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1434 - Todeswünsche

1434 - Todeswünsche

Titel: 1434 - Todeswünsche
Autoren: Jason Dark
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wieder. »So«, flüsterte er, »ich habe es getan.«
    »Und?«
    »Es war ein toller Wunsch.«
    »Das freut mich.«
    Lefty war nervös. »Willst du ihn denn wissen?«, flüsterte er. »Er hat auch mit dir zu tun.«
    Rita trat einen Schritt zur Seite, damit sie die Arme ausstrecken konnte.
    »Nein, nein, den darfst du mir nicht sagen. Wie ich dir erklärte, muss man die Wünsche für sich behalten.«
    »Schade.«
    »Pech gehabt, es…«
    »Und jetzt bist du dran, Rita. Du darfst dir etwas wünschen. Schnell.« Er wies gegen den Himmel. »Die fallenden Sternschnuppen schwächen sich bereits ab. Wenn du nicht jetzt anfängst, dann klappt es nicht.«
    »Richtig.«
    Lefty war noch immer aufgeregt. »Weißt du denn schon, was du dir wünschen willst?«
    »Bestimmt.«
    »Was ist…«
    Rita drückte ihren Zeigefinger senkrecht gegen ihre Lippen.
    »Verstehe, du darfst nichts verraten.«
    Sie nickte nur, nahm den Finger aber weg und legte den Kopf leicht nach hinten. Sie schloss die Augen nicht. Ihre ineinander verschränkten Hände sahen verkrampft aus. Sie schaute in den Himmel, wobei sich Lefty über ihren kalten Blick wunderte, zu dem das harte Lächeln passte, das sich um ihre Lippen gelegt hatte.
    Sie ist überhaupt nicht entspannt und locker, dachte er. Was mag sie sich wohl wünschen?
    Rita schwieg. Den Atem saugte sie durch die Nasenlöcher ein und stieß ihn durch den Mund wieder aus. Einige Male zuckte es in ihrem Gesicht, wobei sich auch die Lippen bewegten. Aber sie sagte kein Wort. Ihre Wünsche oder ihren Wunsch behielt sie für sich.
    Lefty Farr wusste natürlich, dass dies alles nur Märchen waren.
    Aberglaube, auch wenn man sich etwas wünschte, es würde nicht in Erfüllung gehen, weil man es sich gewünscht hatte. Die Menschen brauchten eben gewisse Ausweichmöglichkeiten, um sich von den Sorgen des Alltags zu befreien. Das war schon immer so gewesen und würde auch so bleiben, so lange es Menschen gab.
    Lefty wusste nicht, wie lange sein Wünschen gedauert hatte. Nicht so lange wie das seiner Freundin. Rita konnte gar nicht mehr aufhören.
    Sie schien von ihrem Wunsch gefangen zu sein. Auf ihrem Gesicht zeichneten sich die Emotionen ab, die sie durchliefen.
    Einige Male schüttelte sie auch den Kopf. Dann war ein leises Stöhnen zu hören, das Lefty irgendwie als eine Zustimmung wahrnahm. Lefty wollte sie schon fragen. Nur traute er sich nicht. Rita war einfach zu stark mit sich selbst beschäftigt. Dieser Wunsch schien ihr schwer auf der Seele zu lasten.
    Nein, er wollte sie nicht stören. Sie befand sich in einem ungewöhnlichen Zustand und schien von ihren Wünschen gequält zu werden.
    Dann war es auch bei ihr vorbei. Ein letzter Atemzug, ein schnelles Nicken, das war es dann.
    Lefty traute sich erst jetzt, eine Frage zu stellen. Zuerst tippte er sie an und flüsterte: »Rita…?«
    Sie gab keine Antwort. Die Augen hatte sie in den letzten Sekunden geschlossen, und nur sehr langsam öffnete Rita sie wieder. Wie jemand, dem es nicht passte, aus einem wunderbaren Traum gerissen zu werden.
    Lefty gab zunächst keinen Kommentar ab.
    Rita kam wieder von allein zu sich. Doch erst nach einem kurzen Kopf schütteln.
    »Was war denn los?«
    »Ich habe mir etwas gewünscht«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Super. Du hast nur so komisch dabei ausgesehen, wenn ich ehrlich bin. Das hat mich überrascht.«
    »Wie komisch denn?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Auf mich hast du einen verbissenen Eindruck gemacht, als wäre dein Wunsch besonders schlimm gewesen, sodass er dich quälte.«
    Rita gab keine Antwort. Sie hob nur die Schultern an.
    »Stimmt es?«
    »Kann sein, kann nicht sein.« Sie warf einen Blick in die Höhe.
    Dort hatte sich das Bild abgeschwächt. Die große Masse der Sternschnuppen hatte nachgelassen. Nur noch vereinzelt verglühten sie am Himmel.
    »Sollen wir wieder zum Auto zurück?«, fragte Lefty.
    »Ja, das ist wohl besser.«
    »Und dann?«
    »Wir können fahren.«
    »Zu mir?«
    »Auch das.«
    Lefty freute sich über Ritas Antwort. Das tat ihm wirklich gut.
    Auch wenn seine Wohnung nur aus einem Zimmer bestand, das ziemlich düster war. Doch wenn Rita sich dort aufhielt, hatte er immer den Eindruck, die Sonne würde aufgehen.
    Schweigend gingen sie zurück zum Wagen. Bevor sie einstiegen, warfen sie beide einen letzten Blick zum Himmel, der sich jetzt wieder dunkel und normal über ihnen wölbte.
    Sie stiegen ein. Auf dieser schmalen Straße waren sie allein auf weiter Flur. Die nächste
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