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1381 - Wanderer zwischen den Welten

1381 - Wanderer zwischen den Welten

Titel: 1381 - Wanderer zwischen den Welten
Autoren: Jason Dark
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Sicherlich versuchten sie es, nur war das Licht stärker. Es holte sie in die reale Welt zurück.
    Alles wurde anders und zugleich so wie sonst. Nur saßen sich die beiden nicht mehr auf dem Bett gegenüber. Sie schienen jeder einen heftigen Stoß erhalten zu haben, der sie in die verschiedenen Richtungen hin wegkippen ließ, sodass sie auf dem Rücken landeten und zunächst bewegungslos liegen blieben.
    Ich beugte mich zuerst über Alain. Sein Gesicht sah wächsern aus, und die Lippen zitterten.
    Dann schaute ich bei Norma nach.
    Auch sie sah aus wie eine frische Leiche, und in ihrem Gesicht bewegte sich ebenfalls nichts. Die Augen waren weit aufgerissen, der leere Blick auf die Decke gerichtet, und als ich meine Hand vor ihren Augen von einer Seite zur anderen bewegte, reagierte sie nicht. Sie musste in eine Art Trance gefallen sein.
    Waren sie gerettet? Hatte ich sie von ihrem Fluch oder etwas ähnlichem befreit?
    Norma war nicht in der Lage, mir eine Antwort zu geben, aber Alains Stöhnen ließ mich hoffen. Ich sah, wie er sich umdrehte, sich dann in die Höhe stemmte und den Kopf schüttelte. Erst als er auf dem Bett kniete, sprach ich ihn an.
    »Alain…«
    Sehr langsam drehte er seinen Kopf. Er schaute mich an, er schloss die Augen, öffnete sie wieder und stöhnte. Danach drehte er sich und setzte sich hin.
    Jetzt lag Norma zu seinen Füßen. Er nahm sie zwar wahr, doch er kümmerte sich nicht um sie, denn jetzt war ich wichtiger.
    »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist John Sinclair.«
    »Ha, und wie kommen Sie in mein Haus?«
    »Es ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen später erzählen werde.«
    »Und was suchen Sie hier?«
    »Sie, Alain, und auch Norma. Oder wissen Sie nicht, was hier vorgefallen ist?«
    Wieder blickte er mich an. Und er rutsche weiter bis zur Bettkante vor und ließ seinen Blick über den Boden gleiten.
    Dort lag jemand, der zwar nur noch eine aufgequollene Masse war, der aber ein Gesicht mit Alains Zügen hatte. Die Kraft des geweihten Silbers hatte diese Gestalt entsprechend verändert und zu einem schon abstoßenden Wesen gemacht, doch das Gesicht war unverkennbar, und das nahm auch Alain zur Kenntnis. Seine rechte Hand fuhr langsam hoch zu seinem Gesicht, bis sie den Mund erreichte und er die Finger dagegen legte.
    Er blieb eine Weile stumm, bis ich ihm eine Frage stellte. »Brauchen Sie eine Erklärung?«
    »Gibt es denn eine?«
    »Bestimmt, aber sie können Sie auch selbst geben, wenn Sie sich daran erinnern, was Sie und Norma getan haben.«
    Er senkte den Kopf und überlegte. »Was sollen wir denn getan haben? Ich weiß nichts.«
    Hinter den schrägen Fenstern veränderte sich der Hintergrund.
    Die erste Helligkeit des neues Tages schlich vorsichtig über den Himmel hinweg und vertrieb die Finsternis. Die dunkle Zeit war vorbei, doch ob sie auch für mein Gegenüber vorüber war, das stand in den Sternen.
    Alain stöhnte wieder. Er verließ das Bett, wagte nicht, einen Blick auf die Masse zu werfen, und zog Norma in die Höhe. Dass von ihrer Zweitgestalt ein Fleck auf dem Bett zurückgeblieben war, das nahm er möglicherweise zur Kenntnis, doch es berührte ihn nicht weiter, und er kam auch nicht auf den Gedanken, dass er mit seiner Partnerin zu tun haben könnte.
    Norma war noch immer benommen. Sie sprach nicht. Sie saß jetzt da und schaute ins Leere.
    Aber Alain sprach. »Es war wohl die andere Seite«, flüsterte er und nickte. »Das wird es gewesen sein.«
    »Können Sie das genauer erklären?«, erkundigte ich mich.
    Er warf mir einen müden Blick zu. »Muss ich das?«
    »Wäre gut. Möglicherweise auch für Sie. Es könnte sein, dass Sie Ihre Seele damit befreien.«
    »Ja, da war was. Wir haben experimentiert – Norma und ich. Wir hörten von einer Welt, in der es uns noch mal gibt. Nicht als direkte Menschen, sondern als Engel. Verstehen Sie?«
    »Sicher.«
    »Ach, hören Sie auf, das verstehen Sie nicht.« Er winkte ab und beschäftigte sich wieder mit sich selbst. »Ich kann Ihnen aber sagen, wie ich mich fühle…«
    Er lachte. »Ich fühle mich wie jemand, der zwar noch existiert, dem aber trotzdem einiges entrissen wurde.«
    »Was meinen Sie?«
    »Das weiß ich auch nicht.« Er starrte wieder ins Leere. »Und ich weiß nicht mal, ob wir unser Ziel auch erreicht haben.«
    »Doch, das haben Sie.«
    »Ja? Wie kommen Sie darauf?«
    »Schauen Sie sich die Gestalt auf dem Boden an, dann wissen Sie es. Denn das Gesicht in der Masse gehört Ihnen. Es hat sie zweimal gegeben,
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