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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer
Autoren: Ronald M. Hahn
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– oder durchs Dach…
    Als Black sich an einer Regenrinne nach oben zog, hörte er ein unheimliches Fauchen. Er schaute erschreckt in die Höhe.
    Am Himmel schwebte schon wieder der vom Sternenlicht erhellte Ballon. Über den Rand des an ihm hängenden Korbes beugte sich jemand, der eine Lederkappe trug. Die beiden Propeller standen still, und der Ballon flog niedriger als zuvor.
    Black konnte erkennen, dass der Pilot in eine andere Richtung schaute. Dann verschwand er hinter den Dächern.
    Mr. Black atmete auf und setzte seinen Weg fort. In der zweiten Etage fand er ein unsauber verschlossenes Fenster.
    Der Raum dahinter war unbewohnt, also schwang er sich übers Fensterbrett hinein und ging in die Hocke. Erneut konnte er den Ballonfahrer sehen: Er kreiste über der Stadt, als suchte er jemanden.
    Such, bis du schwarz wirst, dachte Black. Mich findest du nicht…
    Dann zuckte er zusammen. Von nebenan drangen Stimmen an sein Ohr. Da war ein Kleiderschrank, groß genug, um einen Mann zu verbergen. Black versicherte sich, dass er unverschlossen und geräuschlos zu öffnen war, dann pirschte er zu der Tür, die zum Nebenraum führte, und lauschte.
    »Der Bursche, der noch auf freiem Fuß ist, macht mir Sorgen«, sagte eine sonore Stimme. »Vor allen Dingen beunruhigt mich, dass er ein Schießeisen hat.«
    »Was bedeutet, dass er einer Gesellschaft entstammt, in der man die Wissenschaft noch nicht vergessen hat, Doktor.«
    »Dann ist also nicht die gesamte Zivilisation den Bach runter gegangen«, erwiderte der Doktor. »Ich wette, er ist Amerikaner, wie der Schwarze. Das lässt mich Böses ahnen.«
    Blacks Nackenhaare richteten sich auf. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass die Männer nebenan Englisch sprachen.
    Verdammt, was geht hier vor? Dann fiel ihm ein, was Ygoor erzählt hatte: Dass die namenlose Stadt am Anfang des 21.
    Jahrhunderts von Leuten besetzt worden war, die meist aus den USA stammten. Er hatte es wohl mit ihren Nachfahren zu tun.
    »Es freut mich freilich besonders«, fuhr der Doktor triumphierend fort, »dass es uns seit Urzeiten erstmals wieder gelungen ist, reinblütiger Menschen habhaft zu werden. Ich wette, ihre Gene werden zu einem erfolgreichen Abschluss meiner Verschönerungsexperimente beitragen…«
    Reinblütige Menschen? Gene? Experimente? Was lief hier ab? Mit welchen Leuten hatte Black es zu tun? Das Gesicht des Vermummten fiel ihm ein, das er während des Kampfes gesehen hatte. Sahen die Bewohner dieser Stadt etwa alle so aus? War ihre Entstellung die Folge einer Mutation, die ihre Ahnen hatten erleiden müssen?
    »Bringt den Schwarzen her«, hörte Black den ominösen Doktor sagen. »Wir brauchen nähere Informationen über die Lage in den USA. Seine Bewaffnung deutet darauf hin, dass die Bonzen den Einschlag des Kometen in ihren Bunkern überlebt und eine neue Zivilisation aufgebaut haben…«
    »Glauben Sie, er gehört zur Vorhut einer Streitmacht, Doktor?«
    »Ich weiß nicht, aber wir müssen mit allem rechnen.«
    Der Gesprächspartner des Doktors schien den Raum zu verlassen, denn Black hörte eine Tür ins Schloss fallen.
    Obwohl ihm allerlei Gedanken durch den Kopf gingen – wieso wussten diese Unheimlichen von der Existenz amerikanischer Bunker? –, eilte er zur anderen Tür des Raumes und schaute in einen von Wandkerzen beleuchteten Korridor.
    Am Ende des Ganges sah er nicht einen, sondern zwei Vermummte, die gerade um eine Ecke bogen.
    Black folgte ihnen. Sie würden ihn zu Hacker und Urla führen. Die Kuttenträger gingen eine Steintreppe hinauf, die ihre Schritte dämpfte. Je höher Black kam, desto weniger gut schien das Gebäude in Schuss zu sein. Hier und da war der Putz von den Wänden gefallen. Er sah Mauerrisse und Spalten, manche groß genug, um eine Hand hinein zu schieben.
    Im dritten Stock hielten die Unheimlichen vor einer Bohlentür an. Rechts und links waren Silberschalen an der Wand befestigt. Dicke Kerzen tauchten den Gang in Zwielicht.
    Einer der Vermummten zog einen Schlüsselbund unter seinem Gewand hervor.
    Jetzt oder nie! Als die Männer ihm den Rücken zuwandten, überwand Black, die Strogoff in der Rechten, auf leisen Sohlen die letzten Meter.
    Krack! Es knirschte, als der Griff der Waffe den Hinterkopf des Mannes traf, der ihm am nächsten stand. Selbiger ging mit einem Ächzen in die Knie. Gleichzeitig hämmerte Blacks steinharte Linke auf den Scheitel des zweiten Burschen. Der Schlüsselbund fiel rasselnd auf die Dielen. Der Vermummte fiel nach
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