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1435 - Tödlicher Frost

1435 - Tödlicher Frost

Titel: 1435 - Tödlicher Frost
Autoren: Jason Dark
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ihm stand, das war unglaublich. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse hatte er sich nicht geirrt.
    Und doch holte er die Lampe hervor. Er wollte es genau sehen.
    Seine Finger waren bereits klamm geworden. Trotzdem verzichtete er auf die Handschuhe. Er schob den Schalter nach oben, und einen Moment später schickte die Lampe ihren hellen Strahl in das unwirkliche Dämmerlicht hinein.
    Treffer!
    Jasper unterdrückte nur mühsam einen Schrei, denn was er sah, war unglaublich.
    Vor ihm standen Menschen!
    ***
    Der Fahrer sah, dass sie plötzlich anfingen zu zittern. Es waren nicht sie, er selbst war es, weil es ihm nicht mehr möglich war, seine Lampe ruhig zu halten.
    Zuerst dachte er daran, dass es Skulpturen waren, die jemand in diese kirchenähnliche Höhle gestellt hatte.
    Er musste näher heran, um es genau zu ergründen. Es kostete ihn schon Überwindung, die ersten Schritte zurückzulegen. Er hatte das Gefühl, Eis in seinen Knochen zu spüren.
    Er ging vorsichtiger. Das Licht suchte sich ein Ziel. Es war eine Gestalt, die leicht gekrümmt, aber leichenstarr auf der Stelle stand. Jasper erkannte in ihr einen älteren Mann.
    Er war der Erste in der Reihe. Neben ihm blieb der Fahrer stehen und leuchte an ihm vorbei.
    Mit Staunen erkannte er, dass sich die Höhle im Hintergrund öffnete. Sie wurde noch breiter, und er verglich sie mit einem großen Saal.
    Aber der Saal war nicht leer. Man hatte ihn mit Menschen gefüllt, die allesamt auf ihren Plätzen standen und sich nicht bewegten, die sich nicht bewegen konnten, weil sie erfroren oder eingefroren waren. Gefangen und gestorben in einem tödlichen Eiskeller unter der Erde.
    Jasper hielt den Atem an. Er konnte nicht mehr denken. Über ihn war etwas hereingebrochen, das man schon als einen Sturmwind bezeichnen konnte.
    Obwohl sich keine dieser Gestalten bewegte, spürte er Furcht in sich. Sie war ihm in die Glieder gekrochen, sodass er sich beinahe fühlte wie die Gestalten.
    Jasper überlegte, ob er verschwinden sollte. Wäre er allein gewesen, dann hätte er sich umgedreht, um wegzurennen. Nur gab es da noch diesen Major, der ihm ausgerechnet jetzt folgen wollte.
    Das passte ihm nicht. Es war nur nicht zu ändern. Wieder leuchtete er in die Lücken hinein, die es zwischen den Gestalten gab. Zu dicht beisammen standen sie nicht, aber jeder Mensch – ob Mann oder Frau – hatte eine bestimmte Position eingenommen. Sie wirkten so, als wären sie mitten aus dem Leben herausgerissen worden.
    Jasper interessierte sich für den älteren Mann vor ihm. Die anderen Gestalten wollte er sich nicht anschauen. Auch fürchtete er sich davor, dass sie jeden Augenblick erwachen und ihn angreifen konnten. Nichts schien ihm mehr unmöglich.
    Sie taten es nicht. Sie blieben eingefroren in dieser Eiseskälte zurück.
    Der Mann vor ihm!
    Sehr dicht ging Jasper an ihn heran. Er leuchtete ihm ins Gesicht.
    Gesicht? Die Augen des Soldaten bewegten sich heftig. Ja, das war schon ein Gesicht, aber es glich mehr einer starren Maske. Über die Haut hatte sich eine dünne Schicht gelegt. Weiß und leicht körnig.
    Eine Hinterlassenschaft des Frostes.
    »Vereist«, flüsterte Jasper. »Der Mann ist vereist.« Er traute sich jetzt, dessen Haare anzufassen. Auch sie waren gefroren und glitten als steife Strähnen kalt durch seine Finger.
    Es war nicht zu begreifen. Das alles hier kam ihm so weit weg vom normalen Leben vor. Hier hatte sich etwas zusammengebraut, das in ferner Zeit entstanden war.
    Mehr als seltsam war das.
    Der Mund des alten Mannes war nicht geschlossen. Deshalb sah er aus, als wäre er bei seinem letzten Atemzug von einer Sekunde zur anderen vereist.
    Jasper hatte mal von einem Wachsfigurenkabinett gehört, das es in London geben sollte. So ähnlich war es auch hier. Die Menschen hier in der Höhle schienen aus einem Wachsfigurenkabinett zu stammen, und sie würden bei Wärme auftauen.
    Was war hier geschehen? Wann war es geschehen? Warum war es geschehen? Welche Altlast der Geschichte stand hier verborgen?
    Auf diese Fragen wusste der Fahrer keine Antwort. Er kam sich verloren vor und glaubte sogar, dass die letzten Schreie der Menschen durch die Kälte erstickt worden waren.
    Ohne sich zu bewegen, wartete er ab. Seine Gedanken suchten nach einer Erklärung. Das hier konnte er nicht für sich behalten. Er würde Meldung machen müssen. So etwas war eine Nummer zu groß für ihn.
    »Jasper?«
    Die scharfe Stimme des Majors ließ ihn heftig zusammenzucken.
    Aufgrund der
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