Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1457 - Ediths Leichenwelt

1457 - Ediths Leichenwelt

Titel: 1457 - Ediths Leichenwelt
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
weiter.
    Sekunden vergingen, bis er das Geräusch von Schritten hörte und die Stimme einer Frau. Aber auch ein Kichern und Lachen.
    Die Frau erschien.
    Er sah zuerst nur sie, und durch seinen Körper zuckte ein Stich, denn er kannte sie.
    Es war Edith Jacum. Sie gehörte der Putzkolonne an, die hier im Supermarkt putzte.
    Was tat sie hier?
    Eine Sekunde später wusste er Bescheid, und dann hatte er das Gefühl, den Verstand zu verlieren…
    ***
    Edith Jacum zog zwei leblose Körper hinter sich her!
    Es war kein Bild, das nur in Pauls Fantasie existierte. Was er hier sah, entsprach den Tatsachen. Es waren die beiden Männer, die ihn überfallen hatten. Nur trugen sie ihre Mützen nicht mehr, und er hätte ihre Gesichter erkennen müssen, trotz seines Zustands.
    Er sah sie auch. Nur konnte er nicht glauben, welches Bild sie boten. Mit ihnen war etwas Schlimmes passiert.
    Beide Gesichter bestanden nur noch aus blutigen Klumpen, und das versetzte Paul einen Schock.
    Nicht der Putzfrau. Sie gab sich sogar locker und irgendwie sogar siegessicher. Rechts und links schleifte sie die Körper hinter sich her.
    Sie hatte die Arme der Männer angehoben, hielt die Gelenke umklammert und musste nur noch zwei, drei Schritte gehen, um ihr Ziel zu erreichen.
    Es waren die beiden Einkaufswagen.
    In deren Nähe blieb sie stehen. Sie ließ die Arme der beiden Toten los. Sie fielen nach unten und klatschten auf den harten Boden.
    »Nein!«, flüsterte Paul und wunderte sich darüber, dass er noch sprechen konnte. »Das kann nicht wahr sein. Da gaukelt man mir etwas vor. Das ist doch verrückt…«
    Es war nicht zu fassen. Er hätte schreien können, doch er tat es nicht.
    Beide Diebe lagen auf dem kalten Boden. Paul brauchte nicht lange hinzuschauen, um zu erkennen, dass sie sich nicht mehr bewegten. Ihre Körper waren schlaff, leblos, tot eben.
    Wenn das stimmte, dann kannte er auch die Mörderin. Eine ältere Frau hatte sie brutal erschlagen, und er fragte sich, wie so etwas möglich war, denn die beiden Diebe waren wesentlich stärker als die Frau.
    Trotzdem war sie Siegerin geblieben.
    In seinem Kopf zuckte es. Er hatte den Wunsch, einfach zurück in die tiefe Bewusstlosigkeit zu fallen. Doch das geschah nicht, denn er war innerlich zu erregt.
    Edith Jacum ließ die beiden Männer zunächst auf dem Boden liegen, kümmerte sich um die Wagen und stellte sie zurecht. Erst dann bückte sie sich.
    Dass ihr jemand zuschauen konnte, kam ihr nicht in den Sinn, denn sie warf nicht einen Blick durch die offene Tür. Dafür packte sie den ersten Toten unter, hob ihn an, stemmte ihn höher und wuchtete ihn schließlich in den ersten Einkaufswagen.
    Danach öffnete sie den Mund weit, als wollte sie einen beglückenden Schrei ausstoßen. Es wurde nur ein Kichern. Dann kümmerte sie sich um den zweiten Toten.
    Auch der wurde angehoben und in den anderen Wagen geladen.
    Fertig.
    Die Lage der beiden Toten war nicht normal. Sie saßen mehr. Die Frau hatte ihnen die Beine noch angewinkelt, damit die mehr Platz hatten.
    Was würde passieren?
    Paul hatte keine Ahnung.
    Mit einem einzigen Blick in seinen kleinen Wachraum hätte die Frau feststellen können, dass sie von einem Zeugen beobachtet worden war.
    Paul Osika handelte. Er ließ seinen Kopf wieder zurücksinken, er missachtete die Schmerzen, die dabei entstanden, er wollte nur so leblos wie möglich wirken, wenn die Frau ihn entdeckte. Dass dies der Fall sein würde, stand für ihn fest. Sie konnte die offene Tür nicht übersehen. Es sei denn, sie tat es bewusst.
    Paul Osika verließ sich nur auf sein Gehör, auch wenn das durch die Schmerzen beeinträchtigt war. Er versuchte sie so weit es ging zu unterdrücken. Ihm war, als ob die Zeit überhaupt nicht verstreichen würde. Er lag da, er wartete und hörte dann den Klang der Schritte in seiner Nähe.
    Kam sie?
    War sie schon da?
    Paul verschluckte den Angstschrei, der in seiner Kehle entstand.
    Er betete innerlich. Er schwitzte. Die Schmerzen jagten durch seinen Kopf, und er hörte die Flüsterstimme der Frau.
    »Die ersten beiden. Ich will nicht zu gierig sein, aber der Anfang ist gemacht.«
    Mehr sagte sie nicht. Auf der Stelle drehte sie sich um. Paul lauschte auf das Schleifen ihrer Sohlen, als sie seine unmittelbare Nähe verließ und zu ihren Wagen schritt.
    Er wusste, wie es sich anhörte, wenn ein Wagen über den Boden geschoben wurde. Das geschah niemals lautlos. Ein leises Geräusch war immer zu hören.
    Hier verhielt es sich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher