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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer
Autoren: Ronald M. Hahn
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Er drehte sich zu den Wächtern um. »Ja, es dauert nicht mehr lange! Die Gene der Gefangenen werden mein bisher vom Pech verfolgtes Experiment endlich zum Abschluss bringen!« Er wandte sich an Black. »Sie können sich nicht vorstellen, welche Genugtuung ich empfinde, dass uns die Vorsehung endlich mit gesundem Genmaterial versorgt hat! Das, womit ich bisher experimentieren konnte, war nur mutierter Dreck!«
    Die Leidenschaft, mit der Stapleton seine Worte in den Raum hinaus schrie, war von seinem Standpunkt aus gesehen ganz gut verständlich, doch für Black, dem Schauerliches schwante, klang es wie das Pfeifen eines Angsthasen in einem dunklen Keller. Er hatte keine Ahnung, wie weit Stapleton gehen würde, um aus den Zellen Gefangener verwertbares Material zu gewinnen, doch er hatte auch keine Lust, als seziertes Versuchskaninchen in einem Labor zu enden.
    Um dies zu verhindern, musste er etwas unternehmen.
    Und so atmete Black ein und holte aus. Er berichtete von der wunderbaren Medizin und dem tollen Stand der Technik in seiner Heimat. Er schwadronierte über die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen in Meeraka. Er förderte alles zu Tage, was er je gehört hatte, auch wenn er es wegen seiner mangelnden Bildung nicht wissenschaftlich fundiert erläutern konnte. Er berichtete von Takeos Androidenkörpern, die auch dem missgestaltesten Menschen ein normales Aussehen verleihen konnten, doch als er erschöpft innehielt, las er Stapletons funkelndem Blick nur eins: Fehlanzeige.
    »Sie wagen es…!«, fauchte der Chemiker. »Sie wagen es, mir und den Meinen einen solch abartigen Vorschlag zu machen? Sie zweifeln tatsächlich daran, dass es mir gelingen wird, meine geniale Formel so zu modifizieren, dass es für uns alle wieder ein normales Leben gibt?«
    »Nun, ähm…«
    Stapletons Hände wirbelten unwirsch durch die Luft, und er fauchte ungehalten. »Wer sind Sie denn schon, Mr. Schwarzenegger? Ein Nichts! Ein dummer, ungebildeter Muskelprotz! Haben Sie überhaupt Abitur? Glauben Sie etwa, ich wüsste nicht, dass Sie mich nur in die USA locken wollen, damit man mir meine geniale Formel stiehlt, um sie anschließend an die Bonzen zu verhökern? Glauben Sie, ich wüsste nicht, dass Sie nur aus dem Grund in unsere Stadt gekommen sind, um mir meine Formel zu stehlen?«
    »Ich versichere Ihnen…«, setzte Black an. Doch sein Verstand sagte ihm, dass er keine Chance gegen einen Menschen hatte, dem noch nicht aufgefallen war, dass sein Serum auch den Verstand geschädigt hatte – falls er nicht schon immer meschugge gewesen war.
    »Keinem Wissenschaftler außer mir«, fauchte Stapleton, »kann die Modifikation gelingen.« Er schaute zu den Wächtern.
    »Danach werde ich den mir zustehenden Nobelpreis gern in Empfang nehmen und erst mal Urlaub auf Hawaii machen.«
    ***
    Vier Vermummte stießen Black in die Zelle, in der sich schon Urla und Hacker befanden. Auch Ygoor war bei ihnen. Er saß wie ein Häufchen Elend in einer Ecke und wagte nicht aufzuschauen.
    »Ich konnte doch nicht ahnen, dass ausgerechnet Sie vor der Tür stehen«, sagte Mr. Hacker bekümmert, als Black sich verlegen aus Urlas inniger Umarmung löste.
    »Machen Sie halblang, Mr. Hacker.« Black näherte sich dem vergitterten Fenster, packte die Stangen und merkte, dass sie zu fest saßen, um sie aus der Wand zu reißen. Sein Blick schweifte über die Dächer – und erfasste den merkwürdigen Ballon.
    »Das ist Kapitän Pofski«, sagte Hacker. »Der Mann, der mich hierher gebracht hat. Ich wette, er sucht noch immer nach mir, weil er nicht ohne mich nach Tscherskij zurück will…«
    Hacker berichtete von seiner abenteuerlichen Reise und schilderte seine Begegnung mit Urla. Ygoor wurde noch kleiner, als sein Versuch zur Sprache kam, ihr Gewalt anzutun.
    »Angesichts dessen, was uns bevorsteht, kann ich wohl darauf verzichten, Ihre Zähne zu begradigen, Gospodin«, sagte Black finster zu Ygoor. Als er erzählte, welches Schicksal Stapleton ihnen zugedacht hatte, verfiel Ygoor in leises Jammern.
    Dann ging die Tür auf und ein dreiköpfiges Vermummtenkommando trat ein, trieb die Gefangenen mit vorgehaltenen Klingen in eine Ecke und nahm Ygoor mit.
    »Was geschieht mit mir?«, rief er weinerlich.
    Ein Knurren war die Antwort.
    »Sie bringen ihn vermutlich zur Sektion«, sagte Black, als das Kommando gegangen war. Dann erläuterte er, was er damit meinte.
    »Sie wollen uns… die Körper öffnen?!«
    Hacker schwarzes Gesicht wurde um drei Nuancen
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