl gehabt, dass in dieser Nacht nicht alles glatt über die Bühne gehen würde.
    Einen sicheren Beweis dafür hatte er nicht. Nur hatte er, als er aus seinem Wagen gestiegen war, die beiden Typen gesehen, die sich auf der Rampe an der Rückseite herumgetrieben hatten und bei seiner Ankunft schnell abgetaucht waren. Er hatte sie nicht mal erkannt, aber sie waren ihm auch nicht aus dem Kopf gegangen, und in der Stille musste er immer an sie denken.
    An der Tür, die zum Lager und damit auch zu seiner kleinen Bude führte, schloss
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