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1434 - Todeswünsche

1434 - Todeswünsche

Titel: 1434 - Todeswünsche
Autoren: Jason Dark
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habe ich mich nach Hause getraut und habe meine Mutter fast nur weinen sehen. Sie sah schlimm aus. Dieser Hundesohn hat nicht aufgehört, sie zu bedrängen und zu schlagen, und sie musste ihm noch zu Willen sein, diesem besoffenen Schwein. Ich habe alles versucht. Gefleht, gebettelt, dass Mutter doch endlich von diesem Schwein weglaufen sollte. Es hat nichts genutzt. Sie ist bei ihm geblieben und hat von einem Schicksal gesprochen, bis es dann wirklich zu spät für sie war.«
    »Du meinst den Selbstmord deiner Mutter?«
    »Genau den, Lefty. Der ist nicht grundlos geschehen. Auch wenn mein Stiefvater selbst keine Hand angelegt hat, ich halte ihn trotzdem für den Mörder. Meine Mutter hat keine andere Möglichkeit gesehen, aus diesem goldenen Käfig, in dem die Gewalt regierte, zu fliehen.«
    »Stimmt, Rita. Ich vergaß, dass dein Stiefvater recht reich ist. Ist sie deshalb bei ihm geblieben?«
    Rita nickte. »Wahrscheinlich schon. Obwohl ich mir das nicht vorstellen kann.«
    Lefty strich über Ritas Wange. Er spürte dort die Tränen. »Nimm es nicht so tragisch, Rita. Du weißt doch, dass es nur Sprüche sind, was man so sagt, wenn die Sternschnuppen vom Himmel fallen. Ich habe noch nie gehört, dass so etwas eingetroffen ist.«
    »Weiß man’s?«, fragte sie.
    Lefty Farr gab darauf keine Antwort. Dafür startete er den Motor und fuhr an…
    ***
    Die Conollys hatten zum Sternschnuppenschauen eingeladen. Gekommen waren Glenda Perkins, Shao, Suko und ich. Wobei die Sternschnuppen, die in den folgenden Stunden vom Himmel fallen würden, eigentlich nur der Vorwand waren, sich mal wieder zu treffen.
    Die Temperaturen waren an diesem Herbsttag noch mal in die Höhe geschossen, und auch bei Einbruch der Dunkelheit war es nicht viel kühler geworden. Dieses Glück genossen wir natürlich.
    Wir brauchten uns nicht im Haus aufzuhalten, sondern konnten im Garten sitzen. Und sollte es tatsächlich zu kühl werden, würden die Heizstrahler, die Bill Conolly hatte aufstellen lassen, ihre Wärme abgeben.
    Hätte der Himmel nicht mitgespielt und sich nicht in dieser Klarheit gezeigt, hätten wir alles vergessen können. So aber würden wir den versprochenen Regen an kosmischem Staub zur Erde fallen sehen. Doch bis dahin würde noch einige Zeit verstreichen.
    Sheila und Bill hatten nicht nur für Getränke gesorgt, sondern auch für die nötigen Sattmacher. Sheilas Pizza war ebenso berühmt wie Glendas Kaffee. Frisch zubereitet und in handliche Stücke zurechtgeschnitten, lag sie auf dem Tablett. Wir konnten aber auch Zwiebelkuchen essen und dazu Federweißen, sehr jungen, noch trüben Wein trinken. Die Conollys hatten das mal in Deutschland erlebt, und es hatte ihnen so gut geschmeckt, dass sie den Federweißen hatten nach London kommen lassen. Jedenfalls standen sechs Flaschen zur Verfügung.
    Mir schmeckte er. Auch Glenda lächelte, als sie ihn probiert hatte.
    Der Zwiebelkuchen passte dazu, die Pizza schmeckte auch, und das Wetter stand sowieso auf unserer Seite.
    Es war wohl einer der letzten Tage, an denen die Menschen im Freien sitzen konnten, ohne zu frieren. Zudem hatten einige Blätter schon bunte Farben angenommen. Die Natur war eben nicht aufzuhalten.
    Auch ich brauchte nicht unbedingt auf das bereitgestellte Wasser zurückzugreifen, denn Shao oder Suko würden zurückfahren. So konnten Glenda und ich uns ein Gläschen genehmigen. Zudem würde Glenda den Rest der Nacht bei mir verbringen.
    Wir hatten uns in der Nähe des Hauses versammelt. Die Sonne tauchte die Welt im Westen in ihre letzte, tiefrote Glut, und im Garten der Conollys verbreiteten Laternen künstliches Licht.
    Ich war ein paar Schritte über das Grundstück geschritten und schaute in die Röte des Himmels. In der Hand hielt ich mein Glas mit dem jungen Wein, und ich dachte daran, wie schnell mal wieder die Zeit vergangen war. Kaum zu fassen. Da konnte man wirklich nur den Kopf schütteln, was Glenda sah, denn sie kam in diesem Moment auf mich zu.
    »Was ist los mit dir, John? Du schüttelst den Kopf. Führst du Selbstgespräche?«
    »So ungefähr.«
    Sie hakte sich bei mir ein. »An was hast du gerade gedacht? Ehrlich!«
    »Das kann ich dir gern sagen. Ich dachte daran, wie schnell doch die Zeit vergeht. Noch gut vier Monate, dann ist das Jahr vorbei. Man kommt kaum zum Nachdenken. Es passiert einfach zu viel, und irgendwann kann man darüber nur den Kopf schütteln.«
    »Stimmt. Das Leben huscht vorbei.«
    »Und die Freunde ebenfalls.«
    »Was meinst du
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