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1381 - Romanze in Psi

Titel: 1381 - Romanze in Psi
Autoren: Unbekannt
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können. Lob und Preis! Hört das Lied des Sechsten Tages!"
    Von dem Hauri war nichts mehr zu hören.
    Salaam Siin sang das Lied des Sechsten Tages bis zum Ende, setzte feierliche Akkorde hintendran und unterbrach die Verbindung, als er meinte, daß es nun genug sei.
    In der HARMONIE wurde es still. Salaam Siin und die Kartanin warteten gespannt. Aber die Hauri meldeten sich nicht mehr. „Ich wette, die sind völlig weggetreten", bemerkte Mou-Mou-H'ay, die gerade eine neue Träne in die „Orgel" gesetzt hatte. „Noch ein paar Gesänge dieser Stärke, und ich beginne selbst daran zu glauben, daß das Hexameron eine feine Sache ist."
    „Keine Angst!" sang Salaam Siin vergnügt. „Von diesem Glauben könnte ich dich schnell wieder befreien."
    Er blickte zu seiner Orgel hinüber und betrachtete dann Ge-Liang-P'uo - was allerdings gar nicht so leicht festzustellen war, denn Salaam Siin hatte kein Gesicht im üblichen Sinn. Sein eiförmiger Kopf mit dem lippenlosen Mundschlitz trug ganze Trauben verschiedenfarbiger, knollenähnlicher Sinnesorgane. Es war nicht gesagt, daß die Ophaler keine Mimik hatten, aber sie war für Außenstehende jedenfalls - wenn überhaupt - nur nach langem, intensivem Studium dieser Wesen zu verstehen. Selbst der Mund gab keinen Aufschluß über Salaam Siins Stimmungen, denn er diente nur der Nahrungsaufnahme. Der „Sprechmund", wenn man ihn so bezeichnen wollte, saß ein gutes Stück tiefer, genau da, wo der Hals in den Rumpf überging, und er bildete einen armdicken Knorpelwulst mit zahlreichen Membranen darin.
    Menschliche Beobachter nannten diesen „Mund" gerne einen „organischen Synthesizer", denn die Ophaler konnten mit Hilfe der Membranen eine Fülle von Klängen erzeugen, die - von zornigen Baßlauten bis hin zu fröhlich trillernden Flötentönen - die Sprache dieser Wesen bildeten. Und natürlich konnten sie mit diesem Organ auch Musik erzeugen. Ein Meistersänger wie Salaam Siin konnte ein mittleres Orchester ersetzen.
    Außerdem besaß der Gesang eines Ophalers eine psionische Komponente. Auf sich allein gestellt, konnte Salaam Siin nach eigenem Dafürhalten in psionischer Hinsicht nicht viel ausrichten, und das war der Grund dafür, daß er so eifrig an seiner Orgel bastelte und auch die Kartanin für diese Arbeit einspannte. Die Orgel sollte ihm einen Chor ersetzen, und ein ophalischer Chor konnte Dinge vollbringen, gegen die sich das Werk der Trompeten von Jericho wie ein harmloses Kinderspiel ausnahm. Die psionische Wirkung eines solchen Chores konnte man noch in einer Entfernung von mehreren Lichtjahren spüren.
    Wie gesagt: Ge-Liang-P'uo konnte die Mimik des Ophalers nicht deuten, aber sie sah, daß er seinen Teleskophals so weit ausfuhr, daß seine Organtrauben auf gleicher Höhe mit dem Gesicht der Kartanin waren, und sie schloß daraus, daß der Ophaler sie ansah. „Zusammen haben wir eine durchschlagende Wirkung", stellte er fest, obwohl das nach den Ereignissen von Zapurush keine weltbewegende Neuigkeit mehr war. „Ich glaube, die Hauri in dieser Station werden eine Weile brauchen, bis sie wieder klar denken können. Trotzdem - ich wollte, ich hätte einen echten Chor von Ophalern hier. Dann wüßten die Jünger des Hexameron bald nicht mehr, wo oben oder unten ist."
    „Ich hoffe, daß die Ophaler nie zu unseren Feinden zählen werden", erwiderte Ge-Liang-P'uo in vollem Ernst. „Und ich hoffe außerdem, daß die Galaktiker schnell genug schalten, um die Chance zu nutzen, die wir ihnen eben verschafft haben. Allzuoft können wir das nämlich nicht machen. Unser Vorrat an Paratau hat nämlich ganz schön gelitten."
    Und sie selbst war erschöpft, aber das sagte sie nicht. Salaam Siin wußte es sowieso.
    Im Ushallu-System herrschte reger Betrieb. Zwischen den zweiundsechzig Planeten, von denen viele auch noch Monde hatten, waren so viele Raumschiffe unterschiedlicher Bauart unterwegs, daß man glauben konnte, die Hälfte aller raumfahrenden Völker der Galaxis Hangay gäbe sich hier ein Stelldichein.
    Die kleine, harmlos ausschauende HARMONIE konnte in diesem Gewimmel kaum auffallen, und Salaam Siin und seine kartanischen Begleiter wurden denn auch fürs erste nicht weiter belästigt.
    Das würde sich ändern, wenn sie sich einem der Planeten näherten, und es ließ sich schon jetzt absehen, daß der Planet Paghal einen besonders kritischen Punkt im Ushallu-System darstellte. Das gleiche galt für Cheobad. Diese beiden Welten blieben von der allgemeinen
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