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1381 - Romanze in Psi

Titel: 1381 - Romanze in Psi
Autoren: Unbekannt
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besonders erbaut, denn im selben Moment flammten die Schutzschirme der HARMONIE grell auf, und das Schiff schüttelte sich wie ein verwundetes Tier.
    Salaam Siin dachte in diesen Sekunden nicht daran, daß dies das Durcheinander war, das Atlan sich wohl gewünscht hatte. Er hatte einfach nur Angst - und außerdem war er wütend. Er war so wütend, daß er sich erneut vergaß und ein paar krachende Donnerschläge zum besten gab, ein ophalisches „Himmel, Ar... und Zwirn noch einmal" gewissermaßen ... und das Feuer wurde eingestellt.
    Also gut, dachte Salaam Siin bei sich. Wenn es so kräftiger Töne bedarf, um euch beizukommen, dann sollt ihr auch bekommen, was ihr braucht!
    Und dann stimmte er das Lied des Ersten Tages an, und er tat es mit Macht, mit grollenden Akkorden und rollendem Paukengerassel und einer solchen Lautstärke, daß sich den Hauri die Trommelfelle biegen mußten, falls sie Trommelfelle besaßen. Erst als er an die Stelle kam: „Ein neues All wird entstehen", griff er wieder auf melodischere Mittel zurück. ... und über den leuchtenden Wolken der Protomaterie wird der Geist des Herrn Heptamer schweben, zu Ehren der Götter im Land Shamuu, die das gewaltige Werk des Alls geschaffen haben und für dessen stete Erneuerung sorgen.
    Salaam Siin hatte sich in Rage gesungen, und wenn er auch zum Schluß hin immer melodischer wurde - in der Lautstärke gab er um kein Quentchen nach. Im Gegenteil, er steigerte sich in eine Flut von Akkorden hinein, die all seine Wut und seine Angst hinwegspülten.
    Jemand rüttelte ihn an der Schulter, und durch einen Schleier hindurch sah er das Gesicht einer Kartanin. „Hör auf!" flehte Ge-Liang. „Es ist schon längst genug, Salaam Siin! Die Hauri rühren sich nicht mehr, und der Paratau geht zu Ende!"
    Wie ... was ...
    Salaam Siin besaß noch genug Geistesgegenwart, um nicht laut zu fragen, sondern erst den letzten Akkord ausklingen zu lassen und dann die Orgel auszuschalten, die gar keine Orgel war. Nicht auszudenken, wenn er mitten in diesen Gesang hinein dumme Fragen gestellt hätte, und dies vor den Ohren der Hauri. „Haben sie aufgehört zu schießen?" fragte der Ophaler halb benommen. „Es ist kein Schuß mehr gefallen, seit du mit deinem Gesang begonnen hast", sagte Kam-Pera-H'ay, einer der männlichen Kartanin, der am Eingang stand und einen seltsam eingeschüchterten Eindruck machte. „Was ist mit dir los?" wollte Salaam Siin gerade fragen.
    Da tat Mou-Mou-H'ay einen tiefen Seufzer und ließ den leeren Paratau-Kasten fallen. „Ich spüre, daß es wahr ist", wisperte sie. „Bei den Geistern unserer Ahnen - diese Lehre ist unglaublich."
    „Sind die Tränen N'jalas tatsächlich alle?" fragte Salaam Siin erschrocken, der Mou-Mous Worte nicht recht begriff. „Nein", sagte Ge-Liang grimmig. „Ein paar Tränen stecken noch in diesem Teufelsding, das du deine Orgel nennst. Aber weit kommen wir damit nicht mehr. Mou-Mou, reiß dich jetzt zusammen. Dieser Gesang sollte nur die Hauri überzeugen, nicht aber dich!"
    „Es ist wundervoll!" flüsterte Mou-Mou unbeeindruckt. „Endlich begreife ich den Sinn des Universums."
    „Großartig!" flüsterte nun auch Lau-Teh-H'ay, eine andere weibliche Kartanin, die ebenfalls direkt an der Orgel gearbeitet hatte. „Da siehst du, was du angerichtet hast", schimpfte Ge-Liang-P'uo. „Kani'Pera, Via-Asa - bringt die beiden nach unten und sorgt dafür, daß sie sich gründlich ausschlafen. Wir wollen hoffen, daß es von selbst vorbeigeht!"
    „Aber sie haben doch recht!" sagte Kam-Pera schüchtern. „Etwas Großartiges ist geschehen - ich spüre es. Oder nicht?"
    Ge-Liang-P'uo hatte mit einem Seufzer die Augen geschlossen, und ihr Kinn zitterte vor Anstrengung.
    Kam-Pera strich sich verwirrt mit der Hand über die Stirn. „Es ist nichts geschehen", versicherte Ge-Liang sanft und machte die Augen wieder auf .Sie warf Via-Asa-H'ay einen scharfen Blick zu. „Was ist mit dir? Hat es dich auch erwischt?"
    „Ich bin mir nicht ganz sicher", murmelte die Kartanin, die jüngste in dieser Zwölfergruppe. „Ich glaube, man sollte über diese Dinge mal in Ruhe nachdenken..."
    „Genug" schrie Ge-Liang wütend. „Hinaus mit euch!"
    Kam-Pera nahm Mou-Mou entschlossen beim Arm und zog sie mit sich. Lau-Teh und Via-Asa zockelten etwas unentschlossen hinterdrein.
    Ge-Liang wandte sich an Salaam Siin und starrte ihn nachdenklich an. „Beim nächstenmal muß ich rechtzeitig dafür sorgen, daß meine Leute sich die Ohren zustopfen",
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